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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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Junge wurde gesucht, und trotzdem spazierte er in seiner Wohnung in Mettingen ein und aus, als sei weder der Handtaschenraub an Frau Deringer, noch die schwere Körperverletzung vorgestern in Stuttgart je geschehen.
    »Sag I doch. Mit eim Mädle und ihrm Hond. So oane Blaugfärbte. Net der Hond. Des war an Schäferhondmischling.« Sie hatte Tränensäcke unter den Augen. Die Stützstrümpfe waren auf ihre Knöchel gerutscht und entblößten Beine voller bläulicher Krampfadern.
    »Aber was kann er daheim gewollt haben?«, fragte Fritz Keller sachlich. Die alte Frau zögerte.
    »Gwasche hen se. I han die Maschin schleidere ghört. Ond Kaffee kocht. Des han I geroche.«
    Keller nickte, als würde ihn nicht überraschen, dass ein jugendlicher Straftäter, der inzwischen in zwei Landkreisen gesucht wurde, hin und wieder nach Hause kam, um Wäsche zu waschen und Kaffee zu kochen.
    »Wir müssen den Stuttgartern mal richtig einheizen«, stieß Fabian zornig hervor. »Was machen die eigentlich den ganzen Tag?« Mit der Schuhspitze seiner Joggingschuhe trat er gegen die Schwelle.
    »Gemach, gemach.« Keller machte eine beruhigende Geste. »Wenn er sich in der Straßenkinderszene versteckt, und das blauhaarige Mädchen deutet darauf hin, kriegen wir ihn. Die ist überschaubar.«
    Dann wandte er sich an Frau Hegele. »Könnten wir reinkommen? Vielleicht können Sie uns ja erzählen, wie die Familie Cortese so gelebt hat.«
    Die blauen Augen begannen zu glitzern. »Der Olte, des war oin Suffkopf, wie er im Buche stoht. Kommet Se no mit! I sammel auch die Poscht für die Laura, die Ärmschte.« Sie folgten ihr durch das perfekt geputzte Treppenhaus in den ersten Stock, wo es hinter der Wohnungstür penetrant nach Sauerkraut roch.
    »Krautschupfnudle«, sagte Keller und verdrehte genießerisch die Augen. Fabian folgte ihm kopfschüttelnd ins Wohnzimmer, in dem eine abgewetzte Polstergarnitur stand, auf die ein Röhrenfernseher aus den Achtzigern passgenau ausgerichtet war. Frau Hegele holte derweil ein paar angelaufene Gläser aus der Vitrine, stellte eine Flasche Mineralwasser dazu und öffnete eine Packung mit Erdnussflips, deren Haltbarkeitsdatum sicher schon ein paar Jahre abgelaufen war. Ein Alpenveilchen mickerte auf der Fensterbank vor sich hin und gierte nach etwas Blumenwasser. Alles in allem gab die Wohnung nichts Besonderes über ihre Bewohnerin preis.
    Das Wasser war so kalt, dass es die Gläser beschlagen ließ. Fabian trank durstig.
    »Ja, und nun erzählen Sie mal, wie die Familie Cortese so gelebt hat!«, schlug Keller vor. Frau Hegele setzte sich auf die Kante des Sofas und strich den Rock über ihren Knien glatt. Die Stützstrümpfe hingen noch immer in unordentlichen Falten auf ihren Knöcheln. »Zuerscht waret des ganz normale Leut«, begann sie. »Der Alte war so an schmucks Mannsbild und sie so hübsch. Ond dann kam der Alessio mit seine Locka, allerliebscht.«
    »Das ist er heut gewiss nicht mehr«, warf Fabian ein, aber die Alte schüttelte energisch den Kopf. »Noi. Er isch noch immer an guater Bua, einer dem nahe goat, was mit seiner Mutter isch. Vor etwa vier Jahren ging es los. Da begann der Giorgio zu saufen und seine Familie zu drangsaliere. Da isch die Laura ein oder zwoimal zu mir komme und hat gheult und gsagt, dass der Alte gedroht hätt, sie boide omzumbringe.«
    Nervös griff sie sich in die Haare und versuchte vergeblich, ihre wirren Locken hinter die Ohren zu klemmen.
    Keller lehnte sich vor und verschränkte die Hände. »Aber Frau Hegele, warum haben Sie da nicht die Polizei gerufen?«
    »Sie hätts net welle«, sagte Frau Hegele ernst. Ihre blauen Augen wanderten von einem zum andern. »Es het elles mit diesem Corrado zu tun ghätt. Als der begann, die Familie zu bsuche, ging elles den Bach nunter.«
    »Corrado?«, fragte Fabian.
    »An jonger Kerle. Italiener. Ond der het heut morge au gläutet. Des Pärle von obe, des isch nuntergsprunge wie gestört. So voll Angscht hen I den Alessio noch nie gsehe.« Sie lehnte sich zurück und trank einen Schluck Mineralwasser. »Aber I, I hen ihne gholfe, sie ins Souterrain gschickt und den Corrado in den dritte Stock. Bis der spitzkriegt hätt, dass die zwoi über alle Berge waret, des het gedauert, des kann ich Ihne sage.« Sie grinste zufrieden. »Ond gflucht het der, uff Italienisch.«
    »Es gibt da also einen anderen Italiener, vor dem Alessio sich fürchtet«, fasste Keller nachdenklich zusammen. »Haben Sie eine Ahnung, warum das so

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