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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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Simon Hunter am Abend abholt, sind wir beide herausgeputzt. Ich habe einen leichten Sonnenbrand abbekommen. Mein Dekolletee hat die Farbe eines Hummers. Auf Orlandos Rat hin, habe ich sein kurzes, ärmelloses, schwarzes Kleid angezogen und trage dazu die Elfenbeinkette meiner Mutter.
    Laut meinem Freund sehe ich très chic aus. „Wie ein Model in den 1960er-Jahren“, sagt er.
    Simon Hunter starrt mich an, als wäre ich ein Wesen von einem anderen Stern.
    Wir fahren in Simons knallrotem Jeep aus der Stadt hinaus zu einem Living Resort namens Lakeview .
    „Diese Siedlung wurde für Weiße erbaut“, bemerkt er abfällig. „Ich hatte die Ehre, mit einer Weißen verheiratet zu sein, denn sonst hätte ich dort kein Haus kaufen können. Mein Vater war ein Winnebago, meine Mutter eine Navajo.“
    Die Anlage befindet sich auf den Howard-Hughes-Gründen, am Fuße der Berge des Red Rock Canyon.
    „Leider sind diese teuren Anwesen seit dem Börsenkrach 2009, als die Immobilienblase bei uns geplatzt ist, nur mehr die Hälfte wert. Viele Häuser stehen mittlerweile leer“, sagt er. „Ich bin, ehrlich gesagt, froh, das Haus bei der Scheidung meiner Exfrau überlassen zu haben. Sie wollte unbedingt hier wohnen bleiben und zahlt jetzt die horrenden Betriebskosten allein.“
    Wir passieren die Security Control ohne Schwierigkeiten. Simon Hunter besitzt eine Karte, die ihn zur Einfahrt berechtigt.
    Sein, oder besser gesagt Susan Hunters Haus liegt an der Lakeside.
    Mein Blick fällt als Erstes auf kleine Elektrobötchen mit Sonnendächern, die auf dem künstlich angelegten Gewässer hinter dem Haus herumdümpeln.
    „Diese Flüsse werden mit gewöhnlichem Trinkwasser gespeist“, sagt Simon. „Hier leben verdammt dicke Fische, denn Angeln ist nicht erlaubt.“
    „Ein See und Flüsse mitten in der Wüste?“, frage ich und runzle die Stirn.
    „Ziemlich pervers, nicht?“
    Seine Exfrau empfängt uns in einem langen, weißen Kleid. Ein Seidenfetzen, der mindestens fünfhundert Dollar gekostet hat, schätze ich. Sie strahlt übers ganze Gesicht. Ihr Lächeln wirkt irgendwie unnatürlich.
    „Geliftet“, flüstert mir Orlando zu.
    Ihre Freundlichkeit bezieht sich nicht nur auf uns, sondern auch auf Simon.
    Ich beobachte den Detective argwöhnisch. Er redet nicht viel, beantwortet kurz und knapp ihre Fragen. Auch ich halte den Mund. Habe keine Lust auf Smalltalk. Überlasse es Orlando, sich mit Susan zu unterhalten.
    Zwei kleine Zwergpudel wuseln um unsere Beine herum. Sie sind so winzig, dass sich nicht einmal Orlando, der eine Heidenangst vor Hunden hat, vor ihnen fürchtet. Als eines der Hündchen ihn ankläfft, weicht er jedoch ein paar Schritte zurück.
    „Geh, sag bloß, du fürchtest dich vor diesem Winzling. Ein Tritt von dir und er landet im großen Planschbecken“, sage ich auf Deutsch zu ihm.
    Susan nimmt ihre beiden Köter auf den Arm, streichelt sie und knutscht mit ihnen.
    Mir graust.
    Simon vermeidet den Augenkontakt mit mir, blickt verlegen zu Boden. Währenddessen plappert Susan ununterbrochen, erzählt, dass sie früher Akrobatin war und in großen Shows in diversen Casinos in Vegas aufgetreten ist.
    Die Cocktails für uns hat sie bereits vorbereitet. Wir trinken sie auf ihrer Terrasse mit Blick auf den künstlichen See. Mir schmeckt das Zeug, das sie gemixt hat, besser als unsere Drinks im Pink Flamingo . Drambuie gehört zu den wenigen Likören, die ich mag. Von ihrem jetzigen Job als Barkeeperin dürfte Simons Ex was verstehen.
    „Rusty Nail?“, frage ich.
    „Ja, leider habe ich keinen Scotch zuhause. Deshalb habe ich Bourbon genommen. Ich hoffe, Ihr anspruchsvoller europäischer Gaumen verträgt auch unseren Whisky.“
    Ich trinke zu schnell.
    Als auch die anderen ihre Gläser geleert haben, schlägt Susan eine Bootsfahrt vor.
    Orlando strahlt übers ganze Gesicht, als sie erwähnt, dass auch die berühmte Sängerin und Schauspielerin Cher hier ein Anwesen besessen hat. Prominentengeil, wie er ist, will er unbedingt das ehemalige Haus von Cher sehen.
    Als wir in dem doofen Elektroboot über das Wasser gleiten, ist Simon Hunter vollauf damit beschäftigt, zu verhindern, dass Susans Köter ins Wasser fallen.
    Susan unterhält uns weiterhin mit Anekdoten aus ihrer glorreichen Vergangenheit. Sie wirkt wie eine einsame, redselige Frau, die sich mit dem Altern schwer tut. Mit kokettem Augenaufschlag erwähnt sie, dass sie fünf Jahre älter ist als Simon, also knapp an die fünfzig.
    Als einer ihrer blöden

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