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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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gearbeitet habe, sich zu wenig bemüht habe, die Mörder zu erwischen.
    „Lassen Sie uns in Ruhe darüber reden.“ Er schlägt vor, auf einen Absacker in ein Lokal in der Fremont Street zu gehen.
    Orlando hält sich mit Kommentaren zurück, sieht mich jedoch besorgt an.
    Als wir an den weißen Hochzeitskapellen im Zuckerbäckerstil vorbeifahren, muss ich unwillkürlich an das Pärchen denken, das im Grand Canyon umgebracht worden ist. In einer dieser kitschigen Kapellen hatten sie sich das Jawort gegeben. Ich beginne zu weinen.
    „Was ist los mit Ihnen?“ Simon Hunter hat wieder sein Pokerface aufgesetzt.
    Ich bringe kein Wort heraus, schluchze erbärmlich. Nicht so sehr wegen des mir unbekannten ermordeten Pärchens, sondern weil ich todunglücklich bin und voll ohnmächtiger Wut wegen dieser Serienkiller und wegen Susan und wegen dieser ganzen Scheiß-Welt …
    Als wir den überdachten Teil der Fremont Street betreten, in dem jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit eine irre Lichtershow, die „Fremont Street Experience“, stattfindet, höre ich endlich auf zu heulen. Die größte Showbühne von Las Vegas versetzt auch mich in sprachloses Staunen. Riesige Lautsprecheranlagen und über zwei Millionen Glühbirnen – was für eine fantastische Sound-&-Light-Show! Vor meinen Augen sehe ich die Sternchen flimmern und in meinen Ohren dröhnen die Bässe.
    Ich möchte mir die Show bis zum Ende ansehen, aber Hunter und Orlando drängen darauf, dieses Multimedia-Spektakel aus gesunder Entfernung über sich ergehen zu lassen.
    Widerwillig folge ich ihnen in eine Bar. Wir nehmen an der Theke Platz.
    Der Detective bestellt Kaffee für mich und für sich und Orlando Ice Tea. Die beiden wirken im Gegensatz zu mir relativ nüchtern.
    Ich komme wieder auf die Morde zu sprechen: „Sie meinen also, da sind sich zufällig zwei Psychopathen irgendwo in Texas über den Weg gelaufen. Und weil sie sich so sympathisch gefunden haben, sind sie zusammen losgezogen und haben wahllos Leute auf Campingplätzen umgebracht? Wie viele, wissen wir leider nicht. Dann wird der eine geschnappt und der andere verschwindet spurlos. Das klingt mehr als unwahrscheinlich.“
    „Alles deutet darauf hin, dass es so gewesen ist.“
    „Sie sind Versager. Nicht Sie persönlich, sondern alle Ihre Kollegen, das ganze FBI , alles Scheiß-Versager! Sie werden den zweiten Mörder nie schnappen. Diesen Dick Carson haben sie ja auch mehr oder weniger zufällig erwischt. Die beste Polizei der Welt – da kann ich nur lachen!“
    Simon Hunter antwortet nicht.
    Orlando verdreht die Augen und sagt: „Gehen wir.“
    „Nein! Ich will noch einen Drink. So einen Rusty Nails, wie uns Ihre liebe Frau serviert hat.“ Ich grinse Detective Hunter blöde an.
    „Es reicht, Kafka! Normalerweise brauchst du keinen Alkohol, um peinlich zu sein. Aber heute übertriffst du dich selbst. Reiß dich zusammen und komm jetzt!“
    Orlandos energischer Ton erinnert mich an meine Mutter. Ich beginne wieder zu weinen. Trinke aber brav meinen Kaffee aus und lasse mich von den beiden Männern in unser Hotel bringen.
    Als Orlando und ich in unserem Zimmer angelangt sind, überkommt mich das heulende Elend. Ich fühle mich furchtbar niedergeschlagen.
    „Die Augen sind ein Spiegel der Seele. Simon hat gute Augen. Es tut mir leid, dass ich so gemein zu ihm gewesen bin. Er hat mich beim Abschied so traurig angesehen …“, schluchze ich.
    „Es würde mich nicht wundern, wenn er nichts mehr mit dir zu tun haben möchte“, baut mich Orlando auf.
    Ich weine bitterlich wie ein Kind.
    Orlando will mich umarmen.
    „Lass mich in Ruhe!“
    „Ich hab doch nur einen Scherz gemacht. Verzeih bitte.“
    Seine Lippen zittern. Er beginnt ebenfalls zu weinen.
    Ich wische mir die Tränen weg und lege meinen Arm um seine Schultern. „Hör sofort auf zu heulen, du Dummerchen. Ich weine doch nicht wegen Simon Hunter oder deiner blöden Witze.“

Tankstellenüberfall im Death Valley, Kalifornien, September 1995
    Verdammt einsame Gegend, dachte der Mann in dem alten Dodge.
    Als das Schild „Barker Ranch“ in Sicht kam, drückte er aufs Gaspedal. Etwa hundert Meter weiter standen zwei Zapfsäulen am Straßenrand.
    Er trat auf die Bremse. Er brauchte dringend Sprit.
    Seit die verrückten Hippies die Farm verlassen hatten, lebte außer dem Tankstellenbesitzer und seinem Sohn kein Mensch mehr in dieser gottverlassenen Gegend. Das hatte er in einer Zeitung gelesen. Sie wohnten aber nicht auf der

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