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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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einem Shuttlebus weiter.
    Mischwälder, rote Felsen, imposante Wasserfälle – eine grüne Oase inmitten des Wüstenlandes. Orlando schießt ein Foto nach dem anderen durch das Busfenster.
    Ich beginne mich zum ersten Mal, seit wir in den USA angekommen sind, zu entspannen.
    Als ich eine kurze Wanderung vorschlage, protestiert Orlando: „Ich habe nicht die richtigen Schuhe an.“
    „Ach komm! Auf dem Plan steht, dass es sich um einen ganz leichten Trail handelt. Nach der langen Sitzerei im Auto will ich mich ein bisschen bewegen.“
    Widerwillig verlässt er mit mir an der nächsten Drop-Off Station den Bus.
    Wir spazieren am Fluss entlang. Laubbäume, dichte Sträucher und mächtige Felsbrocken in verschiedensten Grautönen säumen den Weg.
    Auf der anderen Seite stürzen die Wassermassen von einer hohen Steilwand herunter.
    Ein paar Meter weiter äst ein Rudel Elche auf einer kleinen Lichtung.
    „Gut, dass der Fluss dazwischen ist“, sagt Orlando.
    „Elche können schwimmen“, necke ich ihn. „Außerdem soll es hier sogar Berglöwen geben.“
    „Hör sofort auf, Kafka, oder ich drehe auf der Stelle um.
    Nach etwa einer halben Stunde haben wir das Ende des Trails erreicht. Hier geht es nicht mehr weiter. Der Virgin River hat sich eine Schneise durch den Stein geschlagen. Die Felsen leuchten pink und schwefelgelb in der Abendsonne.
    Auf dem Rückweg entdecken wir einen Falken. Wir beobachten ihn bei seiner Jagd.
    Der Anblick des großen Vogels, der im Sturzflug auf irgendein kleines Getier niedersaust, erinnert mich unwillkürlich daran, dass wir eigentlich auch jemanden jagen. Vorbei ist es mit der Entspannung. Sofort werde ich wieder nervös. Ich weiß nicht, wo und wie ich meine Nachforschungen angehen soll.
    Dick Carson ist in Springdale, diesem Paar-hundert-Seelen-Kaff, geboren und aufgewachsen. Bestimmt können sich irgendwelche Leute hier an den unseligen Mitbürger erinnern. Aber wen soll ich außer unseren Gastgebern noch fragen?
    Zurück in der Feriensiedlung schlage ich vor, in ein Restaurant essen zu gehen, das als Treff für Harley-Fahrer gilt. Simon Hunter hatte erwähnt, dass Dick Carson eine Harley fuhr.
    Das Lokal ist winzig. Drinnen haben gerade vier Tische Platz. In dem großen Gastgarten vor dem Restaurant sind alle Tische besetzt. Wir gehen hinein und bekommen bald einen Platz direkt vor der Theke.
    Auf der Speisekarte stehen hauptsächlich mexikanische Gerichte. Southwest Kitchen, belehrt mich der Kellner.
    Ich bestelle Chimichanga, eine Tortilla mit Hühnerfleisch, Knoblauch, Zwiebeln, Tomaten, Käse, Sourcream und vor allem mit viel Chili. Orlando entscheidet sich für ein vegetarisches Burrito. Wir können von unserem Tisch aus sehen, wie der mexikanische Koch das Essen zubereitet, denn es gibt keine Tür zwischen Gastraum und Küche.
    Als uns der Kellner das Essen bringt, frage ich ihn nach Dick Carson. Er ist nicht von hier. Verspricht aber, sich nach einem Mann dieses Namens umzuhören.
    Als wir beim Kaffee angelangt sind, kommt ein großer bulliger Typ, dessen Arme bis zu den Schultern tätowiert sind, an unseren Tisch. Er trägt ein ärmelloses Shirt. Wahrscheinlich hat er eine Ganzkörper-Tätowierung.
    „Was wollt ihr von Dick Carson?“
    „Nichts. Ich habe nur gehört, dass er hier aufgewachsen ist.“
    „Von Carson solltet ihr besser die Finger lassen. Das ist ein echter Psychopath.“
    „Was heißt Psychopath? Er ist ein durchgeknallter eiskalter Killer.“
    „Von denen laufen jede Menge in diesem beschissenen Land herum“, mischt sich der Kellner ein.
    Ich lade den Tätowierten auf ein Bier ein.
    Er setzt sich zu uns, stößt mit uns an und wird gesprächig.
    „Ich bin mit ihm in die Volksschule gegangen. Sein Vater war Prediger und ein großer Säufer vor dem Herrn. Er hat Dick und seine Frau halb totgeschlagen. Die Alte ist bald abgehauen, hat aber Dick bei seinem brutalen Vater zurückgelassen. Sie haben in einer ärmlichen Hütte außerhalb des Dorfes gehaust. Der Prediger ist mit ihm im Sommer meistens durchs Land gezogen. Als Dick zwölf war, ist sein Vater bei einem Brand ums Leben gekommen. Die Polizei hat angenommen, dass er wieder mal besoffen gewesen war und im Bett geraucht hatte. Manche Leute hier glauben, dass Dick das Haus abgefackelt hat. Und wenn ihr meine Meinung hören wollt, ich bin mir ganz sicher, dass Dick seinen Alten abgemurkst und die Hütte angezündet hat.“
    „Und dann?“
    „Er ist von der Bildfläche verschwunden. Keiner hat ihn

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