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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kneifl
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Speech‘. Die Weißen bezeichnen sie als Ho-Chunk-Nation. Heute gibt es weltweit leider nur mehr rund 10.000 Winnebago und die sind überall verstreut.“
    „Wo bist du geboren?“
    „In Las Vegas. Mein Vater war bei der Armee und hat meine Mutter in Vegas in einem Krankenhaus kennengelernt. Sie war dort Krankenschwester. Er war ihr Patient. Ganz klassisch. Er hat eine relativ harmlose Schusswunde im Vietnamkrieg abbekommen. Angeblich war es Liebe auf den ersten Blick.“ Simon schenkt sich und uns nach, bevor er weiterredet. „Ich war der erstgeborene Sohn. Wurde ‚South Wind‘ oder ‚Elder First Son‘ genannt und gehöre dem Hawk Clan an.“
    Orlando beginnt zu kichern. „Bei uns bezeichnen sie die verschiedenen Altersgruppen im Kindergarten mit Tiernamen.“
    „Idiot!“ Ich versetze ihm einen Stoß in die Rippen.
    „Mach dich ruhig darüber lustig“, sagt Simon. „Dieses Clan-System ist bis heute für die Winnebago von großer Bedeutung. Es gibt zwei große Clan-Gruppen: die Sky Clans und die Earth Clans. Die vier Sky Clans heißen Donner, Falke, Adler und Taube. Der Donner-Clan stellt die Anführer. Mein Clan, die Falken, waren die Krieger. Früher waren die Winnebago Jäger und Sammler und haben mit Fellen gehandelt ...“
    „Sind die Winnebago ein eher patriarchalisch orientierter Stamm?“ Unwillkürlich muss ich an Mikes Geschichte über die Hopi denken.
    „Ja. Auch die Eltern des Mannes gehören zur Familie. Die Buben werden von ihren Onkeln, den Brüdern der Mütter, im Fischen und Jagen unterrichtet.“
    „Die große Bedeutung des Mutterbruders kommt mir bekannt vor. Auch bei den Roma spielt er eine wichtige Rolle. Ist das nicht eher ein Relikt aus früheren matriarchalischen Zeiten?“
    „Mag sein. Diese Onkel geben sowohl den Buben als auch den Mädchen die Namen. Es gibt spezielle Initiationsriten für die Knaben. Vier bis fünf Tage lang werden sie auf das Leben als Mann vorbereitet. In diesen Tagen müssen sie im Wald wohnen und fasten. Sie bekommen einen Helfer zur Seite gestellt, einen Mann, der das ganze Leben lang ihr Beschützer sein wird. Mein Helfer war ein alter Schamane, der leider längst tot ist.“
    Ich frage ihn nach den Frauen.
    „Die Mädchen werden, wenn sie zu menstruieren beginnen, für ein paar Tage in einem Wigwam separiert. Danach werden sie von ihrer oder einer anderen Großmutter unterrichtet, wie man eine echte, gute Winnebago-Frau wird.“
    „Und wie hat eine gute Winnebago-Frau zu sein?“, frage ich mit ernster Miene.
    Simon entkommt ein Lächeln. „Sanft, fügsam, häuslich, fürsorglich, freundlich, devot …“
    „Es reicht“, sage ich lachend.
    Simon und Orlando stimmen in mein Gelächter mit ein.
    „Und wie leben deine Leute heute? Ebenso traditionell wie die Hopi?“
    „Nicht wirklich. Die meisten Winnebago haben sich angepasst, wohnen zum Teil auch in Städten. Die wichtigste Stadt ist Winnebago. Der Stamm meines Vaters ist relativ reich und privilegiert. 1992 haben die Winnebago das WinnaVegas Casino eröffnet. Der Gewinn aus dem Casino kommt dem ganzen Stamm zugute. Sie wollen mit dem Geld eine Büffelherde in ihr Land zurückbringen, um genügend Fleisch für die wichtigen Stammeszeremonien zu haben.“
    Seine Worte klingen ein wenig zynisch. Ich weiß wieder einmal nicht, ob Detective Hunter es ernst meint oder nur scherzt.
    Ich schlage vor, eine letzte Zigarette im Garten zu rauchen.
    Orlando bildet sich ein, dass wir wegen ihm nach draußen rauchen gehen. Er hat den Vertrag nicht gelesen. Darin steht, dass wir hundert Dollar Strafe zahlen müssen, wenn wir im Haus rauchen.
    Er behält uns durch das Fenster im Auge.
    Ich erzähle Simon von dem Künstler, den wir im Pueblo kennengelernt haben. „Er hat einen Mann namens „White Snake“ gekannt. Aber dieser Mann ist angeblich im Irakkrieg gefallen.
    „Ich werde mit ihm reden. Mach dir nicht zu viel Hoffnung. Ich fürchte, es handelt sich bei diesem ‚White Snake‘ nicht um den Jimmy, den wir suchen.“
    Als ich Simon das Bett im Wohnzimmer machen will, nimmt er meine Hand, hält sie lange in seiner und sagt: „Ich habe mich nie für sanfte, fügsame oder gar devote Frauen interessiert.“
    Verarscht er mich wieder?
    Ich lasse ihn sein Bett selber machen.
    In unserem Reiseführer wird ein Lokal in Taos vor allem wegen seiner grandiosen Frühstückskarte gelobt. Wir beschließen, nur Kaffee in unserem Häuschen zu trinken und dafür dort ordentlich zu frühstücken, bevor wir

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