Blutiger Sand
mich?“
„Warum hast du von Mike angefangen?“
„Na hör mal, wenn dieser Spinner nicht Dreck am Stecken hat ... Wieso ist er plötzlich abgehauen, als Simon aufgekreuzt ist?“
„Woher soll er wissen, dass Simon Detective ist? Schließlich trägt er keine Uniform.“
„Ein Gauner riecht den Bullen meilenweit.“
„Sprichst du von dir selbst?“
Ich merke, dass ich zu weit gegangen bin. Orlando ist gekränkt. Redet nicht mehr mit mir.
Zum Glück kommt Simon bald aus der Galerie. „Fehlanzeige. Yellow Cloud hat mir zwar bestätigt, dass er einen Mann namens ‚White Snake‘, der ein bisschen verrückt war, gekannt hat, aber angeblich hat dieser Mann, bis auf Taliban, niemanden umgebracht. Außerdem ist er nicht aus dem Irak zurückgekehrt.“
13.
Santa Fe, New Mexico, April 2012
Simon drängt zur Weiterfahrt nach Santa Fe.
Ich finde es idiotisch, mit zwei Autos zu fahren, und schlage vor, dass wir unseren Mietwagen in Santa Fe zurückgeben.
„Ist das denn möglich?“, fragt Orlando, der sich wieder eingekriegt hat.
„Na klar. Die haben dort sicher eine Avis-Filiale.“
„Darf ich mit dir fahren, Detective?“, fragt mein untreuer Freund mit kokettem Augenaufschlag.
Simon wirft mir einen fragenden Blick zu.
Ich nicke. Bin froh, mal eine Weile allein sein zu können. Ich fahre einfach hinter Simon her.
Nach knapp zwei Stunden kommen die ersten Vororte der wahrscheinlich berühmtesten Stadt im Wilden Westen in Sicht.
Simon hat sich bereits in Taos telefonisch um ein Quartier für uns gekümmert.
Santa Fe ist eine Überraschung für mich. Habe die Bilder dieser Stadt, die Schauplatz unzähliger Wildwest-Filme war, im Kopf. Denke an den berühmten Santa Fe Trail, an Raubüberfälle auf Züge mit Geldtransporten, an Schießereien in verdreckten Saloons, an Duelle zwischen zwei Revolverhelden auf der staubigen Hauptstraße – und glaube meinen Augen nicht zu trauen, als wir durch schicke Villengegenden fahren.
Simon hat die Adresse der Avis-Filiale in sein Navi eingegeben. Ich folge ihm quer durch die Stadt. Staune über die großen, durch hohe Hecken geschützten Grundstücke, die geschmackvollen Häuser, exklusiven Galerien und teuren Geschäfte.
Avis hat sein Büro in der Nähe des Museum Hills. Ich lese die Schilder, möchte mir zumindest das Museum of Indian Arts & Culture ansehen. Auch die anderen Museen in dieser gepflegten Anlage wären bestimmt einen Besuch wert.
Nachdem ich unseren Wagen zurückgegeben habe und wir alle drei in Simons Jeep sitzen, sage ich: „Was für eine tolle Stadt! Damit habe ich nicht gerechnet.“
„Willkommen bei Reich und Schön“, spottet Simon. „Lasst uns eine kleine Sightseeing-Tour machen, bevor wir in unser Quartier fahren, okay?“
Wir verlassen die Stadt wieder. Simon will uns als Erstes das Open-Air-Opernhaus von Frank Llyod Wright zeigen.
Ich bin schlicht und einfach sprachlos angesichts dieser großartigen Architektur aus Stahl, Holz und Glas. Stelle mich mitten in den Zuschauerraum, der von beiden Seiten offen ist, schließe die Augen und male mir aus, wie hier „Tosca“ oder „Madame Butterfly“ klingen würden.
„Fantastisch.“ Vor lauter Begeisterung falle ich Simon, der lächelnd auf mich zukommt, um den Hals.
Er hält mich eine Spur zu lang in seinen Armen fest und streichelt meinen Rücken.
„Was macht ihr da?“, schreit Orlando, der auf der Bühne steht. Trotz der großen Entfernung sind seine Worte klar und deutlich zu verstehen.
Auf dem Weg zurück in die Stadt fahren wir im Schritttempo durch die berühmte Galerienstraße.
Dutzende Kunstgalerien, eine neben der anderen, auf beiden Seiten. Sündhaft teurer Edelkitsch neben Picasso und Jackson Pollock. Lebensgroße versilberte Pferde in einem Garten erinnern mich an das silberne Rentier in Susan Hunters Haus. Bei einer Indian Art Gallery bitte ich Simon kurz anzuhalten. Ich möchte mir die Katsina-Puppen im Schaufenster genauer ansehen.
„Die Katsina-Schnitzer gehören zu den besten Künstlern unseres Landes. Ihre Figuren sind fast unbezahlbar“, sagt Simon, der ebenfalls ausgestiegen und mir gefolgt ist.
Orlando interessiert sich weniger für die Katsinam als für die monströsen realistischen Bilder in der Nachbargalerie.
Simon und ich sehen uns die kleinen, kunstvoll gearbeiteten Gestalten in der Indian Art Gallery genauer an. Ich frage die elegant gekleidete Dame, die uns diskret im Auge behält, nach dem Preis für einen besonders hübschen Clown.
Fast
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