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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaun Hutson
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Sie fragte sich, ob Doyle gefühlsmäßig noch unter den Lebenden weilte. Konnte er überhaupt noch etwas anderes als Hass und Wut empfinden? Sie wollte es wissen.
    Doch sie wusste, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür war.
    »Wie ist denn so die Arbeit als Barmädchen?«, fragte er nach einer längeren Pause mit dem Anflug eines Lächelns.
    »Ich komme zurecht«, erwiderte sie ebenfalls lächelnd.
    Den Rest des Abends verbrachten sie mit gutgelaunter Konversation. Georgie überraschte die gelegentliche Wärme, die sich in Doyles Stimme einschlich. Trotz alledem blieb er sehr reserviert in Bezug auf sich selbst. Er erzählte ihr Witze und Anekdoten. Sie tauschten Geschichten über ihre Erfahrungen in der CTU aus. Sie redeten über das Geschäft.
    Sie redeten über das Töten von Menschen.
    Um kurz vor Mitternacht verließen sie das Restaurant schließlich.
    Doyle schlug einen Spaziergang vor, und es überraschte sie angenehm, als er ihr einen Arm um die Schulter legte. Sie reagierte darauf, indem sie ihn um die Taille fasste. Na ja, es musste doch überzeugend aussehen.
    Unterwegs redeten sie leise, als wollten sie niemanden stören.
    Als sie zum zweiten Mal am Rathaus vorbeikamen, wurde Georgie klar, dass sie im Kreis liefen.
    Sie ging langsamer und wandte sich ihm lächelnd zu, doch in Doyles Zügen zeigte sich Entschlossenheit. Er starrte geradeaus, als gebe es dort etwas, das sie nicht sehen konnte.
    »Sean, wir gehen im Kreis. Das Hotel ...«
    »Geh einfach weiter«, zischte er.
    Sie spürte den 44er unter seiner Jacke, als sie ihm wieder den Arm um die Taille legte.
    »Hast du deine Automatik dabei?«, wollte er wissen.
    »Ja.«
    »Gut. Du könntest sie brauchen. Wir werden verfolgt.«
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    »Wie viele sind es?«, fragte Georgie beiläufig. Sie behielt ihren steten Schritt bei und drehte sich nicht um.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe einen Wagen und einen Typen zu Fuß gesehen, als wir zum ersten Mal am Rathaus vorbeigelaufen sind. Der Wagen überfuhr eine rote Ampel, um uns nicht aus den Augen zu verlieren.«
    »Wie willst du es angehen?«
    »Lass uns einfach weitergehen und abwarten, ob sie einen Vorstoß wagen.«
    »Und wenn sie’s tun?«
    »Dann legen wir sie um. Es könnte jeder sein. IRA. Ulster Volunteer Force. Sogar Maguires Leute.«
    »Sean, es gibt keinen Grund, warum es die IRA oder die UVF sein sollte. Seit Beginn der Friedensgespräche wurden sämtliche Guerilla-Aktivitäten eingestellt. Du weißt, dass wir uns andernfalls nicht so leicht hätten einschleichen können.«
    Er nickte.
    »Dann muss Maguire dahinterstecken.«
    Sie hielten auf eine Kreuzung zu.
    »Also gut«, sagte er und blieb stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. »Wir trennen uns und versuchen, sie abzuschütteln. Wir treffen uns im Hotel. Vergiss nicht, Georgie: Wenn es sein muss, schieß.«
    Sie nickte, dann legte sie ihm die Arme um den Hals, zog ihn an sich und drückte ihre Lippen auf seine. Er spürte ihre sondierende Zunge und öffnete den Mund, um ihr den Zugang zur warmen Nässe darin zu gestatten. So verharrten sie lange Augenblicke, dann löste sie sich lächelnd von ihm.
    »Wenn wir uns schon verabschieden, können wir’s ruhig auch überzeugend aussehen lassen.«
    Doyle grinste und schlug die entgegengesetzte Richtung ein.
    Der Wagen folgte ihm.
    Der Mann zu Fuß blieb Georgie auf den Fersen.
    Doyle wusste, dass der Fahrer des Wagens es nicht riskierte, zu schnell zu fahren. Soweit er wusste, hatte Doyle noch nicht mitbekommen, dass man ihn verfolgte. Er ahnte nicht, dass der Mann von der CTU längst bemerkt hatte, dass sie ihn beschatteten.
    Er schlug ein zügiges, sorgloses Schritttempo an. Wenn sein Verfolger ihn tatsächlich töten wollte, musste dieser zu ihm aufschließen oder, besser noch, ihn überholen.
    In diesem Fall konnte Doyle den 44er einsetzen.
    Er lächelte über die Aussicht, doch für den Moment marschierte er einfach weiter und dosierte sein Tempo dabei so, dass der Fahrer ihm mühelos folgen konnte.
    Die Zeit für schnelles Handeln kam schon früh genug.
    Georgie ging in der Zwischenzeit ebenfalls eher langsam, und ihre hohen Absätze schlugen einen Stakkato-Rhythmus auf dem nassen Gehsteig. Sie raffte ihre Jacke vor der Brust zusammen, um sich vor der Kälte zu schützen, und presste ihre Handtasche mit beiden Händen eng an den Körper, sodass sie den beruhigenden Abdruck der Automatik darin spürte.
    Rechts von ihr zweigte eine Gasse ab.
    Sie bog um die Ecke.
    Der schmale Pfad

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