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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaun Hutson
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Stimme.
    »Tut mir leid. Es ist nur so, dass wir wenigstens eine Sache an diesem verdammten Fenster genau bestimmen können. Sein Entstehungsdatum.«
    »Das ist so ziemlich das Einzige, woran wir im Moment nicht zweifeln müssen.«
    »Was ist mit den Buchstaben? Wirst du irgendwie schlau aus ihnen?«
    »Es sind einfache lateinische Buchstaben, Gott sei Dank keine Anagramme oder Umkehrungen. Es dürfte nicht so lange dauern, sie zu entziffern. Es sind eher diese Symbole, die mir zu schaffen machen.«
    Das obere rechte Feld zeigte eine am Gelenk abgetrennte Hand, dreimal umringelt. Zwei Panele darunter prangte ein Stein, versehen mit einem Wort:
    COGITATIO
    Andere Begriffe verteilten sich über das gesamte Fenster, nicht in Sätzen strukturiert, sondern wahllos, beinahe wie Graffiti, das jemand auf das fertige Artefakt gekritzelt hatte. Zu den Zeichenketten, die sich Channing notiert hatte, gehörten:
    SACRIFICIUM
    CULTUS
    ARCANA
    ARCANUS
    Er runzelte die Stirn.
    »Für sich genommen, ergeben sie keinen Sinn«, sagte er. »Denken. Opfer. Anbetung. Geheimnisse. Verborgen.« Er schüttelte den Kopf.
    »Ein Geheimnis«, murmelte Cath. »Vielleicht im Fenster versteckt?« Sie schaute ihn an.
    Im unteren Abschnitt des Fensters gab es noch mehr Wörter.
    OPES
    IMMORTALIS
    Channing betrachtete die Wörter und wiederholte sie laut, als er sie übersetzte.
    »Schatz. Unsterblich.« Er zuckte die Schultern.
    Dann dämmerte es ihm.
    »Mein Gott«, murmelte er. »Ein unsterblicher Schatz. Ein geheimer, unsterblicher Schatz. Gilles de Rais galt als Alchimist. Eines der Geheimnisse, das alle Alchimisten ergründen wollten, war neben der Verwandlung unedler Metalle in Gold auch die Unsterblichkeit. Vielleicht geht es bei diesen Figuren und Symbolen genau darum.«
    Cath schwieg eine ganze Weile und konzentrierte sich ganz auf das Fenster.
    »Das löst immer noch nicht das größte Rätsel von allen, oder? Was dieses Fenster innerhalb der vergangenen Nacht in diesen Zustand versetzt hat.«
    Channing atmete tief aus.
    »Nein, das tut es nicht. Außerdem erklärt es nicht, warum ein atheistischer Kindermörder und Schwarzmagier wie de Rais ein Buntglasfenster in einer Kirche einpassen lässt.«
    »Dieses Wort hier«, überlegte Cath, indem sie auf eine Fläche genau über dem Kopf der größten Kreatur zeigte. »Was bedeutet es?«
    BARON
    »Wahrscheinlich bezieht es sich auf de Rais’ Titel«, sagte Channing. »Baron von Machecoul und der umliegenden Ländereien.«
    »Warum steht es dort auf Englisch und nicht in Latein?«
    Ihre Worte hingen in der Luft und trieben so träge dahin wie die Staubkörner, die von den Sonnenstrahlen, die in die Düsternis eindrangen, gefangen gehalten wurden.
    »Die lateinische Entsprechung für Baron lautet princeps, nicht wahr?«
    »Ja, du hast recht«, stimmte ihr Channing zu, während er sich nachdenklich am Kinn kratzte.
    »Ich glaube, ich weiß, was das bedeutet, und ich glaube, ich weiß auch, was dieses Fenster darstellt.«
    Er sah sie gespannt an.
    »Eines der verbreitetsten Bilder auf Buntglasfenstern des 15. Jahrhunderts war die sogenannte Wurzel Jesse, auch Jessebaum genannt. So etwas wie der Familienstammbaum Christi in Glas. Jesse, der Begründer des Hauses David, lag auf dem Boden, und von ihm gingen Ranken oder Zweige aus, die jeweils einen der Vorfahren Christi darstellten.« Sie zeigte auf das Fenster. »Ich halte das für die Parodie eines Jessebaums. Wenn es sich bei de Rais um einen Schwarzmagier handelte, hätte es keine bessere Möglichkeit für ihn gegeben, seine Verachtung für Gott zum Ausdruck zu bringen, als etwas wie das hier in einer Kirche auszustellen.«
    »Und Baron?«
    »Ich glaube, das ist ein Name.«
    Sie starrten beide das Fenster und den Namen an. Die Kreatur mit den flammenden roten Augen.
    Wer außer jemand mit einem so verdrehten Verstand wie de Rais hätte sonst eine solche Abscheulichkeit darstellen lassen? Und wenn er es tat, warum verehrte er sie dann dermaßen?
    »Dieses Fenster ist ein Denkmal«, überlegte Cath. »Ein Denkmal, das dieser Kreatur gewidmet ist, die de Rais Baron getauft hat.«
    »Und welchen Nutzen zog er daraus, sie auf diese Weise anzubeten?«, sagte Channing, dessen Gedanken sich überschlugen.
    Cath trat einen Schritt zurück.
    Sie gab keine Antwort.
    Sie starrte nur auf das Gesicht im Glas, auf die flammend roten Augen, die ihren Blick zu erwidern schienen.
    45
    Sie wusste, dass er nicht schlief.
    Sie musste also unbedingt absolut leise und

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