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Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition)

Titel: Blutiger Segen: Der 1. SEAN DOYLE Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaun Hutson
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die er brauchte.
    Doyle warf einen kurzen Blick auf Georgie, die schlafend im Bett lag. Dann wandte er sich wieder der Scheibe zu und sah sich mit seinem eigenen Spiegelbild konfrontiert. Er hob die Arme, stützte sich rechts und links auf dem Fensterrahmen ab und lehnte dann den Kopf gegen das kalte Glas.
    Lass sie nicht an dich heran .
    Er biss die Zähne zusammen, bis seine Kiefer schmerzten, und senkte den Kopf ein wenig, als wollte er sein Spiegelbild nicht länger sehen.
    Halt sie auf Abstand.
    Er zog den Kopf ein paar Zentimeter zurück und ließ ihn dann gegen das gehärtete Glas krachen, so fest, dass sein Schädel dröhnte.
    »Scheißkerl«, zischte er und verpasste dem Fenster einen weiteren Kopfstoß.
    Und gleich noch einen.
    43
    BRETAGNE, FRANKREICH
    Das Fenster wirkte wie neu.
    Als hätte jemand jeden Steinbrocken penibel abgeklopft, jedes Tafelbild gewissenhaft gesäubert.
    Das Fenster in der Kirche von Machecoul sah so lebendig und einsehbar wie am Tag seiner Entstehung aus. Es loderte im Staub und Dreck des alten Bauwerks wie ein Signalfeuer. Die Intensität der Farben schien das Glas zum Leuchten zu bringen. Die Rottöne wirkten wie flüssiges Feuer, das Blau wie Saphire, das Gelb wie frisch poliertes Gold.
    Das Fenster schien zu glimmen.
    Mark Channing starrte es mit leicht geöffnetem Mund an.
    Catherine Roberts stand neben ihm und sah sich bei dem Anblick ebenfalls einem Ansturm von Gefühlen ausgesetzt. Sie empfand eine eigenartige Mischung aus Hochstimmung, Verblüffung und zwei weiteren Regungen, die ihr weniger gefielen. Zum einen Ehrfurcht angesichts der handwerklichen Kunst, die in die Gestaltung des Fensters eingeflossen war.
    Zum anderen Furcht.
    Als sie das Fenster in der vergangenen Nacht zurückgelassen hatten, war es noch teilweise von Steinen verhüllt gewesen und der Dreck der Jahrhunderte hatte sich auf den Segmenten der Scheibe abgelagert. Nun stand es in all seiner ursprünglichen Pracht vor ihnen.
    Die Frage, die sie beide stellen wollten, lautete: Wie konnte das sein?
    Doch beide wussten, dass die Formulierung dieser Frage die Angelegenheit nur noch mehr verkomplizierte. Ihnen lagen Klischees auf der Zunge, die sie wie die Komparsen in einem schlechten B-Movie abspulen konnten.
    »Wer kann das nur gewesen sein?«
    »Was ist mit dem Fenster passiert?«
    »Was wir hier sehen, ist vollkommen unmöglich.«
    Sie fühlten sich wie Atheisten, die versuchten, ein Wunder zu erklären.
    Es konnte nicht passiert sein. Absolut unmöglich.
    Und doch sahen sie es.
    Cath fragte sich für einen kurzen Moment, ob sie träumte oder es sich um die Fortführung der Albträume handelte, die sie seit einer gefühlten Ewigkeit miteinander teilten. Sie hätte sich beinahe gekniffen.
    Stattdessen machte sie einen Schritt auf das Fenster zu und verengte ihre Augen zum Schutz vor den leuchtenden Farben im Glas zu schmalen Schlitzen.
    Es muss doch noch mehr Klischees geben, um zu beschreiben, wie mir zumute ist.
    Erstaunt. Ungläubig. Wie vom Blitz getroffen.
    Die Liste ließ sich schier endlos fortsetzen.
    Channing trat ebenfalls näher. Sein Mund stand immer noch offen.
    Sollte er nach wissenschaftlichen Erklärungen suchen? Vielleicht gab es tatsächlich so etwas wie göttliche Wunder, dachte er. Vielleicht hatte der Schöpfer beschlossen, ein ihm gewidmetes Fenster in seiner ganzen Pracht wiederherzustellen.
    Ein Blick auf das Motiv des Fensters verriet Channing, dass Gott damit nichts zu tun hatte.
    Hätte er die Darstellung auf dem Buntglas zu Gesicht bekommen, er hätte es zerstört und nicht restauriert.
    Channing wollte etwas sagen, doch die Worte kamen nicht heraus. Sie entzogen sich ihm mit derselben Verstohlenheit wie rationale Gedanken. Er wusste nicht, was er sagen sollte, wusste nicht länger, was er glauben sollte.
    Er konnte lediglich das Fenster anstarren, die Details registrieren und darüber staunen.
    Wenn doch nur endlich dieses Zittern am ganzen Körper aufhören könnte!
    Cath näherte sich dem Fenster bis auf einen Schritt, dann wich sie ein Stück zurück, als wollte sie alle Einzelheiten aufnehmen. Jede Linie, jede Farbe, jede Form. Sie schienen wie ein verrücktes Kaleidoskop zu konvergieren, ihre Netzhäute zu versengen und sich in ihren Verstand ebenso wie in ihre Augen einzupflanzen.
    Sie fühlte sich schwach und trat noch etwas weiter zurück, als sei die direkte Konfrontation mit dem Fenster zu überwältigend, zu schwer zu ertragen.
    Das Gefühl verging allmählich, und

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