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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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Entscheidung treffen musste, die sein gesamtes restliches Leben aus den Fugen heben konnte. Wenn er jetzt zum Mobiltelefon griff, um die Polizei zu verständigen, würde er zwar seine Pflicht tun, aber definitiv seine Zukunft zerstören. Vielleicht würde Steffi am Anfang zu ihm halten, ob sie aber mit den Folgen seiner Tat und der damit verbundenen gesellschaftlichen und beruflichen Ächtung klarkäme, wusste er nicht. Früher oder später würde seine Tat auch ihre Liebe zerstören.
    Was war, wenn er den Anruf unterließ? Konnte er mit der erdrückenden Hypothek, einen Menschen getötet zu haben, überhaupt weiterleben? Die unausweichliche Folge war, dass er zukünftig alle seine Kollegen, Förderer, Freunde und vor allen Dingen Steffi, seine Liebe, permanent belügen musste. Diese Fragen konnte er sich nicht beantworten.
    Es blieb ihm keine Zeit, um die Folgen der einen oder anderen Entscheidung in allen Facetten zu durchdenken. Er sah zum Himmel. Es blieb noch ungefähr drei Stunden dunkel, bis dahin musste, wenn er sich für die zweite Lösung entschied, alles gelaufen sein. Von der Anspannung bekam er schlagartig starke Kopfschmerzen. Er versuchte, sie zu ignorieren.
    Wie die Sache für ihn ausging, wenn er jetzt die Polizei verständigte, bedurfte keiner großen Überlegungen. Das Prozedere war ihm vertraut. Deshalb zwang er sich dazu, sich analytisch mit den Möglichkeiten zu beschäftigen, wie er die Leiche beseitigen könnte.
    Es war klar, dass der Emolino-Klan Ricardo irgendwann vermissen würde. Was hatte der Bursche eigentlich hier, am Rande eines Maisfelds, zu suchen? Dem Geruch nach und aus dem Erbrochenen ließ sich schließen, dass er hier in der Nähe auf irgendeiner Feier gewesen war, wo er reichlich Alkohol zu sich genommen hatte. Wenn er in Gesellschaft gewesen wäre, hätte man schon nach ihm gesucht. Vermutlich war er in seinem Auto unterwegs gewesen. Kerner wusste natürlich, dass der Weg, der hier durch sein Jagdrevier führte, von den Einheimischen genutzt wurde. Vielleicht war ihm übel geworden und er hatte sich hier am Maisfeld erbrochen. Wenn das zutraf, stand das Fahrzeug noch oben am Weg. Das musste unter allen Umständen weg.
    Kerner drehte sich entschlossen um, lief zur Schmalseite des Feldes und von dort zum Weg. Der Mond hatte zwischenzeitlich den Kampf mit den Wolken gewonnen und leuchtete hell wie ein Scheinwerfer. Einige der Schottersteine glitzerten wie Edelsteine im Licht. Kerner suchte den Weg nach beiden Seiten ab. So weit er blicken konnte, war kein Fahrzeug zu sehen. Sollte der Bursche wirklich zu Fuß unterwegs gewesen sein? Kerner konnte sich das kaum vorstellen. Er hatte jedoch nicht die Zeit weiterzusuchen. Für ihn war die Hauptsache, dass der Wagen nicht direkt am Acker stand. Dort, wo das Fahrzeug abgestellt war, würde man sicher zuerst nach dem Jungen suchen.
    Er eilte zurück zur Leiche. Wenn er sie beseitigen wollte, durfte er möglichst keine Spuren hinterlassen.
    »Streng dich an! Bleib ruhig! Denke nach!«, forderte er sich im halblauten Selbstgespräch auf. »Du hast dich mit so vielen Verbrechen bis ins kleinste Detail auseinandergesetzt, du kennst doch die Tricks, wie man Spuren verwischt.«
    Simon Kerner wurde sich bewusst, dass er sich bereits für die zweite Lösung entschieden hatte. Keine Zeit mehr, um darüber nachzugrübeln!
    Langsam entstand in seinem Kopf ein Plan. Zuerst musste er sein Auto holen. Im Kofferraum lagen alle Ausrüstungsgegenstände, um ein erlegtes Wildschwein zu transportieren, ohne das Wageninnere zu verschmutzen. So makaber es war, aber es machte keinen großen Unterschied, ob man ein Tier oder eine menschliche Leiche wegschaffte. Er eilte davon. Vorerst würde der Tote hier nicht gefunden werden.
    Zwanzig Minuten später steuerte er den Defender neben das Maisfeld. Wegen des Mondscheins kam er problemlos ohne Licht aus. Der Kofferraum seines Wagens war für Zwecke des Wildtransports vollständig mit einer herausnehmbaren Kunststoffwanne ausgekleidet. Kerner räumte alle Gegenstände, die darin lagen, heraus und legte sie zusammen mit seiner Jagdausrüstung auf den Rücksitz des Fahrzeugs. Für die Jagd führte er auch immer eine flache Wildwanne mit sich, die wie eine Art Kunststoffschlitten zu nutzen war. Damit konnte auch ein einzelner Mann schweres Wild ein Stück weit schleppen. Zudem alles Geräte, die nach Gebrauch gut mit Wasser zu reinigen waren.
    Er nahm das Schleppgerät und trug es zu dem Getöteten. Dabei trug er

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