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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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beschreibbares Gefühl. War es Trauer oder Schuld? Er konnte es nicht sagen. Ein Zurück gab es für ihn aber jetzt nicht mehr. Zu viel hatte er bereits unternommen, um die Tat zu verschleiern.
    Er fasste den Spaten und warf die Erde wieder in das Loch. Als er einen Grabhügel aufgehäuft hatte, zögerte er kurz. Was er jetzt tun musste, kostete ihn einige Überwindung, aber es war erforderlich. Kerner stieg auf den Hügel und trat die Erde mit den Schuhen fest. Das Gefühl, auf einem nachgiebigen Körper herumzutrampeln, war schrecklich. Er riss sich unter Aufbietung aller mentaler Kräfte zusammen. Schließlich wuchtete er den Eichenstamm direkt auf das frische Erdreich. Andernfalls würden die Füchse die Leiche wieder ausgraben. Mit dem Spaten verwischte er, so gut es ging, die Sohlenabdrücke seiner Schuhe, dann bedeckte er das eingeebnete Grab mit herumliegenden trockenen Blättern. Nach einer weiteren halben Stunde war die Stelle so präpariert, dass er einigermaßen zufrieden war. Trotz seiner Erschöpfung kontrollierte er den Platz nochmals akribisch, ob er etwas hinterlassen hatte, was auf ihn hinweisen könnte. Es war nichts zu entdecken. In ein paar Tagen, spätestens nach dem nächsten Regen, würde man nicht mehr erkennen, dass hier die Folgen einer Straftat beseitigt worden waren. Eigentlich gab es keinen Grund, warum eine andere Person diese Stelle aufsuchen sollte.
    Als er fertig war, räumte er sorgfältig alle Ausrüstungsgegenstände in den Kofferraum und überzeugte sich nochmals davon, dass nichts fehlte. Dann zog er erneut seine Oberbekleidung und seine erdverschmierten Schuhe aus und machte sich auf den Heimweg. Zuhause besaß er einen Hochdruckreiniger, mit dem er gewöhnlich den Geländewagen reinigte. Damit ließen sich die Blutspuren aus der Kofferraumwanne und von der restlichen verschmutzten Ausrüstung abwaschen. Kerner wusste natürlich, dass es der Kripo möglich war, Blutspuren auch noch in feinster Verdünnung festzustellen. Aber dazu mussten sie erst einmal auf ihn als Täter und auf seinen Wagen als Tatfahrzeug kommen. Morgen würde er erneut auf die Jagd gehen und ein Reh erlegen. Er würde es in seinem Wagen transportieren und das Blut des Tieres würde alle anderen Blutspuren restlos überdecken.
    Einige Zeit später erreichte Kerner sein Haus. Er war froh, dass es etwas abseits des Ortskerns lag. So würde sich niemand wundern, dass er mitten in der Nacht seinen Wagen reinigte.
    Das Haus wurde im Winter von einem modernen Allbrandofen geheizt, den man mit den unterschiedlichsten Materialien füttern konnte. Kerner ging in den Keller und heizte an. Er musste das erledigen, bevor es hell wurde und sich etwaige Passanten wunderten, warum im Hochsommer Rauch aus seinem Kamin kam.
    Als das Feuer richtig loderte, warf er alle Jagdklamotten, die er getragen hatte, in die Flammen. Durch das Sichtfenster der Ofenklappe vergewisserte er sich, dass alles richtig verbrannte.
    Dann stellte er sich völlig erschöpft unter die Dusche. Doch so sehr er sich auch schrubbte – das Gefühl, besudelt zu sein, wurde er nicht los.
    In dieser Nacht legte sich Simon Kerner nicht mehr ins Bett. Als die ersten Sonnenstrahlen durch das Fenster kamen, beschienen sie einen geleerten Bocksbeutel Domina und einen Oberstaatsanwalt, der mit dem Kopf auf der Tischplatte lag und schlief.

12
    Um die Mittagszeit betraten zwei Streifenpolizisten das Eiscafé
Gelati
und sahen sich suchend um. Der Salon war gut besucht. Es handelte sich größtenteils um Fahrradtouristen, die Gemünden als Zwischenstopp auf ihren Touren entlang des Mains nutzten. Sie musterten die Polizeibeamten neugierig. Die Körpersprache der beiden Männer ließ keinen Zweifel daran, dass sie Vertreter der Staatsmacht waren und hier dienstlich zu tun hatten.
    Sie traten an den Tresen und fragten den dort beschäftigten Kellner nach Ricardo Emolino. Gustavo, der schon seit Jahren für den Emolino-Klan tätig war und zur Familie gehörte, wurde beim Anblick der Beamten hellwach. Er musterte sie zurückhaltend, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Keine Ahnung, wo Ricardo ist. Da müssen sie schon Herrn Emolino fragen.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich auf eine Türe, die mit einem Vorhang aus bunten Plastikbändern getarnt war.
    Die Beamten verständigten sich mit einem kurzen Blick, dann gingen sie hinter den Tresen und klopften an. Ohne auf eine Antwort zu warten, traten sie ein.
    Don Emolino saß im Hinterzimmer am Schreibtisch und

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