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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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abtransportiert war, hatte er im Straßengraben Schuhabdrücke gesehen. Eine andere Spur konnte so gelesen werden, dass Ricardo dort gestürzt war. Im betrunkenen Zustand kein ungewöhnlicher Vorfall, trotzdem hatte der Consigliere ein unangenehmes Bauchgefühl. Irgendetwas war diesmal anders. Besonders bedenklich war die Sache mit Ricardos Hund. So oberflächlich der junge Emolino in manchen Sachen war, so sehr hing er an dem frechen Dackel. Normalerweise ließ er Fredo nie lange allein. Und wenn es doch einmal notwendig war, verständigte er Trospanini, der sich dann um das Tier kümmerte. So wie er es jetzt auch getan hatte. Die Schlüssel zu Ricardos Wohnung hatte er schon seit geraumer Zeit. Für alle Fälle. Er hatte Fredo in seinem Auto mitgenommen, damit der Dackel nicht so lange alleine sein musste. Trospanini stand nachdenklich neben seinem Auto und betrachtete den Vierbeiner durch die Scheibe. Der Rüde trippelte, seinem Temperament entsprechend, nervös winselnd auf dem Rücksitz des Autos herum und drückte dabei immer wieder seine feuchte Nase gegen das Seitenfenster. Fredo spürte, dass etwas Aufregendes im Gange war.
    Auf der Herfahrt war Trospanini ein Gedanke gekommen, dessen Realisierung ihm einen Versuch wert war. Der Dackel war zwar ein ausgesprochener Schoßhund, trotzdem besaß er sicher die ausgezeichnete Nase seiner Rasse. Vielleicht gelang es, unter Nutzung der Anhänglichkeit des Hundes, eine Spur von Ricardo zu finden. Es hatte in der Nacht nicht geregnet. Die Abdrücke im Schlamm waren noch frisch.
    Trospanini öffnete den Wagenschlag und ließ den Dackel herausspringen. Fredo heulte freudig auf, dann wuselte er wie ein Wirbelwind mit tiefer Nase im näheren Umfeld der Unfallstelle herum. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann war Fredo im Straßengraben verschwunden und untersuchte interessiert die Stelle, wo Ricardo nach Trospaninis Meinung gestürzt sein musste.
    »Na, such«, ermunterte der Mann den Rüden. »Such schön dein Herrchen!« Er hatte keine Ahnung, ob der Hund ihn verstand.
    Fredo studierte die Stelle sehr ausgiebig. Dabei hielt er seine Rute steil nach oben, die im Affekt aufgeregt zuckte. Wenig später verließ der Dackel den Straßengraben und erweiterte die Suche auf den Wirtschaftsweg. Dabei pendelte er kreuz und quer, die Nase immer dicht am Boden. Geräuschvoll sog er die Luft ein.
    Trospanini hielt sich zurück. Er wollte das Tier nicht stören. Natürlich gab er sich nicht der Illusion hin, Fredo würde seinen Herrn finden. Aber vielleicht führte seine Suche zu einer weiteren Autospur. Damit wäre dann Trospaninis Verdacht erhärtet, dass Ricardo von einem anderen Fahrzeug mitgenommen worden war.
    Ein Stück, nachdem sie den bewaldeten Teil des Weges verlassen und das freie Feld erreicht hatten, tauchte rechter Hand ein langgestreckter Maisacker auf. Plötzlich blieb der Dackel ruckartig stehen und untersuchte interessiert eine bestimmte Stelle im Straßengraben neben dem Mais. Der Graben war fast vollständig mit Gräsern und Unkräutern zugewachsen. Der Consigliere näherte sich vorsichtig, um den Rüden nicht zu stören. Er bückte sich und untersuchte eine Stelle, an der Fredo länger verharrt war. Es war nicht zu glauben, aber Fredo hatte tatsächlich einen Schuhabdruck gefunden, der dem im Straßengraben neben dem Ferrari glich. Vermutlich ein Abdruck von Ricardo! »Braver Fredo!«, versuchte Trospanini den Rüden zu motivieren.
    Ohne auf Trospaninis Lob zu reagieren, suchte Fredo weiter und schlüpfte plötzlich ohne Zögern zwischen die Maisstängel des Ackers. Schon nach einem guten Meter war der Rüde nicht mehr zu sehen.
    Der Consigliere runzelte die Stirn. Für derartige Expeditionen war er eigentlich nicht gekleidet, aber jetzt konnte er nicht mehr abbrechen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dem Hund ins Maisfeld zu folgen. Schon nach wenigen Metern wurden seine Schuhe schwer von der anhaftenden Erde. Trospanini zuckte mit den Schultern, dann schlängelte er sich weiter durch die Pflanzreihen, dem Hund hinterher. Er war jetzt wirklich neugierig, wohin Fredo ihn führen würde.
    Trospaninis Hochachtung vor der Nase des Dackels stieg enorm, als der Rüde nach einigen Metern eine Stelle fand, an der die Maisstängel niedergedrückt waren. Im Erdreich waren deutlich die Handabdrücke eines Menschen zu erkennen, der sich hier offenbar abgestützt hatte. Gleich daneben befand sich eine Lache Erbrochenes. Diese Spuren waren selbsterklärend. Es sah

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