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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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tatsächlich ganz so aus, als wäre Ricardo hier im Maisfeld gewesen. Offenbar war ihm übel geworden, und er hatte sich übergeben müssen. Fredo nahm an der Lache kurz Witterung auf, dann zog er weiter. Kurze Zeit später zeigte er noch zwei weitere Stellen, an denen Ricardo anscheinend hingefallen war. Die umgedrückten Maisstängel sprachen eine eindeutige Sprache.
    Trospanini hatte mittlerweile im Maisfeld völlig die Orientierung verloren. Wie musste es dann erst dem betrunkenen Ricardo ergangen sein? Noch dazu wahrscheinlich in der Nacht. Trospanini wischte sich den Schweiß von der Stirne. Zwischen den Pflanzen herrschte ein schwülfeuchtes Klima, das an einen Tropenwald erinnerte. Nachdem der Dackel nach wie vor interessiert weitersuchte, ging der Consigliere davon aus, bald wieder einen sichtbaren Hinweis zu finden. Womöglich lag der Junge irgendwo zwischen den Pflanzreihen und schlief seinen Rausch aus? Das sähe ihm durchaus ähnlich.
    Irgendwann lichteten sich plötzlich die Maisstängel, und Fredo führte ihn ins Freie. Aufmerksam sah sich der Consigliere um. Er stand auf einer großen Wiese, die sich auf dieser Seite des Maisfeldes entlangzog. Von Ricardo war allerdings weit und breit nichts zu sehen. Er orientierte sich. Wenn er der Nase des Hundes trauen wollte, musste Ricardo das Maisfeld ebenfalls an dieser Stelle verlassen haben.
    Erstaunlicherweise war Fredo immer noch nicht zufriedengestellt. Eifrig suchte er zwischen den Grasbüscheln herum. Plötzlich begann er leise zu winseln. Trospanini näherte sich langsam dem Rüden, der sich gar nicht mehr beruhigen wollte. Auf dem ersten Blick konnte der Consigliere nichts Außergewöhnliches entdecken. Er kniete nieder und untersuchte die Stelle intensiver, indem er das Gras mit den Händen zur Seite drückte. Da sah er an vereinzelten Grasstängeln rostrote Flecken. Alarmiert fuhr er mit den Fingern vorsichtig darüber. Die Anhaftungen waren zwar schon eingetrocknet, aber als er heftiger rieb, wurden seine Fingerkuppen rot! Es handelte sich eindeutig um Blut! Er suchte weiter und fand weitere Anhaftungen über eine Fläche von ungefähr vierzig Quadratzentimetern ungleichmäßig verteilt.
    Trospanini erhob sich betroffen und starrte vor sich hin. Sein Gefühl hatte ihn also nicht getrogen. Die Spuren ließen sich nicht anders deuten. Trospanini hatte keinen Zweifel daran, dass Ricardo Emolino hier an dieser Stelle im Gras gelegen hatte … und er war offenbar verletzt gewesen. Damit stellte sich die Frage: Wo war Ricardo jetzt? Die Verletzung musste so bedeutend sein, dass Blut in größeren Mengen auf den Boden gelangt war. Stammte die Verletzung von dem Verkehrsunfall? Aber dann hätte man Blutspuren im oder am Auto finden müssen. Vielleicht war Ricardo gestolpert und hier aufs Gesicht gefallen. Aber für Nasenbluten war der Bereich, wo Blut sichtbar war, zu groß. Diese Spekulationen führten ihn nicht weiter. Jedenfalls war der junge Emolino nicht so stark beeinträchtigt gewesen, dass er nicht mehr hatte weiterlaufen können. Sonst würde er ja noch hier im Gras liegen.
    »Fredo, bist ein braver Hund«, lobte Trospanini den Dackel und nahm ihn auf den Arm, was sich der Rüde nur widerstrebend gefallen ließ. Der Consigliere beschloss, an dieser Stelle mit der Suche aufzuhören. Die ganze Angelegenheit schien ein Ausmaß anzunehmen, das er nicht übersehen konnte. Er war ein Laie, und es bestand die Gefahr, dass er wertvolle Spuren vernichtete oder vorhandene übersah. Für derartige Dinge hatte der Emolino-Klan Spezialisten. Trospanini griff zum Mobiltelefon. Don Emolino musste verständigt werden.
    Das Gespräch dauerte nicht lange. Wie erwartet war der Pate zuerst wütend, der Zorn wurde aber schnell von väterlicher Besorgnis verdrängt. Er hörte seinem Consigliere eine Weile zu, dann war er mit dem Vorschlag, den Trospanini ihm machte, einverstanden.
    Trospanini unterbrach die Verbindung, um anschließend sofort eine neue Nummer zu wählen. Es war eine Nummer, die nur wenige Menschen kannten. Es war die Telefonnummer des Sprengers.

15
    Franz-Josef Schmitt stellte seinen alten Fiat in die Garage seines Hauses in der kleinen Spessartgemeinde Adelsdorf. Außer dem Wagen war dort auch noch ein Geländemotorrad abgestellt, das Schmitt bei seinen Einsätzen schon gute Dienste geleistet hatte.
    Das Anwesen, ein ehemaliges Forsthaus, lag am Rand des Ortes, ziemlich versteckt auf einem Waldgrundstück. Schmitt hatte es für günstiges Geld

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