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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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benachrichtigen, diesen Trospanini, der kann es dann seinem Don schonend beibringen.«
    »Es würde mich schon interessieren, wer dem Jungen das Lebenslicht ausgelöscht hat. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Der ist doch schon so gut wie tot.«
    »Vielleicht liegt der Alte mit einer anderen Familie im Krieg. Wenn das der Fall ist, werden wir in der nächsten Zeit noch weitere Tote serviert bekommen.«
    Rettig nickte und ging wieder an ihren Arbeitsplatz zurück.
    Brunner rief auf seinem Computer eine Excel-Liste auf. Selbstverständlich hatte die Sonderkommission alle bekannten Telefonnummern des Emolino-Klans verzeichnet. Er wählte die Nummer von Trospanini. Auch nach mehrmaligem Läuten ging niemand ran. Brunner überlegte einen Augenblick, dann gab er die Telefonnummer des Eiscafés in Gemünden ein. Nach dem siebten Klingelton meldete sich eine männliche Stimme mit italienischem Akzent.
    »Eiscafé Gelati.«
    Brunner nannte seine Dienststelle und seinen Namen, dann verlangte er Trospanini.
    »Scusi, Seniore, aber Seniore Trospanini ist nicht hier. Sie erreichen ihn möglicherweise im Haus von Seniore Emolino.«
    Brunner bedankte sich, legte auf und wählte die Nummer des Paten. Einen Moment später meldete sich der Consigliere.
    Brunner stellte sich kurz vor, was am anderen Ende der Leitung mit Schweigen quittiert wurde.
    »Ich wollte eigentlich Herrn Emolino erreichen. Aber wie ich hörte, hält er sich zurzeit im Ausland aus. Daher teile ich Ihnen mit, dass wir die Leiche von Ricardo Emolino aufgefunden haben. Seine Identität wurde zweifelsfrei festgestellt. Der Tote befindet sich jetzt in der Rechtsmedizin in Würzburg, da von einem Verbrechen ausgegangen werden muss. Ich möchte Sie bitten, diese Information Herrn Emolino zukommen zu lassen. Wann die Leiche von der Staatsanwaltschaft zur Bestattung freigegeben wird, kann ich noch nicht sagen. Wir werden Sie auf jeden Fall unterrichten.«
    Trospanini hatte, während Brunner sprach, keinen Ton von sich gegeben. Als der Kriminalbeamte schwieg, erwiderte er knapp: »Ich danke Ihnen für den Anruf. Ich werde Herrn Emolino informieren. Unsere Anwälte werden sich umgehend bei der Staatsanwaltschaft melden.« Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
    »Kalt wie eine Hundeschnauze«, dachte Brunner und machte sich eine Aktennotiz.
    Trospanini saß an Emolinos Schreibtisch in dessen Arbeitszimmer und starrte vor sich hin. Maria, die Haushälterin, hatte ihm gerade einen doppelten Espresso gebracht, der nun unberührt kalt wurde. Das Gespräch mit Brunner war sehr aufwühlend gewesen.
    Don Emolino hatte also richtig gelegen. Ricardo war nicht mehr am Leben. Wenn man die Nachforschungsergebnisse Schmitts mit ins Kalkül zog, musste man zu dem unglaublichen Schluss kommen, dass dieser Kerner den Jungen tatsächlich ermordet hatte. Einfach unvorstellbar! Wenn Emolino noch leben würde, würde er jetzt Amok laufen.
    Der Consigliere sah da ein großes Problem auf sich zukommen. Wenn die Todesnachricht von Ricardo publik wurde, würde jeder erwarten, dass der Vater seine Auslandsreise unterbricht und sofort nach Deutschland zurückkommt, um seinen Sohn zu beerdigen und zu betrauern. Dieses Problem musste er irgendwie lösen. Jetzt musste er auch Don Emolino sterben lassen.
    Es gab aber noch eine weitere Schwierigkeit. Ein Problem, das sich noch wesentlich bedrohlicher entwickeln konnte. Don Pietro hatte ihm gestern eine Botschaft zukommen lassen. Der Pate der Würzburger Familie wollte ihn möglichst bald sprechen. Trospanini war natürlich bekannt, dass Don Pietro ein Auge auf das Gebiet Emolinos geworfen hatte. Sicher war ihm zugetragen worden, dass Emolino ins Ausland gereist war, und jetzt versuchte er, die Abwesenheit des »Alphawolfes« zu seinen Gunsten zu nutzen. Trospanini war die Angreifbarkeit der Familie, und insbesondere seiner Person, im derzeitigen Zustand sehr bewusst. Diese gefährliche Übergangszeit musste er irgendwie überstehen, bis er fest im Sattel saß.
    Er griff sich die Tageszeitung, in die er heute noch nicht hineingesehen hatte, und schlug sie auf. Im Gemündener Regionalteil stach ihm eine Überschrift ins Auge: »Neuer Direktor für das Amtsgericht Gemünden am Main«. Schon im ersten Absatz war der Name erwähnt: Simon Kerner. Danach folgte ein kurzer Abriss seines beruflichen Werdegangs.
    Das war ja endlich mal eine gute Nachricht. Wenn dieser Terrier nicht mehr auf den Emolino-Klan angesetzt war, würde er die Geschäfte in der

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