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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenter Huth
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Wald festgestellt haben. Wie mir die Spurensicherer mitteilten, haben Sie ja anhand der Fingerabdrücke herausgefunden, dass der Tote Ricardo Emolino ist?«
    Brunner bestätigte das, dann hörte er das Rascheln von Blättern.
    »Also, es handelt sich um einen jungen Mann zwischen 20 und 30 Jahren in ursprünglich gutem Ernährungszustand. Größe 1,80 bis 1,84 Meter. Von den inneren Organen, Magen, Lunge etc., war leider nicht mehr allzu viel übrig, wie auch sonst die Leiche ziemlich stark durch Tierfraß beeinträchtigt war.«
    Er blätterte wieder.
    »Kommen wir gleich zum Wesentlichen, der Todesursache. Der Tote hat schon einige Tage dort im Wald gelegen. Wie es aussah, zuerst einige Zeit unter der Erde, dann durch Tiere ausgegraben und herumgezerrt. Soweit wir im Brustraum feststellen konnten, wurde der junge Mann erschossen. Es gab einen Einschuss und auf der Gegenseite ziemlich starke Rippenzerstörungen durch den Ausschuss. Wir konnten das Projektil also nicht sicherstellen. Was wir an der Innenseite der Rippen gefunden haben, waren winzige Sekundärgeschosse. Also kleine Teile des Primärprojektils, das sich beim Weg durch den Körper teilweise zerlegt haben dürfte. Derartige Geschosse werden vorwiegend bei der Jagd verwendet, aber da werden Ihnen Ihre Techniker mehr dazu sagen können. Wir haben diese Fragmente sichergestellt und werden sie Ihnen für die Untersuchung zur Verfügung stellen.«
    Brunner hatte dem Pathologen angespannt zugehört und sich dabei kurze Notizen gemacht. »Zwischenfrage: Ist der Fundort auch der Tatort? Und ist Selbstmord auszuschließen?«
    »Um Ihre zweite Frage zuerst zu beantworten: mit Sicherheit kein Selbstmord. Ein- und Ausschuss befanden sich in einem Winkel, der von der Person selbst kaum zu erzielen gewesen wäre. Zur ersten Frage: Meines Erachtens definitiv nicht. Weder im Grab noch in der näheren Umgebung haben wir Humanspuren gefunden, die darauf hindeuten.«
    Brunner bedankte sich bei dem Pathologen und legte auf. Nachdenklich starrte er vor sich hin. Ricardo Emolino war also ermordet worden. Nachdem der Fundort nicht der Tatort war, konnte die Tat praktisch überall begangen worden sein. Man hatte den Toten dann abtransportiert und dort im Wald verscharrt. Der oder die Täter waren dabei sehr geschickt vorgegangen. Die Spurensicherung hatte keine Transportspuren gefunden. Aber wieso dort? Es gab genug andere Möglichkeiten, eine unerwünschte Leiche verschwinden zu lassen. Die Mafia hatte da einschlägige Erfahrungen. Er mochte nicht wissen, in wie vielen Gebäudefundamenten sich Gräber befanden.
    Nachdem es sich um einen Emolino handelte, eröffnete sich nun ein weiter Täterkreis. Es könnte sich um eine mafiainterne Aktion handeln, weil man den alten Emolino treffen wollte. Oder es war eine ganz simple Racheaktion eines Mannes, dem Ricardo Hörner aufgesetzt hatte. Das war aber eher unwahrscheinlich. Der Hinweis, dass die Geschosssplitter von Jagdmunition stammen könnten, besagte nicht allzu viel. Mafiakiller verwendeten gerne Teilmantelgeschosse, die auch bei der Jagd verwendet wurden, weil sie eben aufgrund ihrer Zerlegungswirkung sicher töteten.
    Brunner hatte den Verdacht, dass sich die Umstände der Ermordung Ricardo Emolinos nur schwer würden aufklären lassen.
    Einen Augenblick überlegte er, ob er Kerner gleich über die Neuigkeit informieren sollte, verschob dies dann aber auf den Nachmittag, da er annahm, dass der frisch gebackene Direktor des Amtsgerichts am Vormittag beschäftigt sein würde. Stattdessen rief er die Mitglieder der Sonderkommission
Spessartblues
im Besprechungsraum zusammen, um ihnen die Neuigkeiten zu verkünden und daraus resultierende Aktivitäten zu diskutieren.
    Es war fast fünfzehn Uhr, als der Leiter der Sonderkommission zum Hörer griff und erneut Kerners Nummer wählte.
    »Hallo, Simon«, grüßte er Kerner, der sich schon nach dem zweiten Läuten meldete. »Ich kann dir jetzt die Ergebnisse der Obduktion berichten. Hast du einen Moment Zeit?«
    »Grüß dich, Eberhard«, gab Kerner zurück, »natürlich habe ich Zeit. Lass hören.«
    Brunner bemerkte, dass Kerners Stimme etwas belegt klang. Sicher war er gespannt, was er ihm zu erzählen hatte.
    »Also, Simon, unsere Vermutung war richtig. Der Tote wurde erschossen.« Und er berichtete Kerner ausführlich, was ihm der Rechtsmediziner am Vormittag gesagt hatte. Kerner hörte ihm wortlos zu und unterbrach ihn nicht. Am Ende seiner Ausführungen meinte Brunner: »Sag mal,

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