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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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einmal hoch. »Tyrell, Kordobar und Hallingturn.«
    Cindiel vermutete, dass er ihre Namen nicht erfunden hatte, schließlich gab es keinen Grund dafür, da keiner der Männer ihnen bekannt war. Genauso wenig hatte sie Lust, den Söldnern etwas vorzumachen. Wenn sie auf der Suche nach ihnen waren, wussten sie ihre Namen ohnehin. Und wenn nicht, gab es keinen Grund, sie zu verheimlichen.
    »Ich bin Cindiel, und mein Begleiter ist Hagrim«, sagte sie mit fester Stimme. »Wir kommen aus Sandleg. Um sicher durch den Sumpf zu gelangen, haben wir diese beiden Oger in unsere Dienste gestellt. Ihre Namen sind Gnunt und Tastmar. Sie sind zwei Kriegsoger und haben uns in den Jahren zuvor schon gute Dienste geleistet, sodass wir sie inzwischen als Freunde betrachten.«
    Gorthjohn musterte die beiden Oger. Sein Blick verriet Missachtung, doch als Tastmars Augen den seinen begegneten, wandte er sich ab.
    »Ich dachte immer, Kriegsoger seien gezeichnet mit Tätowierungen«, wandte er sich wieder Cindiel zu.
    »Fragt sie selber«, erwiderte Cindiel störrisch. »Vielleicht verraten sie Euch ihr Geheimnis, wenn Ihr sie der Lüge bezichtigt. Doch denkt daran, dass ihnen so etwas wie Humor nicht gegeben ist. Geringschätzung wird bei den Kindern Tabals immer noch mit Blut vergolten.«
    Gorthjohn lächelte verkniffen. »Wahrscheinlich ist es nur eine Geschichte. Warum sollten sie alle tätowiert sein? Ein König ist schließlich immer noch ein König, auch wenn er seine Krone nicht trägt.«
    Typisch Söldner, dachte Cindiel. Sie waren dumm genug, einen Oger der Lüge zu bezichtigen, aber schlau genug, nicht darauf zu beharren. Das war das Gute an Söldnern, es gab nur zwei Arten dieser käuflichen Kämpfer. Die einen waren jung, unerfahren, für wenig Sold zu haben und ehrgeizig - so ehrgeizig, dass es sie häufig ihr Leben kostete. Die anderen waren erfahrene Kämpfer, die sich nur von Lords und Königen anheuern ließen und oft am Tag mehr kosteten als die gesamte Wache einer Stadt. Solche schien Cindiel vor sich zu haben.
    Ihren beträchtlichen Sold verlangten diese Art Söldner nicht ohne Grund. Sie konnten meist auf etliche Jahre im Dienste des Adels zurückblicken, und sie hatten nur selten einen Misserfolg zu verzeichnen. Nicht nur weil sie alle Arten von Hinterlist und Bosheit kannten, sondern auch weil sie immer ein Auge auf ihre Börse hegten. Der großzügige Sold hatte sie vorsichtig werden lassen. Sie wollten ihren Wohlstand selbst genießen und nicht vererben, so es denn Erben gab. Sobald sich das Kräfteverhältnis zwischen ihnen und ihren Gegnern auch nur anglich, zogen sie sich zurück. Sie töteten aus sicherer Position, aus dem Hinterhalt oder bei zahlenmäßiger Überlegenheit und kämpften erst, wenn nicht allein nur die Götter auf ihrer Seite waren, sondern auch alles andere. Jeder von ihnen wusste, dass - sollte es jetzt zum Kampf kommen - wenigstens die Hälfte von ihnen nicht mehr heimkehren würde.
    »Ihr seid ein kluger Mann«, schmeichelte Cindiel Gorthjohn. »Ich nehme an, das schlechte Wetter wird euch bald wieder zurück nach Nelbor reisen lassen.«
    Gorthjohn legte ein selbstsicheres Grinsen auf. »Hübsches Kind, wir sind Männer aus Turmstein. Schlechtes Wetter ist für uns kein Grund, unser Tun zu unterbrechen. Dunkle Wolken begleiten uns schon unser ganzes Leben lang. Es sind die anderen, die sich unterstellen sollten, wenn Wolken aufziehen.«
    Es war das erste Mal, dass auch die anderen Söldner etwas von sich gaben. Zustimmendes Nicken, gemurmelte Bejahungen und leises Gelächter erfüllten ihre Reihe.
    Cindiel war die Einzige, die den stillen Blick zwischen Tastmar und Gnunt sah. Es war nur ein winziger Moment, indem sich ihre Blicke trafen, aber dieser genügte. Wie auf Kommando packten die beiden Oger ihre Sitznachbarn. Gnunt nahm Pollog und seinen Sohn Gunthger in den Schwitzkasten, und Tastmar hielt in je einer Hand die Köpfe von Tyrell und Kordobar und presste sie gegeneinander. Die Männer hatten keine Zeit, ihre Waffen zu heben. Und auch die verbliebenen zwei sahen davon ab, um das Schicksal ihrer Kampfgefährten nicht endgültig zu besiegeln.
    Cindiel selbst war erschrocken, mit welcher Angriffslust die beiden Oger auf ihre Widersacher losgegangen waren. Von Tastmar hätte sie so ein Verhalten erwarten können, doch Gnunt, der ewig lächelnde, nie erwachsen gewordene Hüne, hatte ebenfalls keine Zeit verloren. Es stand außer Frage, dass auch er nur ein wenig Kraft aufwenden musste, um

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