Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
ausdrücken können, verbarg sein Gesicht dennoch. Nichtsdestotrotz, Mogda hatte diese beiden als Weggefährten für sie ausgewählt, und das sicherlich nicht ohne Grund. Sie wussten um den Stein und würden ihn mit ihrem Leben verteidigen.
    Es dauerte nicht lange, bis Cindiel und Gnunt zu Hagrim aufgeschlossen hatten. Auch dem Geschichtenerzähler war scheinbar in Gegenwart des stummen Tastmars mulmig gewesen. Er hatte sich zurückfallen lassen, um auf die Hexe und Gnunt zu warten.
    »Lass dir nicht einfallen, mich mit diesem Monstrum noch einmal allein durch die Gegend stampfen zu lassen«, beschwerte er sich, als Cindiel näher kam. »Ich habe mich an Mogda gewöhnt, und ich kann mit ruhigem Gewissen behaupten, dass Tarbur zu meinen Freunden zählte. Doch dieser grimmige Geselle hier ist irgendwie anders. Er sieht mich die ganze Zeit an, als wäre ich daran schuld, dass er nicht reden kann. Meine innere Stimme sagt mir, dass wir ihn irgendwie loswerden müssen, und den anderen am besten gleich mit. Immer wenn ich Gnunt sehe, habe ich das Gefühl, er ist ein Kleinkind mit dem Gewicht von zwei Ponys. Kinder sind unberechenbar. Wenn ich darüber nachdenke, dass er mir seine Keule über den Kopf zieht, nur weil ich gesagt habe, er soll endlich schlafen gehen, stellen sich mir die Nackenhaare auf.«
    Hagrim hatte nicht mitbekommen, dass Gnunt neben ihm aus dem Dunkeln aufgetaucht war und seine Zweifel mit angehört hatte. Der plumpe Ogerkrieger stapfte auf den Geschichtenerzähler zu und hob den Alten am Arm in die Luft.
    »Wetter kalt«, grollte er. »Hüttenbauer bewegen, sonst erfrieren.« Er schwang Hagrim wie eine Marionette hin und her, achtete aber darauf, ihn nicht zu verletzen.
    »Lass mich sofort runter, du Riesentölpel«, schimpfte dieser. Gnunt stellte ihn wieder ab. Die schroffen Worte taten ihre Wirkung. Wie ein ungezogenes Kind, das von seinen Eltern gerügt wurde, sah er zu Boden.
    »Gnunt nicht gewollt«, flüsterte er.
    »Ist schon gut«, tröstete Cindiel ihn. »Du hast ja Recht, wir sollten immer in Bewegung bleiben, damit wir nicht auskühlen. Doch irgendwann müssen wir eine Rast machen, uns an einem Feuer wärmen und etwas essen.«
    Gnunt schüttelte energisch den Kopf. »Nicht Feuer, wenn dunkel. Fumpf überall Feinde. Feuer wenn Fonne an Himmel.« Dann drehte er sich um und folgte der Richtung, in der Tastmar verschwunden war.
    »Was soll das?«, flüsterte Hagrim Cindiel zu. Ein weiteres Mal wollte er sich nicht von den Ogern belauschen lassen. »Wir sind hier mitten im Sumpf, eigentlich macht man Feuer, um irgendwelche Bestien von sich fernzuhalten. Wölfe und andere wilde Tiere haben Angst vor Feuer. Außerdem ist es Wahnsinn, hier bei Nacht umherzulaufen. Wir könnten sonst wo hineinlaufen und würden es erst merken, wenn wir mittendrin stünden.«
    »Die Oger fürchten sich nicht vor Wölfen, wilden Tieren oder sonst was«, erklärte Cindiel. »Sondern vor Feinden, die das Feuer anlockt.«
    Hagrim fragte mit Absicht nicht, welche Feinde das sein sollten. Es reichte ihm schon, hinter zwei Ogern des Nachts durch einen Sumpf zu laufen. Nach noch mehr Gefahren stand ihm im Moment nicht der Sinn. Zwei Dinge musste Hagrim aber im Laufe der Nacht noch feststellen. Erstens: Er fühlte sich sicherer, wenn er die Oger sehen konnte, aus dem einen oder anderen Grund. Zweitens: Wenn ein Oger sagte, er läuft die Nacht durch, lief er die Nacht über durch.
 
    Die Sonne hatte sich über die Berge im Osten und ihrem eigentlichen Ziel, dem Elfenwald, erhoben, als Tastmar seine Axt in den Stamm einer abgestorbenen Birke schlug und den halbhohen Baum mit dem Fuß umstieß.
    »Taftmar fagen, hier Lager«, erklärte Gnunt.
    Hagrim sah sich um. »Hier oder woanders, das macht keinen Unterschied. Dein stummer Freund soll sich nur nicht einbilden, dass ich mich an dieses Matschloch setzen und für ihn nach Fischen angeln werde.« Er zeigte auf einen grünen Tümpel, in dem faulige Blasen aufstiegen und einen Geruch verbreiteten, der entfernt an Hühnermist erinnerte. »Auch wenn er einen ganzen Wald mit seiner Axt abhackt, um seine Stärke zu demonstrieren, werden wir keine Dienstboten für euch sein.«
    Auch diesmal hatte Gnunt nichts von dem verstanden, was der Geschichtenerzähler da von sich gab, aber er fühlte sich irgendwie dazu herausgefordert, etwas zu antworten. Bevor ihm jedoch das Passende einfiel, kam Cindiel ihm zuvor.
    »Der Platz ist gut gewählt«, erklärte sie, sodass es auch die beiden Oger

Weitere Kostenlose Bücher