Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
in Gefahr gebracht hätte. Auch hatte es ihm seinen Willen nicht aufgezwungen, nur hatte es eben immer ein wenig nachgeholfen, wenn er zu zweifeln begonnen hatte. War es, wie es wollte - das Schwert hatte ihm immer gute Dienste im Kampf geleistet, vielleicht war es auch gut als Berater. Und vielleicht sogar ein Freund.
Die Eissegler kamen schneller heran, als Mogda vermutet hätte. Die sonderbaren Gefährte standen ihren Geschwistern, die auf hoher See unterwegs waren, in nichts nach. Zuerst waren es nur die schwarzen Tatzen der Bären, die im Weiß des Schnees wie flimmernde Punkte aufstoben und sich wieder legten. Dann wurden langsam die ersten Umrisse der Schiffe sichtbar. Mogda erstaunte die Größe der Kufensegler, da zuerst von Schlitten die Rede gewesen war. Er kannte die dahingleitenden Kutschen aus Nelbor. Viele Hüttenbauer nutzten sie im Winter, um Brennholz aus dem Wald zu holen oder bei hohem Schnee Lebensmittel vom Dorf in die Stadt zu bringen.
Diese Eissegler hatten mit einem Schlitten nur so viel gemeinsam wie ein Goblin mit einem Oger. Dreißig Fuß und mehr ragten die Segel über den geteilten Rumpf auf. Zwischen den Holzkufen waren große bogenförmige Zelte errichtet worden, in denen die Ladung Schutz vor der Witterung und vor neugierigen Blicken fand. Londor hatte nicht übertrieben, was den Platz an Deck der Eissegler anging, sechzig Mann waren leicht in einem der Zelte unterzubringen. Die schweren Holzrümpfe schienen weiß gekalkt und später mit Fett oder Wachs behandelt worden zu sein, um ihre Gleitfähigkeit zu verbessern. Kräftige Bohlen hielten die Kufen zusammen, und darüber hatte man weißen Leinenstoff auf einer bogenförmigen Lattung straff gespannt.
Von Zeit zu Zeit fuhr der böige Wind so stark in die großen Segel, dass die Kufen auf einer Seite kurz abhoben. Ein normales Schiff, wie es Londor besessen hatte, war für Mogda schon ein Wunderwerk an Technik. Immer wieder erstaunte es ihn, wie sie sich über Wasser halten konnten und wie sie den Wind aus seitlicher Richtung nutzten, um dennoch vorwärtszukommen. Das Zusammenspiel aus Tuch, Holz und Tauen wirkte auf ihn fast wie Magie. Schiffe besaßen aber einen entscheidenden Nachteil, sie fuhren nur auf Wasser, und wie es sich mit Ogern und Wasser verhielt, war ausreichend bekannt.
Diese Vehikel jedoch waren wie für Oger geschaffen. Sie waren stabil genug, schnell, fernab vom Wasser ... und gehörten jemand anderem. Mogda fiel es schwer, seinen Blick von den beeindruckenden Fahrzeugen abzuwenden, doch gab es etwas, das seiner ganzen Aufmerksamkeit bedurfte - die Bären. Etwa zwei Dutzend weißer Bären zogen die fünf Eissegler und stellten sicher, dass diese nicht allein auf den Wind angewiesen waren.
Die pelzigen Tiere würden einem Oger bis zu Hüfte reichen, wenn sie auf allen vieren liefen. Aufrecht stehend, würden sie jeden Oger überragen. Selbst die Größe eines ausgewachsenen Höhlenbären reichte nicht an diese Tiere heran. Sie waren Ausgeburten an Kraft und Muskeln, und die Tatsache, dass sie die Eissegler quer durch das Land zogen, ließ keinen Zweifel an ihrer Ausdauer. Ihr Pelz war schneeweiß und ihre Tarnung damit fast perfekt. Allein die Unterseite der vier Tatzen, ihre Augen und die Nase waren schwarz. Jeweils fünf von ihnen zogen einen Eissegler. Schweres Zaumzeug aus Leder lag über ihren Schnauzen und überkreuzte sich vor der Brust der Bären. Die Zügel liefen weit hinter ihnen zusammen und endeten am Kutschbock, Vorderdeck - oder wie man es sonst nennen wollte. Die Lederriemen liefen in eine Apparatur, die entfernt an das Steuerrad eines Schiffes erinnerte, aber wesentlich kleiner war.
Die Eissegler kamen hundert Schritt vor dem Dorf zum Stehen. Die Bären schnaubten und bäumten sich auf. Auf dem Vorderdeck jedes Schiffes stand eine kleine Gestalt, von der Mogda zuerst dachte, sie sei ein junger Bär. Doch als eine Strickleiter am Rumpf entrollt wurde und er den watschelnden Gang und die umständliche Kletterpartie von Deck betrachtete, wurde ihm klar, dass es sich um Zwerge handeln musste, gehüllt in dicke Pelze. Die fünf begannen, die Bären zu füttern. Aus Holzbottichen warfen sie ihnen rohen Fisch hin, auf den sich die Tiere stürzten und ihn gierig verschlangen. Vier dieser Kapitäne blieben bei ihren Gefährten, der fünfte watschelte schwerfällig auf die Überreste der Dorfmauer zu.
Mogda schaute sich verunsichert zu seinen Leuten um. Auf keinen Fall sollte man sie vorzeitig
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