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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Stolpern brachte. Zwei Dutzend Zwerge hatten sich bereits auf dem untersten Podest versammelt und wandten den Blick zur Höhlendecke.
    »Lasst den Korb herunter, unser Rückweg ist abgeschnitten«, rief einer der Bärtigen. Ein anderer schwenkte eine Fackel, um auf sich aufmerksam zu machen. Rator hätte ihnen sagen können, dass es wenig Aussicht auf Erfolg gab, solange die Luke an der Höhlendecke verschlossen war. Niemand konnte sie sehen, und niemand würde sie hören. Er unterließ es; solange die Bleichen dort standen und sich Hoffnungen machten zu entkommen, waren sie beschäftigt und kamen ihm nicht in die Quere.
    Hagmu erreichte den Thron und legte Mogda davor ab. Er schritt über ihn hinweg und ließ sich in den Herrschersitz fallen. Mit grimmiger Miene blickte er sich um, ohne dabei merklich bei irgendetwas zu verharren. Selbst über Rator schien er hinwegzusehen. Die kleine blaue Flamme aus dem brennenden Pechtümpel reflektierte in dem schwarzen Stein in seiner Augenhöhle und gab ihm ein dämonisches Aussehen. Er beugte sich vor und lehnte sich über Mogdas zerschundenen Körper, zerfetzte das blutverschmierte Hemd seines toten Kameraden, ergriff eine Kette um Mogdas Hals und riss sie ab. Gierig betrachtete er den Anhänger, befand ihn als wertlos und warf ihn achtlos weg. Er beugte sich abermals vor und begann von neuem zu suchen.
    Rator konnte es nicht fassen. Dort oben drohte ein Krieg, die Ankunft Tabals stand bevor, und Hagmu durchsuchte die Habseligkeiten eines Toten. Kriegsoger fledderten und schändeten nicht, diese wenig ehrenvolle Aufgabe gebührte den Goblins oder andern Aaskriechern. Hatte Hagmu den Verstand verloren, oder wollte er nur in den Besitz der Artefakte gelangen? Vielleicht fühlte er sich als der Auserwählte? Rator konnte nicht zulassen, dass er Schwert und Schild an sich nahm. Falls er die Artefakte in Händen hielt und sich entschloss, die anderen wären ihm im Wege, dürfte es schwierig werden, ihn zur Besinnung zu bringen, ohne dabei eine Halle von Toten zurückzulassen. Tabals Ankunft stand vielleicht direkt bevor, ihm zu erklären, warum sein Thronsaal voller Leichen und Körperteile lag, dürfte schwierig werden. In den Überlieferungen, die von dem Herrn des Chaos sprachen, war niemals die Rede davon, dass Tabal sonderlich verständnisvoll war oder es als Ehrung verstand, wenn sich sein Volk gegenseitig dahinmetzelte.
    Rator blickte sich nach Unterstützung um.
    Oger tötet niemals Oger.
    Die Bleichen suchten ihr Heil in der Flucht, sie zu überzeugen, Hagmu von seinem Vorhaben abzubringen, versprach wenig Aussicht auf Erfolg. Übrig blieb Kapitän Londor. Den alten Seebären bewaffnet mit einer Öllampe auf Hagmu loszulassen würde einer Opferung gleichkommen. Außerdem verriet der Blick des Kapitäns, dass er sich lieber mit seinem Schiff hätte versenken lassen, als von einem Kriegsoger mit einer lässigen Handbewegung in den Fels gestampft zu werden.
    Rator umklammerte den Stiel seiner Axt, der Waffe, mit der er bereits Kruzmak getötet hatte. Das Klirren seiner Kette verriet ihn, doch Hagmu schien zu beschäftigt, um sein Näherkommen zu bemerken. Die Klinge der Axt stieg in die Höhe, doch bevor er seine tödliche Attacke beenden konnte, packte eine grobe, kräftige Hand sein Gelenk und hielt ihn zurück.
    »Nicht vergießen Blut von Oger. Hagmu kennen Geheimnis von Tabal.«
    Rator fuhr herum und wollte sich losreißen. Er drehte seinen Arm, ließ den Axtstiel durch die Finger gleiten, packte die Klinge am Griff und hielt sie seinem Widersacher entgegen. Die schartige Schneide zeigte auf das Gesicht der Ogerfrau. Rator blickte in die traurige Miene von Bralba.
    »Bralba kämpfen an Seite von Hagmu?«, fragte Rator verwirrt. »Wieso kommen an Ort, wo Tabal betreten Welt?«
    »Mogda Oger geführt«, antwortete sie. »Hagmu auch Teil von Prophezeiung, genau wie Rator. Hagmus Wissen Prophezeiung. Tabal gesprochen zu Hagmu. Hagmu gemalt mit Weisheit, Rator können sehen.«
    Natürlich hatte Rator gesehen, dass Hagmus Haar ergraut war und die Haut einen matten weißen Schimmer besaß, doch bezweifelte er, dass die Hüttenbauer, wenn sie von Weisheit sprachen, eine Farbe meinten. Nichtsdestotrotz hätte er ihr nicht widersprechen können. Sie war Kruzmaks Gefährtin oder hätte es vielleicht werden sollen. Sie hatte Kruzmak am nächsten gestanden, und Rator hatte ihn getötet. Natürlich wusste sie, was im Elfenwald passiert war. Hagmu hatte es ihr sicherlich erzählt.

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