Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)
Ogerkriegers, der darauf wartete, dass die Bleichen ihm Platz machten.
Londor sah bedrückt zu Boden. Die Zwerge liefen an ihm vorbei, ohne die beiden weiter zu beachten.
»Herr Mogda ist tot«, offenbarte Kapitän Londor. »Er hat versucht dieses Artefakt zu finden, mit dem man die Götter erwecken kann. Als er zurückkam, durchbohrte ihn ein Speer, und er stürzte unweit von hier in den Spalt.«
Rator hatte befürchtet, dass so etwas geschehen würde. Er hatte Mogda als einen Freund kennen gelernt, auch wenn der Ton zwischen ihnen nicht immer herzlich gewesen war. Lange Zeit waren sie gemeinsam mit Cindiel durch das Land gereist und hatten versucht die Oger aus der Sklaverei und Kriegsknechtschaft zu befreien. Mogda war in vielen Angelegenheiten, die Oger und Menschen betraf, die treibende Kraft gewesen. Sein hohes Maß an Intelligenz hatte ihn für diese Aufgaben bestimmt. Die Götter hatten ihn für ihre Dienste im Ränkespiel benutzt, doch Rator hatte stets bezweifelt, dass er diesen Aufgaben auch gerecht werden konnte. Mogda war unumstritten der klügste Oger, den das Land oder die Götter je hervorgebracht hatten, doch seine mangelnde Kampferfahrung musste ihm irgendwann zum Verhängnis werden. Nicht ohne Grund hatte Tabal die Kriegsoger zu ihren persönlichen Abgesandten gemacht. Vielleicht war es für Mogda an der Zeit gewesen, die Zügel aus der Hand zu geben. Dennoch hätte sich Rator ein anderes Ende für seinen Freund gewünscht.
»Mogda gefunden Artefakte von Tabal?«
Londor zuckte mit den Achseln.
»Wie bei den Göttern soll ich das wissen? Soweit ich verstanden habe, waren zwei von ihnen seit jeher im Besitz der Oger. Zum einen das Schwert mit den magischen Runen, das Mogda bei sich führte - das Schwert aus Wasserzahn, das ihm von den Ettins gegeben wurde. Dann war da noch so ein schwarzer Kristallsplitter. Sah für mich aus wie ein Stück Onyx, doch Herr Mogda hat immer ein großes Geheimnis darum gemacht. Soweit ich verstanden habe, ist er in die Nordlande gereist, um Suul zu finden. Sie soll eine Königin sein. In ihrem Besitz befindet oder befand sich das dritte Artefakt - ein Schild. Als Mogda hinabstürzte, hielt er einen Schild in Händen. Es sah aus wie mit Leder bespannt und mit Zacken darauf. Genau konnte ich ihn aber nicht sehen, ich war damit beschäftigt, mir diese Wilden vom Hals zu halten. Wenn du mich fragst, ist diese alte Prophezeiung nichts weiter als irgendeine Geschichte, damit irgendjemand hinter ihr herläuft und glaubt, alles wird gut werden. Ich sage dir, die Götter haben uns verlassen, weil wir so leichtgläubig sind und auf jedes Geschwätz hören, das alte Frauen in den Gassen der Städte vor sich hinbrabbeln. Wir sind es nicht wert, ihre Gunst zu erhalten.«
»Wo Rator finden Mogda?«, schnaubte der Kriegsoger.
Kapitän Londor reckte den Kopf seitlich an Rator vorbei. Der Schein seiner Öllampe reichte nicht aus, um bis dorthin zu leuchten, wo er Mogdas Leichnam vermutete. Ein Blick nach oben half seiner Orientierung.
»Er müsste dort, keine zwanzig Schritt hinter dir aufgeschlagen sein. Ich gehe einfach mal davon aus, er ist gerade hinuntergefallen. Flügel schien er nicht zu haben, und wenn er nicht getrödelt hat, war er auf jeden Fall schneller als ich.«
Rator verstand die Anspielung nicht. Außerdem wollte er nicht zusammen mit dem Kapitän über den Tod seines Freundes lachen. Auch Londor hatte dies verstanden und übernahm wortlos die Führung.
Wie Kapitän Londor vermutet hatte, lag Mogdas Körper nahe der Felswand. Seine Verletzungen ließen darauf schließen, dass er mehrfach gegen die schroffen Felsen geschlagen sein musste. Sein Arm war mehrfach gebrochen, Kopf, Arme und Beine mit Schürfwunden übersät. Der Bronzespeer hatte sich beim Aufprall mehrfach verbogen und umwickelte seine Brust fast wie eine schmale goldene Schärpe. Unter ihm hatte sich eine Blutlache gebildet, die nur langsam zwischen Fels und Sand versickern wollte. Auffällig war, dass er immer noch Schild und Schwert in der Hand hielt.
Rator kniete sich neben die Leiche seines Freundes. Trotz der zahlreichen Verletzungen sah er so ruhig und zufrieden aus, zufriedener, als er im Leben gewirkt hatte. Rator erkannte den Schild als das, was er war: die Schuppe eines alten schwarzen Drachen. Rator streckte die Hand aus, um das Artefakt zu berühren, doch bevor seine Finger über den matten dunklen Glanz streichen konnten, riss jemand an seiner Kette und schleifte ihn zurück. Rator
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