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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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doppelt so viele Maultiere und Pferde zogen vor den Augen der Oger vorbei. Hagmu war stolz auf seinen Trupp. Keiner hatte sich verraten oder war vorzeitig aus seinem Versteck gesprungen und hatte damit die Hüttenbauer gewarnt. Jetzt war es ein Leichtes, sich die Vorräte zu holen. Die einzige Schwierigkeit, die sich ergeben würde, war das Hinaufschaffen der Ladung, der Karren und der Tiere zur Zwergenesse.
    Alle Nervosität und Vorfreude schien allein in Frigget innezuwohnen. Der kleine Goblin sprang und hüpfte vor Freude auf und ab.
    »Ich hab's dir gesagt«, quiekte er. »Genug Vorräte für euch alle. Ihr müsst sie euch nur noch holen. Pflückt sie wie reife Früchte von einem Baum.« Er klatschte mit den Händen auf den Fels und tanzte umher. Seine Aufregung schien ihn fast platzen zu lassen. Immer wieder griff er nach der Schlinge um seinen Hals und versuchte, den Strick zu lockern, um sich zu befreien, doch Hagmu blieb ungerührt. Er richtete sich auf und blickte hinunter zu den Wagen. Erneut straffte sich das Seil, das ihn und den Goblin verband, und machte Friggets Anstrengungen zunichte.
    »Binde mich los«, forderte der Goblin. »Ich habe mein Wort gehalten. Nimm endlich diese Schlinge von meinem Hals!« Seine dünnen Finger umklammerten die Schlinge und versuchten, ihm zusätzliche Luft zu verschaffen. Mit einem Fuß stemmte er sich gegen das Ogerbein und zerrte am Seil. Wie ein junger Hund, der noch nicht an das Gehen mit der Leine gewöhnt war, schüttelte er sich und versuchte loszukommen.
    Hagmu gab nichts auf Friggets Gejammere. Was ein Goblin wollte oder nicht, war einem Oger egal. Er stieß ihn mit dem Knie beiseite und hielt das Seil straffer.
    »Bleiben zusammen, bis wieder zurück«, brummte er. »Wir jetzt Freunde.« Das Lächeln des Kriegsogers verhieß nicht wirklich Hoffnung für Frigget.
    »Vorwärts!«, brüllte Hagmu, drehte sich um und zeigte mit der Spitze seiner Axt auf die Wagen der Hüttenbauer.
    Nacheinander erhoben sich die Oger aus ihren Verstecken. Bewaffnet mit Schwertern, Äxten und Keulen, stürmten sie den Hang hinunter. Ihr Brüllen kam dem Donner eines Gewitters gleich. Hagmu verfolgte ihren Ansturm noch einen Moment von seinem Platz aus. Er musste sie nicht anführen. Genau wie Frigget es gesagt hatte, waren es nur Bauern und Händler, die den Treck begleiteten. Nicht eine schimmernde Rüstung oder eine Armbrust war zu sehen, nicht ein Pferd, das nicht vor einen Wagen gespannt war. Die Hüttenbauer waren wehrlos, und wenn sie keine Dummheiten machten, brauchte auch niemand getötet zu werden. Immerhin war das Bündnis zwischen Menschen und Ogern noch nicht aufgehoben. Solange niemand getötet wurde, bestand dafür auch kein Grund.
    Der Treck kam ins Stocken. Der erste Karren wurde angehalten. Der Mann auf der Ladefläche sprang auf und warf seinen Umhang fort. Ohne einen Alarmruf von sich zu geben, kletterte er einfach hinunter und nahm Reißaus, den schützenden Bäumen entgegen. Er versuchte noch nicht einmal, seine Waren zu retten, sondern ließ alles im Stich, samt seiner Kameraden.
    Hagmu lief im leichten Trab hinter seinen Leuten her. Frigget konnte kaum mithalten und wagte oft halsbrecherische Sprünge von einem Stein zum nächsten. Was passieren mochte, wenn er das Tempo nicht beibehalten konnte, wagte er sich nicht vorzustellen. Sicher war nur, dass es den Kriegsoger nicht verlangsamen würde.
    Bralba war die Erste, die bei den Wagen ankam. Bewaffnet mit einem Dreizack, ging sie auf das Pferd an der Spitze los. Das Tier scheute und wollte sich aufbäumen, doch es konnte dem Angriff nicht ausweichen, und so rammte die Ogerin die rostigen Dornen ihrer Waffe in die Brust des Pferdes. Noch einmal stemmte sich der Gaul auf die Hinterbeine, doch Bralba hielt dagegen und drückte das Tier über die Hinterhufe auf den Rücken. Krachend stürzte es in den Wagen, zertrümmerte die Seitenwände und riss die Ladung herunter. Auch die anderen Oger stürmten in breiter Front auf den Treck zu.
    Hagmus geschärfte Sinne warnten ihn. Irgendetwas stimmte nicht. Niemand auf den Wagen erhob sich oder zog gar eine Waffe. Die Pferde scheuten, doch keines drohte auszubrechen, obwohl keiner der Wagenlenker etwas unternahm, um sie zu beruhigen. Außer dem Angriffsgebrüll seiner Oger und dem spärlichen Wiehern einiger Pferde war nichts zu hören. Niemand schrie oder versuchte, die anderen zu warnen. Keiner der Hüttenbauer sprang auf und suchte sein Heil in der Flucht.
    Die Oger

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