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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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sprach auch von Tabal. Es ist egal, wie wir ihn nennen, wir warten alle auf denselben: den Herrn des Chaos. Du bist der, auf den ich warte, es besteht kein Zweifel. Komm zu mir und trete deinen Dienst an.«
    Rator konnte nicht glauben, was ihm der Riese erzählte. Dies sollte tatsächlich der Ort sein, an dem Tabal zu finden war - eine einfache Höhle tief unter der Erde. Und die Garde seines Reiches war ein alternder Riese.
    »Komm zu mir«, sagte Gerome. »Ich sehe die Zweifel in deinem Gesicht. Ich werde dir zeigen, dass ich die Wahrheit spreche.«
    Rator folgte dem Aufruf des Riesen. Es gab nicht viel, was er zu verlieren hatte, aber er hatte die Möglichkeit, der Wahrheit ein Stück näher zu kommen, auch wenn diese momentan nach einer Lüge klang. Den Dolch zum Zustoßen bereit, stellte sich Rator vor den Thron. Mit dem Stiel des Hammers zeigte Gerome auf eine der Lehnen des Herrschersitzes. Ungläubig sah Rator auf die Zeichen, die dort eingemeißelt waren.
    »Das müsste das Zeichen sein, nach dem du suchst«, grollte Gerome ... und er hatte Recht.
    Die Linien der Gravur waren nicht sonderlich tief, und auch schien die ganze Arbeit nicht gerade von großem handwerklichen Geschick zu sein, doch es handelte sich eindeutig um den brennenden Turm, das Zeichen Tabals.
    »Wann Tabal wird kommen?«, forderte Rator zu wissen.
    »Das, mein Freund aus dem Süden dieser Welt, kann ich dir nicht beantworten. Ich weiß nur, dass du der letzte der Wächter bist und es dir übertragen wurde, ihn zu empfangen. Meine Aufgabe hier ist beendet, und deine beginnt nun.
    »Was Rator soll tun?«
    Der Riese stellte seinen Fuß auf die Lehne des Throns und tippte mit dem Stiel des Hammers gegen die eiserne Fessel, die seinen Knöchel umgab.
    »Zieh den Splint heraus und lege die Fessel um deinen Fuß. Damit erlöst du mich von meinem Schwur, und deine Zeit als Wächter beginnt. Das ist alles.«
    Rator sah keinen Grund, Gerome diesen Gefallen nicht zu tun. Das Fußeisen war für einen Riesen ausgelegt. Wenn Rator der Gefangenschaft überdrüssig würde, konnte er die Fessel einfach über den Fuß ziehen. Und selbst wenn ihm dies nicht gelingen sollte, bräuchte er nur wenige Stunden, um die Kette mit einem Stein zu zertrennen. Das Risiko war gering, und die Vorstellung, Tabal entgegentreten zu können, reizte den Oger. Sein Einverständnis erklärend, nickte Rator und tat, wie von Gerome geheißen.
    Der Eisriese zeigte keine Dankbarkeit oder Freude, diesen Ort nach so vielen Jahren endlich verlassen zu dürfen. Er nahm einfach seinen Hammer und stapfte davon.
    »Wie Rator bekommen Essen?«, rief der Oger dem Hünen hinterher.
    Gerome drehte sich nicht um, sondern verschwand einfach im Dunkeln. »Locke die Wölfe an und töte einen von ihnen, das müsste für zwei Wochenvorräte reichen«, hörte er Geromes Stimme aus der Schlucht hallen.
    Rator kannte die Essgewohnheiten von Riesen nicht, aber ein Wolf war für einen Oger höchstens eine Mahlzeit. Zudem war ihr Fleisch zäh und schmeckte tranig.
    Kurze Zeit später vernahm Rator wieder das Heulen des Leitwolfes und wie die Meute knurrend und zähnefletschend über den Frostriesen herfiel. Sie hatten draußen gewartet und auf leichte Beute gehofft. Der Kampf schien schnell vorüber. Zwei oder drei der Tiere jaulten ängstlich, und Rator hörte, wie der Hammer des Riesen gegen die Felsen drosch. Aus dem Dunkel heraus wurde der Kadaver eines Wolfes in die Halle Tabals geschleudert und blieb auf dem untersten Plateau liegen.
    Jetzt wusste Rator, was Gerome gemeint hatte. Der Wolf war ungefähr dreimal so groß wie die, die er kannte. Sein Fell war schneeweiß, und das Gebiss des Tieres hätte besser zu einem jungen Drachen gepasst. Ein Tier von dieser Größe hätte einem Oger leicht den Arm abreißen können. Deprimiert sah Rator auf seinen alten Dolch.

15
Brennende Wälder

    Die Wagenspuren führten genau am Berghang vorbei quer durch das saftige Grünland. Frigget hatte anscheinend die Wahrheit gesprochen. Die tiefen Furchen von schätzungsweise acht bis zehn schwer beladenen Karren konnten noch nicht älter sein als drei Tage. Weiter im Süden lag ein dichtes Waldgebiet und dahinter wiederum eine breite Straße, die direkt an Osberg vorbeiführte. Wenn tatsächlich eine weitere Karawane mit Lebensmitteln von einem der Bauerndörfer im Osten nach Sandleg geführt werden und diese unbemerkt bleiben sollte, wie Frigget es gesagt hatte, blieb den Hüttenbauern keine andere Möglichkeit,

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