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Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition)

Titel: Blutiger Winter: Ein Oger-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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mit Absicht offenhielten. Trichterförmig schlossen sich die Reihen hinter den Ogern und trieben sie so weiter vorwärts. Hagmu entschloss sich, ihr Spiel weiter mitzumachen, bis er herausgefunden hatte, was sie wirklich beabsichtigten. Ein Scharmützel mit einigen Stadtwachen oder einer aufgebrachten Horde Bauern konnte dies Land durchaus verkraften. Achtzig Oger gegen ein fast tausend Mann starkes Heer zu führen, käme jedoch einer Kriegserklärung gleich und würde sicherlich größere Kreise ziehen. Er wollte nicht als der Oger bekannt werden, der den Frieden mit den Menschen gebrochen hatte. Es war schon schlimm genug, dass er und seine Leute sich mit Diebesgut über den Winter retten mussten. Auch wenn die Hüttenbauer ihm eine Falle gestellt hatten, er war im Unrecht.
    Sie wurden langsam auf ein Waldgebiet zugetrieben. Es war eigentlich mehr ein stumpfsinniges voreinander Herlaufen als ein Treiben. Soweit Hagmu sehen konnte, besaßen die Hüttenbauer noch nicht einmal richtige Waffen. Es schienen Bauern und Händler, aber keine Soldaten zu sein. Rüstungen trugen nur die wenigsten von ihnen, und wenn sie überhaupt welche hatten, dann nur solche aus Leder. Ihre Bewaffnung bestand aus Kurzschwertern, Beilen und Forken, welche sich die Menschen aber vorzugsweise noch über die Schultern gelegt oder in ihrem Hosenbund stecken hatten. Sie konzentrierten sich immer noch darauf, Krach zu machen und möglichst eindrucksvoll auszusehen.
    Das Waldstück, auf das die Oger zuhielten, war Hagmu unbekannt. Die vom ständigen Wind geneigten Bäume streckten ihnen ihre Baumkronen entgegen wie eine Horde Schaulustiger. Die salzige Luft hatte im Laufe der Jahre dem üppigen Wuchs zugesetzt. Tote Äste ragten aus dem Blätterdach hervor, und Efeu rankte sich um die Stämme herum und versuchte, das letzte bisschen Leben aus den Pflanzen zu saugen.
    Die Jagd, wenn man sie dann so nennen wollte, zog sich bis zum frühen Abend hin. Keine der beiden Parteien gab sich besonders viel Mühe, ihren Part des Spiels zu erfüllen. Das Heer der Menschen hatte sich weiter zusammengezogen und beschränkte sich darauf, von Zeit zu Zeit Trommeln zu schlagen und auf Abstand zu bleiben. Die Oger trotteten langsam vorneweg. Ihr Hauptaugenmerk lag auf den Karren und Zugtieren. Der Verlust eines Wagens würde bedeuten, dass sie das bisschen, was sie hatten erbeuten können, auch noch würden zurücklassen müssen.
    Hagmu war zuversichtlich, dass die Bauern mit dem Einbruch der Nacht ihre Verfolgung aufgeben würden oder er und seine Oger eine Lücke fanden, um ins Gebirge zu flüchten. Die Hüttenbauer waren listig, aber schwach. Ihr Plan, die Oger in eine Falle zu locken, hatte funktioniert, doch nun besaßen sie nicht genug Mut, um sie auch anzugreifen. Wenn erst die Nacht gekommen war, würde sich ihre Angst noch steigern, und sie würden rennen, wie es sich für Bauern gehörte, wenn sie auf Oger stießen.
    Bevor die Dunkelheit ganz hereingebrochen war und der Trupp Oger in dem Waldgebiet kurz vor der Küste verschwinden würde, drehte Hagmu sich noch einmal um. Die Armee der Menschen war noch weiter zusammengerückt. Halbkreisförmig hielten sie etwa eine halbe Meile Abstand. Sie hatten sich aufgeteilt in Gruppen zu hundert Mann. Erst jetzt fielen Hagmu die dunkel gewandeten Priester auf, die an der Spitze der einzelnen Trupps liefen.
    »Was sie haben vor?«, knurrte Hagmu und zog an dem Strick an seinem Hosenbund.
    »Ich weiß es nicht«, jammerte Frigget. Der Goblin war mit seiner Kraft am Ende. Der lange Marsch und die weiten Schritte der Oger hatten ihn vollkommen erschöpft. Jedes Mal, wenn er auch nur drei oder vier Fuß zurückfiel, zog sich die Schlinge um seinen Hals zusammen und schnürte ihm die Luft ab.
    »Sie haben es mir nicht gesagt«, winselte er. »Ich bin ein Goblin. Sie würden mich nicht in ihre Pläne einweihen. Alles, was ich mitbekommen habe, ist, dass sie euch bis zur Küste treiben wollen.«
    Hagmu wusste, dass man auf die Worte des Goblins nichts geben konnte. Er würde sonst was erzählen, um seine Haut zu retten. Er, Hagmu, hatte seinen Trupp an die Küste geführt. Wenn er es gewollt hätte, lägen die toten Leiber der Hüttenbauer schon aufgetürmt vor der Zwergenesse. Keine Armee der Menschen war in der Lage, ihn und seine Leute von seinem Ziel abzuhalten. Dass er und seine Oger jetzt hier in diesem Küstenwäldchen waren und dass die Hüttenbauer noch lebten, war allein seine Entscheidung gewesen.
    Schnell hatte

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