Blutiges Echo (German Edition)
den Fußraum gleiten, nahmen ihr die Schlüssel ab, er fuhr ihren Wagen, sein Partner folgte in seinem. Raus in den Wald, um sein Auto abzustellen, dann mit ihrer Karre zurück zum Motel. Sie hatte einen Schlüssel. Zimmer Nummer sieben. Möglich, dass da drin ein Mann auf die Frau wartete. Oder eine Familie. All das gehörte mit zum Spiel.
Sie brachten sie zurück zum Motel, Zimmer Nummer sieben, und es war niemand da. Das Ganze war einfach, und sie machten mit ihr, was sie wollten. Hatten ihren Spaß.
Er schaute zu der jungen Frau, die in der Mitte des Bettes lag. Ihre toten Augen blickten zur Decke hinauf, genau wie eben noch seine eigenen, lebendigen, doch sie sah nichts mehr. Er hatte Schattenlamellen und eine Spinne gesehen. Für sie gab es jetzt nur noch Schatten, und sie nahm sie gar nicht wahr.
Er dachte gern darüber nach und versuchte es zu begreifen. Wie war das, nichts zu sein, nichts zu wissen? Wie war es, tot zu sein? Am eigenen Leibe wollte er das nicht erfahren, aber als er ihr die Hände um die Kehle gelegt hatte … Sie war vom Schlag auf den Kopf wieder erwacht, und irgendwann waren sie dann mit ihr fertig gewesen, und in diesem letzten Moment, da meinte er für einen einzigen Augenblick in ihrem Gesicht, in ihren Augen, hinter den Fenstern zu ihrer Seele den Schatten des Todes in ihren Kopf gleiten zu sehen.
Ein abgefahrenes Gefühl.
Der Große stand auf und ging zum Badezimmer, wobei er sich den nackten Hintern kratzte. Hinter sich hörte er seinen Partner aufstehen, und als er sich umdrehte, sah er, wie er sich anzog.
Das wunderte ihn nicht. Sie hatten sich geschützt, hatten Kondome benutzt, und die Kondome hatten sie in der Toilette entsorgt, aber sein Partner wusch sich nicht mal den Schwanz. Dabei war das doch das Mindeste. Manchmal war der Kerl einfach widerlich.
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Frau zu.
Immer noch tot.
Sie war nicht auf wundersame Weise wieder zum Leben erwacht.
Das war ihnen nämlich echt mal passiert. Sie hatten gedacht, das Mädel sei tot, waren zum Autoschalter eines Fast-Food-Restaurants gefahren, während sie in eine Decke gehüllt im hinteren Fußraum lag, und als sie auf ihre Burger mit Pommes warteten und dem Knaben zuschauten, der auf der anderen Seite des Fensters an der Kasse herumfummelte, hörten sie plötzlich ein Keuchen.
Die Frau, die sie für tot hielten, war nicht tot.
Er hatte es vor Augen, als wäre es gestern gewesen, obwohl es … zwei oder drei Jahre zurücklag. Sie schnappte nach Luft, und da sein Partner am Steuer saß, griff er zwischen den Sitzen nach hinten, während sie wie ein Zombie von den Toten auferstand, die Decke über Kopf und Körper, und packte sie an der Kehle. Packte sie einfach samt Decke und drückte zu, schnürte ihr die Luftröhre ab, sodass der Sauerstoff gar nicht erst in ihren Kreislauf gelangte. Und hielt sie mit aller Kraft fest.
Doch sie schlug um sich. Ihre Arme schossen unter der Decke hervor.
Er schaute zu seinem Partner, der sofort begriff, was los war, dann warf er einen Blick zu dem Kerl an der Kasse, der gerade einen Papierbeutel nach vorn holte, ihnen sein verpickeltes Gesicht zuwandte und nach dem Schiebefenster griff; so fest er konnte, drückte er die Hand hinunter, presste die Finger zusammen, und die Frau – oder besser, das Mädchen – trat ein paar Mal um sich. Aber der Bursche kriegte nichts mit. Drinnen lief Musik, das hörte man jetzt, als das Fenster aufgeschoben wurde, irgendein Mist vom Band, der da den ganzen Tag rauf- und runterdudelte, und der Typ sagte: »Zwei Burger komplett und zweimal Cola light.«
»Ja, ja«, murmelte sein Partner und gab ihm einen Schein.
Einen großen Schein.
Verdammt.
Jetzt mussten sie auf das Wechselgeld warten, und da saß er nun und versuchte, die Schlampe unten zu halten, und sie war verdammt stark, und so mit einer Hand zwischen den Sitzen war das richtige Arbeit, und dabei musste er auch noch lässig aussehen und hoffen, dass der Burger-Heini nicht sah, wie ihre Füße da hinten hin und her zappelten, und nicht hörte, wie sie gegen die Sitze trat. Und da gibt sein Partner dem Kerl einen großen Schein und wartet in aller Seelenruhe.
Später hatte sein Partner gesagt: »Scheiße, Alter. Kleiner hatte ich es nicht. Schließlich sollte er sich ja auch nicht daran erinnern, wie ich ihm einen Zwanziger gebe und sage, behalt den Rest, denn das hätte er sich bestimmt gemerkt, meinst du nicht? Also musste ich auf das Wechselgeld warten. Ich
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