Blutiges Echo (German Edition)
hatte keine Wahl!«
Und damit hatte er natürlich recht. Aber da stand der Bengel, reichte Beutel und Getränkebecher raus und nahm das Geld, und hier saß er, die Hand fest um die Kehle dieser Frau, und brachte zu Ende, was er als längst erledigt betrachtet hatte. Und dann, als ihre Arme unter der Decke hervorschossen und sie ihm die Fingernägel in den Handrücken grub und er die Zähne zusammenbiss, um nicht aufzuschreien, schob der Bengel das Fenster zu, und sein Partner gab Gummi.
Er schaute durch die Heckscheibe nach hinten und sah den Wagen hinter ihnen; ein paar Jugendliche saßen drin. Aber die schenkten ihnen kaum Aufmerksamkeit. Und während sie wegfuhren, hielten die Jugendlichen ganz normal an dem Schalter. Erleichtert atmete er auf. Als sie um die Ecke bogen und zurück auf die Straße fuhren, drehte er sich um und schlüpfte zwischen den Sitzen hindurch, blieb irgendwo mit dem Fuß hängen und verlor seinen Schuh. Er ließ sich auf den Boden fallen, stemmte der Tussi das Knie in den Leib, riss die Decke fort, ließ ihre Kehle los und schlug ihr drei-, viermal mit der Faust ins Gesicht.
Nachdem sie bewusstlos geworden war, fing er langsam und sorgfältig wieder an, ihr die Kehle zuzudrücken, und er spürte dabei, wie ihr Genick unter seinen starken Fingern knackste. Er erwürgte sie, gab ihr den Rest. Im Wald schnitt er ihr dann die Finger ab, sie stießen die Leiche aus dem Wagen, und er nahm die Finger mit. Später pulte er seine Haut unter ihren Nägeln hervor, stutzte sie und legte die Finger auf einen Ameisenhaufen; nach ungefähr einer Woche kam er zurück und grub sie wieder aus, tat sie in einen Beutel und nahm sie zum Angeln mit. Draußen beim Damm hatte er sie schließlich einzeln ins Wasser gelassen, jeden mit einer Handvoll Bleigewichte verschnürt.
Aber die hier, die da auf dem Bett lag, würde von nirgendwo zurückkommen, und sie hatte niemanden gekratzt. Die war hinüber. Sie war tot, tot, tot. Denn inzwischen wusste er, wie man’s anstellte, um auf Nummer sicher zu gehen.
»Lässt du schon mal Wasser ein?«, fragte sein Partner.
Seine Gedanken kehrten wieder zu dem zurück, was jetzt zu tun war.
»Klar. Lass mir ein bisschen Vorsprung, dann kannst du sie reinbringen.«
Sein Partner, der inzwischen vollständig angezogen war, ging zum Fenster und stellte sich neben die Gardine. Das leuchtend gelbe Schild mit dem rot blinkenden Wort »Motel« flimmerte durch die Vorhänge hindurch und ließ das Zimmer wie eine Brandblase pulsieren.
»Ich mache mir Sorgen«, sagte sein Partner. »Ich hab meinen Spaß, und alles ist in Ordnung, aber hinterher mache ich mir Sorgen. Ich denke immer, dass überall meine DNA verteilt liegt. Irgendeine Hautzelle, die mir vom Arsch abgefallen ist oder so.«
Der Große hielt am Badezimmer mit der Hand auf der Türklinke inne und schaute seinen Partner an. »Siehst du meine Hand auf der Klinke? Glaubst du, ich hab Schiss? Glaubst du, ich mache mir Sorgen um Fingerabdrücke?«
»Solltest du jedenfalls. Du weißt genau, dass wir uns deswegen Gedanken machen sollten.«
»Also gut. Ein bisschen Angst ist dabei. Aber würdest du es sonst überhaupt machen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht.«
»Ich nicht. Und ich bezweifle, dass du es tun würdest. Hör mal, ich schrubbe das ganze Zimmer von oben bis unten. Ich lasse Wasser in die Wanne, wir machen sie sauber, und dann lassen wir sie einweichen. Der Punkt, an dem andere Typen es normalerweise verkacken, ist der, dass sie Souvenirs mitnehmen. Wir nehmen nichts mit. Das erwähne ich deshalb, weil ich gesehen habe, wie du ihr Fußkettchen beäugt hast.«
»Ich hab’s in Erwägung gezogen. Sie hat auch einen Ring durch die Muschi. Hab gesehen, wie du ihn dir angeguckt hast.«
»Zum Angucken ist er ja auch da, aber ich will ihn nicht haben. Damit forderst du es nur heraus. Kerle, die irgendwelche Sachen einstecken, die betteln geradezu darum aufzufliegen. Und sie bringen die Mädels immer am selben Ort um, mit derselben Methode, entsorgen die Leiche immer auf dieselbe Art …«
»Das haben wir auch schon gemacht …«
»Stimmt. Aber wir wechseln zwischendurch auch mal die Strategie. Und wir machen das hier nicht die ganze gottverdammte Zeit. Man muss sich ein bisschen zurückhalten. Ein bisschen Selbstbeherrschung an den Tag legen. Es macht mehr Spaß, wenn sich der Druck ein wenig angestaut hat, und dann muss man trotzdem noch vorsichtig sein. Darauf kommt es an, auf Selbstbeherrschung.«
»Ich weiß ja
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