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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Zeugs.
    Er betrat den Laden. Der Mann an der Kasse sah auf. »Hey, lange nicht gesehen«, sagte er.
    »Stimmt.«
    »Ich dachte schon, du hast aufgehört.«
    »Nein.«
    »Was soll’s denn sein?«
    Ohne sich vom Fleck zu rühren, schaute Harry sich um. All diese Flaschen funkelten so hell und verlockend. Als wartete in jeder ein Flaschengeist auf ihn, der ihm den Wunsch nach völliger Besinnungslosigkeit gewährte.
    Eins mit dem Universum. Richtig. Genau das wäre er, wenn er ein paar Bier intus hätte. Tad lag falsch. Harry war immer dann eins mit dem Universum gewesen, wenn er betrunken gewesen war. Es waren die nüchternen Tage, an denen er nicht klarkam.
    Harry nahm einen Sechserpack Budweiser, stellte ihn auf den Tresen und holte sein Portemonnaie heraus. Viel war nicht drin. Ein paar Mäuse. Aber hierfür reichte es. Er schaute auf, und der Kassierer lächelte ihn an. Er wusste nicht, wie der Mann hieß, aber der Mann kannte ihn, wusste, was er wollte. Hinter dem Kassierer sah er sich in einem Spiegel an der Wand.
    Er sah völlig verstört aus. Die Zunge schaute ein Stück zwischen seinen Lippen hervor, seine Wangen waren gerötet, und das Grinsen um seine hervorstehende Zunge wirkte auf ihn wie das Grinsen eines Idioten.
    »Von wegen, eins mit dem Universum«, sagte er.
    »Wie bitte?«, fragte der Kassierer. »Was hast du gesagt?«
    »Nichts.«
    Harry ließ das Bier stehen, machte auf dem Absatz kehrt und trat hinaus auf den Bürgersteig. Dann bog er in eine Straße, von der, wie er wusste, ein schmaler Weg abzweigte, der durch ein Wäldchen aus Pekannussbäumen führte. Diese Abkürzung war immer sauber gewesen, nichts Schreckliches lauerte in irgendeinem der Geräusche, die er dort vorgefunden hatte.
    Außerdem lag in dieser Richtung Tads Haus.
    Tad war jetzt genau der Richtige. Tad wusste immer Rat.
    Kayla schloss die Tür zu ihrem Häuschen am schattigen Ende der Straße auf und hoffte, dass dieser blöde Köter Winston nicht frei im Garten herumlief. Winston war eine riesige Dänische Dogge, und er liebte es, ihr seine Schnauze in den Hintern zu schieben oder auf ihr Auto zu steigen. Eigentlich kam jedermanns Auto oder Hinterteil infrage. Anscheinend hielt er sich für eine Katze. Hätte sie diesen dummen Hund nicht so gern, dann hätte sie schon längst seinen Besitzer angezeigt, weil er seinen Hund nicht anleinte.
    Keine Spur von Winston.
    Sie ging hinein und bewegte sich langsam durch die Dunkelheit. Sie brauchte kein Licht. Viel zu sehen gab es ohnehin nicht. Möbel waren kaum vorhanden.
    Als sie in den Hobbyraum kam, den sie in ein Büro umgebaut hatte, schaltete sie die Lampe ein. Ein paar Dartpfeile steckten in einem Holzklotz oben auf einem riesigen Holzbären. Der Bär war von ihrem Vater. Er hatte ihn ihr gekauft, als sie zehn Jahre alt war. Sie waren auf dem Weg zu Verwandten in Houston, und da stand er am Straßenrand, zusammen mit einem Haufen anderer mit der Kettensäge geschnitzten Viechern. Sie quengelte so laut, dass er rechts ranfuhr und ihr den Bären kaufte, an Ort und Stelle. Später hatte er einen Lieferwagen mieten müssen, um wiederzukommen und das Teil abzuholen.
    Der Holzklotz passte genau zwischen die Bärenohren.
    Kayla nahm den Klotz, zog die sechs Pfeile heraus und legte ihn zurück zwischen Harrys Ohren. So hatte sie den Bären getauft. Harry.
    In all den Jahren hatte sie Harry nicht vergessen, und natürlich konnte er sich auch noch an sie erinnern. Ein bisschen. Er hatte sie nach ihrer Nummer gefragt. Um nett zu sein, höchstwahrscheinlich. Nach dem Motto: Ich melde mich bei dir, und dann gehen wir mal zusammen essen. Das war nicht unbedingt das gewesen, woran sie gedacht hatte. So hatte sie sich das alles nicht ausgemalt. Sie dachte immer, sie würde erwachsen werden und Harry wiedertreffen, und er würde sich unsterblich in sie verlieben und sie würden heiraten.
    Zwei ineinandergreifende Teile desselben großen Puzzles. Hatten sie das damals nicht so gesagt?
    Heute Nacht war nicht gerade so gelaufen, wie sie sich das vorgestellt hatte.
    Natürlich hatte sie sich auch einen Haufen anderer Dinge vorgenommen, aus denen nichts geworden war. Zum Beispiel, den Mord an ihrem Vater aufzuklären.
    Selbstmord hieß es offiziell, nicht Mord.
    Tja, eigentlich glaubte damals niemand, dass es Selbstmord war. Autoerotischer Selbsttötungsunfall, so hieß es inoffiziell. Aber ihr Dad war ein Bulle gewesen, und die Polizei wollte nicht, dass diese Sache mit der Autoerotik bekannt wurde,

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