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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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zurück. »Ich habe schon den Hörer in der Hand.«
    »Mach nur. Ich kenne den Polizeichef. Er weiß, dass ich hier bin. Bei drei fliegt die Tür aus den Angeln«, sagte McGuire.
    Harry machte auf.
    McGuire und der Elch namens Jimmy drängten herein. Im Gegensatz zu McGuire trug Jimmy eine Bluejeans und ein Flanelljackett über einem T-Shirt.
    »Was für ein schäbiges Loch«, sagte McGuire. »Hast du meine Tochter hierhergebracht?«
    »Eigentlich«, erwiderte Harry, »mochte sie es lieber auf dem Rücksitz.«
    McGuire hob die Hand, und Harry trat einen Schritt zurück, sodass die Ohrfeige ins Leere ging. Cool, dachte er, langsam lerne ich wirklich was. Das hab ich kommen sehen. Und ich bin ihm ganz locker ausgewichen.
    McGuires andere Hand traf.
    Das tat weh.
    Harry legte sich die Hand an die Wange. Memo an mich selbst, dachte er: Wenn du was Cooles machst, denk nicht zu lange darüber nach. Sonst geht die Coolness gleich wieder flöten.
    »Ab jetzt hältst du dich gefälligst von meiner Tochter fern«, sagte McGuire.
    »Hey, ich will nichts mehr von ihr.«
    »Das haben andere auch schon gesagt, und trotzdem sind sie immer wieder aufgekreuzt. Ich weiß, dass sie ständig läufig ist, aber du steckst ihr deine dreckige Hundeschnauze nicht mehr in den Arsch. Kapiert?«
    »Versprochen. Damit bin ich fertig.«
    »Du bist noch lange nicht fertig. Jimmy, der macht dich fertig, bis du nicht mehr weißt, ob du ein Junge oder ein Mädchen bist.«
    Harry warf einen Blick zu Jimmy. Jimmy machte keinen allzu interessierten Eindruck. Diese Besprechung schien ihn ebenso sehr zu beschäftigen wie ein Schwein der korrekte Gebrauch eines Teeservice. Auf ihn wartete wahrscheinlich ein längst überfälliges Date mit einem Bier, einer Männerzeitschrift und einer Handvoll Vaseline.
    »Jimmy kann dich ziemlich gründlich auseinandernehmen«, sagte McGuire.
    Jimmy schlug sich mit seiner großen Faust in die offene Handfläche.
    »Ich will nicht auseinandergenommen werden.«
    »Dachte ich mir«, sagte McGuire. »Und setz keine Lügen in die Welt, dass ich irgendwen im Bunker umgebracht hätte. Visionen, was für eine Scheiße. Du wolltest meine Tochter beeindrucken, und das ist nach hinten losgegangen.«
    »Ich hab wirklich was gesehen.«
    McGuire musterte Harry und kam mit dem Gesicht ganz nah an seine Nase heran.
    »Gar nichts hast du gesehen. Jetzt vergiss das alles. Wenn du weiter rumläufst und so einen Mist behauptest … – Tja, Jimmy bringe ich nicht noch mal mit. Ich bringe nur mich mit. Ich mag es, wenn andere die Drecksarbeit für mich erledigen, und ich bezahle sie gut dafür. Aber für dich mache ich vielleicht eine Ausnahme. Ich lasse nicht zu, dass mein Name so durch den Schmutz gezogen wird. Und was die Bullen angeht: Vergiss es. Ich könnte dich umbringen und auf den Grund des Flusses werfen oder dich hinter der verdammten Kokerei begraben, und niemand würde nach dir suchen. Und wenn dich doch jemand finden würde, bräuchte es nur ein Wort vom Polizeichef, und sie würden dich wieder zurückschmeißen. Verstanden, du Schlappschwanz?«
    »Laut und deutlich.«
    »Jimmy, zeig ihm mal was.«
    Jimmy trat rasch einen Schritt vor. Ich sollte was machen, dachte Harry. Irgendwas, was Tad mir beigebracht hat, aber bisher hab ich bloß gelernt, mich zu konzentrieren und nicht über Wurzeln zu stolpern. Und dann versenkte Jimmy einen Aufwärtshaken in Harrys Magengrube. Harry klappte zusammen und versuchte sich zu entspannen, und es funktionierte auch. Es war ein guter Treffer, und er spürte seine Wucht, aber früher hätte sich das schlimmer angefühlt. Er atmete aus und machte sich ganz schlaff, der Schlag löste seine Füße kurz vom Boden, und hinterher richtete Harry sich wieder auf und holte tief Luft. Er hatte was abgekriegt, war aber nicht hinüber.
    Jimmy und McGuire betrachteten Harry einen eigenartigen Moment lang.
    »Du bist zäher, als du aussiehst«, gab McGuire zu. »Aber niemand ist zäh genug, wenn ich ihm auf den Fersen bin. Ist das klar?«
    »Glasklar.«
    »Gut. Also, keine wilden Geschichten über den Schutzbunker mehr, und lass die Finger von meiner Tochter. Kauf dir eine Wassermelone, bohr ein Loch rein und bums das Ding. Passt besser zu deinem sozialen Status, der irgendwo unterhalb der Erdoberfläche rangiert, am Arsch der Welt. Schönen beschissenen Abend noch.«
    Dann gingen sie hinaus und schlossen die Tür hinter sich. Harry setzte sich hin und spürte den Schmerz in seiner Magengegend. Er war

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