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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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waren es eigentlich, die Sie hier festhielten?«, fragte Delorme.
    »Vier. Jacques Savard, Robert Villeneuve, das Mädchen, Madeleine, und ein Mann namens Yves, der kam und ging. Er war der Einzige, der mir drohte. ›Glauben Sie nicht, wir würden es nicht tun‹, sagte er mehrfach. ›Ich könnte Ihnen so das Genick brechen!‹ Und dabei schnippte er mit den Fingern. Brutaler Mensch. Die Welt ist leider voll davon.«
    »Und Sie haben nie seinen Nachnamen gehört?«
    »Nein, nie. Er bestand darauf, dass ihn jeder einfach nur Kamerad oder Soldat nannte, aber dem Mädchen ist ein-, zweimal sein Vorname rausgerutscht. Er blieb Gott sei Dank nie länger als eine halbe Stunde. Ich glaube, er war in erster Linie ein Verbindungsmann.« Hawthorne fuhr mit einem Mal he rum und eilte mit großen Schritten zur Tür. »Ich kann wirklich nicht länger hier drin bleiben, es ist einfach zu viel.«
    Im Wohnzimmer stützte er sich auf eine Sessellehne und atmete schwer.
    »Alles in Ordnung?«, rief der Eigentümer aus der Küche.
    »Ja, bestens«, antwortete Cardinal. »Wir gehen gleich.«
    »Vielleicht setzen Sie sich erst mal«, schlug Delorme vor, »und machen eine Verschnaufpause.«
    »Nein, nicht nötig. Ist schon in Ordnung. Bitte entschuldigen Sie den kleinen Schwächeanfall.« Hawthorne brachte ein Lächeln zuwege, doch auf der Stirn standen ihm die Schweißperlen.
    Cardinal zog das Foto von Miles Shackley heraus. »Erkennen Sie diesen Mann wieder?«
    »Nein. Sollte ich?«
    »Nicht unbedingt. Und diese Leute?« Cardinal zeigte ihm das Foto mit den vier lächelnden Terroristen vor dem Fenster.
    »Also, Lemoyne und Theroux erkenne ich aus den Zeitungsberichten. Sie waren, soviel ich weiß, nie hier. Sie hatten alle Hände voll damit zu tun, Duquette zu töten. Das ist Madeleine, die gelegentliche Köchin.«
    »Und der Mann ganz rechts?« Cardinal zeigte auf den Mann mit den schwarzen Locken und dem gestreiften T-Shirt.
    »Den Mann vergesse ich so schnell nicht. Das ist der Mann, den sie Yves nannten. Der Rüpel der Gruppe.«
    »Wir gehen davon aus, dass er Yves Grenelle hieß«, sagte Cardinal.
    »Mag sein. Sie müssen verstehen, dass ich gar nicht scharf darauf war, viel zu wissen. Ich wollte eine möglichst geringe Bedrohung für sie darstellen. Wollte ihnen – abgesehen von der politischen Situation – keinen Grund geben, mich umzubringen. Wenn Sie sagen, das ist Yves Grenelle, glaube ich Ihnen das aufs Wort. Den Nachnamen habe ich nie gehört. Ich kannte ihn nur als einen Dreckskerl, wenn Sie mir den Fachausdruck nachsehen wollen.«
    »Wie konnten Sie sein Gesicht erkennen?«, fragte Delorme. »Sie hatten doch die Kapuze auf, nicht?«
    »Dem Mann war es egal, ob ich sein Gesicht sehe. Und das machte mir Angst. Einmal hat er mir die Kapuze heruntergerissen, als Madeleine im Zimmer war.«
    »Ist er die ganze Zeit, die Sie hier waren, hergekommen? Waren seine Besuche regelmäßig?«
    »Keineswegs. Anfangs kam er drei-, viermal. Danach hab ich ihn nie wiedergesehen. Womit ich nicht sagen will, dass er tatsächlich nicht kam. Schließlich war ich im Schlafzimmer eingesperrt.«
    »Aber nach der zweiten Woche haben Sie ihn nie wiedergesehen?«
    »Ich glaube nicht. Die Nachrichten liefen die ganze Zeit, und ich weiß, dass er nicht mehr kam, nachdem sie Duquette getötet hatten. Ich würde mich daran erinnern, weil er mir vorher solche Angst eingejagt hatte. Ich hatte panische Angst davor, dass er wiederkommen und die anderen aufwiegeln könnte, aber falls er noch mal da war, hab ich ihn nicht gesehen.« Hawthorne sprang plötzlich auf. »Hören Sie, ich glaube, ich hab Ihnen so weit geholfen, wie ich konnte, Detective. Wenn Sie gestatten, würde ich jetzt gerne nach Hause fahren.«
    Cardinal ging in die Küche, um sich beim Eigentümer zu bedanken.
    »Gern geschehen«, sagte Lamotte. »Furchtbare Sache, die hier passiert ist. Furchtbare Sache. Ich bin froh, dass es nicht, wissen Sie, dass es nicht das andere Haus ist. Das, in dem sie…«
    »Ja«, sagte Cardinal. »Nochmals vielen Dank.«
    »War das der Typ, den sie entführt haben? Der Diplomat?«
    »Ich darf Ihnen keine Auskunft geben, fürchte ich. Das hier ist eine laufende Ermittlung.«
    »Nach dreißig Jahren? Klingt nicht, als würde da viel laufen.«
    »Na ja, wissen Sie«, sagte Cardinal, »mit Geduld und Spucke …«
    »Hm, sicher. Und wenn Sie dran glauben … Was ist?«
    »Dieses Fenster«, sagte Cardinal, eigentlich mehr zu sich selbst. »Dieser Kirchturm da

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