Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
Vom Netzwerk:
aufzubringen, dass er ihn umbrachte. Und der unbekannte Täter hatte sich nicht damit zufrieden gegeben, ihn zu töten, sondern hatte ihn auch noch an die Bären verfüttert. Wieso?
    Cardinal sah den ersten Zipfel einer Theorie, die jedoch noch nicht mit Händen zu greifen war. Er starrte auf die Tür zum Wandschrank. Das erste Mal hatte sie offen gestanden, jetzt war sie zu. Da, wo die Spurensicherung sie auf Fingerabdrücke untersucht hatte, waren Pudersprenkel.
    Cardinal stand auf und zog an der Tür. Bevor sie halb geöffnetwar, schoss eine Hand aus dem Dunkel und legte sich fest um seinen Hals. Eine Faust fuhr ihm in den Bauch, so dass er sich krümmte.
    Cardinal stolperte zurück und schnappte nach Luft. Ein gekonnter Tritt riss ihm die Beine weg, und dann lag er, das Gesicht nach unten, auf dem Boden, einen Arm auf dem Rücken nach oben gebogen. Der kalte Lauf einer Pistole drückte sich ihm in den Hinterkopf. Seine eigene Beretta im Holster grub sich ihm schmerzhaft in die Rippen.
    »Sie sind nicht zufällig bewaffnet, oder?« Die Stimme war jung, männlich, unbekannt – dem ersten Eindruck nach gehörte sie einem gebildeten Weißen.
    »Nein.«
    »So, so, und was ist das hier?« Cardinals Jackett wurde hochgerissen und seine Beretta herausgenommen.
    »Sie machen einen Fehler«, konnte Cardinal gerade eben herausbringen, bevor ihm der Kopf wieder zu Boden gedrückt wurde.
    Eine Hand tastete nach seiner Innentasche und zog die Brieftasche heraus. »Sie sind Cop?«
    »In meiner Freizeit, wenn ich mich nicht gerade in einer Touristenhütte verprügeln lasse.«
    Der Mann verlagerte sein Gewicht auf Cardinals Rücken. »Ich kann nicht glauben, dass Sie einfach so hier reinspazieren«, sagte er. »Allein? Mitten in der Nacht? Ich hätte sonst wer sein können.«
    »Ja, ich wollte Sie schon danach fragen.«
    »Also gut, hören Sie zu. Ich werde Sie jetzt loslassen. Also benehmen wir uns wie erwachsene Menschen, okay? Keine Mätzchen, oder ich muss Sie wieder flachlegen.«
    »Gut.«
    »Sie stehen jetzt auf und legen Ihre Hände an die Wand. Ich stelle mich drüben neben die Tür.«
    Der Mann stand auf, und Cardinal holte tief Luft, bevor ersich hochrappelte und die Kleider abklopfte. Jesses, welche Blamage.
    Hinter dem kurzen Lauf der Achtunddreißiger, die auf ihn zielte, stand der jüngste Schütze, den Cardinal je gesehen hatte – sehr kurz geschnittenes, eng anliegendes blondes Haar, heller Flaum auf Wangen und Kinn. Er trug ein Sportjackett mit Hahnentrittmuster, als spiele er einen älteren Mann. Er öffnete die Tür ein Stück weit und spähte über den Parkplatz.
    »Sie sind wirklich allein.« Während er sprach, schimmerten zu viele Zähne in seinem Mund. »Gut. Drehen Sie sich um und legen Sie die Hände an die Wand. Sie wissen ja, wie – die Beine gespreizt, auf Zehenspitzen.«
    Die Achtunddreißiger blitzte im Licht, das durchs Fenster schien. Cardinal tat, was der Junge sagte, und starrte auf die Wand. »Lassen Sie mich raten«, sagte er. »Sie sind achtzehn?«
    »Völlig daneben. Und wir haben Wichtigeres zu besprechen.« Der junge Mann klopfte ihn ab und suchte nach einem Knöchelholster. Cardinal trug keins. »Zuerst mal, wie kommen wir da raus?«
    »›Wir‹, was soll das heißen? Sie haben gerade einen Polizisten angegriffen. Und wenn mich nicht alles täuscht – es sei denn, Sie gehören zur Royal Canadian Mounted Police – haben Sie für diese Achtunddreißiger keinen Waffenschein, mein Junge.«
    »Und Sie sind der Cop, der sich gerade seine Waffe hat abnehmen lassen. Ich glaube nicht, dass die ganze Stadt das erfahren soll, oder?«
    »Das wäre wirklich zu peinlich. Geben Sie sie mir wieder, und ich jag mir ne Kugel in den Kopf.«
    »Was wissen Sie über Howard Matlock?«
    »Schickt Sie Malcom Musgrave? Der hatte schon immer eine etwas hinterfotzige Art, selbst für einen Mountie.«
    »Ich hab Sie was gefragt«, sagte der junge Mann. »Was wissen Sie über Howard Matlock?«
    »Er ist Amerikaner. Er ist Steuerberater. Er ist tot. Wieso interessiert Sie das?«
    »Ich hab die Waffen, von daher, denke ich, bin ich es wohl eher, der die Fragen stellt. Wieso sind Sie noch mal hergekommen? Ihre Tatortuntersuchung muss doch abgeschlossen sein.«
    »Hören Sie, Sie gehören offenbar wirklich zu den Mounties. Wieso sagen Sie mir nicht, wer Sie sind und was Sie hier zu suchen haben?«
    »Ich habe gefragt, warum Sie noch mal hierher zurückgekommen sind.«
    »Offensichtlich aus demselben Grund, weshalb

Weitere Kostenlose Bücher