Blutiges Eis
dass Sie sich unfair verhalten.«
»Herrgott, Squier. Wie konnten Sie nur je annehmen, dass Sie damit durchkommen?«
»Ich weiß nicht ganz, was Sie meinen.«
»So zu tun, als wäre unser Mordopfer ein Howard Matlock, wo Sie genau wussten, dass er jemand anders ist.«
»Ich hab nie explizit gesagt, dass es Howard Matlock ist. Sie haben in dem Hotelzimmer eine Brieftasche gefunden und daraus diesen Schluss gezogen.«
»Den Sie mit Ihrem imaginären Flug nach New York bestätigt haben. Indem Sie so taten, als würden Sie diese Ermittlungen unterstützen, während Sie sie in Wahrheit aktiv blockierten. Dieser ganze Scheiß über die CADS-Basis und WARR. Das war doch alles ein Haufen Schrott, oder etwa nicht?«
»John, ich sehe ja ein, dass Ehrlichkeit die Seele einer guten Zusammenarbeit ist. Aber ich arbeite für den Geheimdienst. Daher steht es mir offensichtlich nicht frei, Ihnen meine ganze Handlungsweise zu erklären.«
»Ist mir egal. Erklären Sie sie dem Richter.«
18
D as war am Mittwoch. Am Donnerstag saß Cardinal am Frühstückstisch und trank seine zweite Tasse Kaffee, als die Lokalnachrichten im Radio kamen. Die erste Meldung war der Mord an Winter Cates.
»Ist das nicht die neue Ärztin deines Vaters?«, sagte Catherine.
Cardinal lehnte sich über den Tisch und drehte das Radio lauter. Der Nachrichtensprecher hatte nur spärliche Informationen. Dr. Cates, zweiunddreißig, war irgendwann Montagnacht in einem Waldstück im Norden der Stadt vergewaltigt und anschließend erdrosselt worden. Die Polizei hatte noch keine Verdächtigen.
»Mein Gott«, sagte Cardinal. »Ich kann’s nicht fassen. Wir waren am Montag bei ihr.«
»Das ist ja schrecklich«, sagte Catherine.
»Ich bin ihr nur das eine Mal begegnet, aber sie war mir auf Anhieb sympathisch. Und sie schien eine erstklassige Ärztin zu sein.«
Cardinal ging zum Telefon und wählte Delormes Privatnummer. Als sich der Anrufbeantworter einschaltete, legte er wieder auf.
Auf der Fahrt in die Stadt dachte Cardinal an die junge Ärztin, die seinen Vater so gut zu nehmen verstand und so schnell dafür gesorgt hatte, dass er behandelt wurde. Sie schien so klug, so entschlossen zu helfen.
Es war noch früh, als Cardinal ins Büro kam, doch Delorme war schon da.
»Ich hab gerade das mit Winter Cates im Radio gehört«, sagte Cardinal. »Ich kann es noch immer nicht fassen. Sie wurde auch vergewaltigt?«
»Es gab Anzeichen von sexueller Gewalt, aber, nein, der Pathologe ist ziemlich sicher, dass sie nicht vergewaltigt wurde. Umso sicherer ist es allerdings, dass sie jemand umgebracht hat«, sagte Delorme. »Und ich hab nicht den blassesten Schimmer, wer.«
»Ich dachte, Sie hätten sich auf Corporal Simmons konzenriert. Wie hat Musgrave das übrigens aufgenommen?«
»Musgrave war großartig. Hat mir sogar gesagt, wo ich ihn finde. Hat mir auch gesagt, Simmons sei nicht unser Mann, was sich als richtig erwiesen hat.«
»Er hat ein Alibi? Welches?«
Delorme zuckte zurück. »Ich möchte nicht darüber sprechen – ich hab’s versprochen –, aber glauben Sie mir, es lag nicht in seinem Interesse, mir davon zu erzählen.«
Delorme brachte Cardinal auf den neuesten Stand. Sie legte besonderen Nachdruck auf Dr. Cates’ Praxis. »Die Sprechstundenhilfe ist sicher, dass die Papierauflage auf der Untersuchungsliege erst nach Praxisschluss am Montag benutzt worden sein muss. Natürlich warten wir auf die DNA-Ergebnisse, aber das Blut, das wir daran gefunden haben, ist AB negativ, also selten.« Sie schloss ihren Bericht, indem sie aussprach, was Cardinal dachte. »Wissen Sie, zwei Leichen im Wald innerhalb von drei Tagen – das schreit nach einer Verbindung.«
»Sieht allerdings danach aus. Aber wo ist die Verbindung? Am besten sage ich Ihnen erst mal, wo ich mit Matlock stehe, und vielleicht fällt uns dann was ein. Er heißt gar nicht Matlock, so viel schon mal vorweg. Und er war auch kein Steuerberater.«
Cardinal wurde vom Telefon unterbrochen.
»Cardinal, Kriminalkommissariat.«
»Ed Beacom, Beacom Security. Wir werden wohl wieder zusammenarbeiten, wie’s aussieht.«
»Ist ja großartig. Wovon reden Sie, Ed?« Ed Beacom warein ehemaliger Cop, der es nie weit gebracht hätte. Es lag nicht an Unvermögen; Beacom hatte einfach einen Groll gegen die ganze Welt, und das machte es schwierig, mit ihm zu arbeiten.
»Der Mantis-Fundraiser?«
Cardinal hielt die Hand über die Sprechmuschel. »Hat Chouinard Ihnen von diesem Fundraiser
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