Blutiges Eis
erzählt, für den wir den Polizeischutz machen sollen?«
»Diese Sache bei den Konservativen«, sagte Delorme. »Ja, hat er mir erzählt. Genau das, worauf ich mitten in einem Mordfall ganz versessen bin.«
»Hören Sie, Ed«, sagte Cardinal ins Telefon. »Bei uns ist schwer was los im Moment. Kann ich Sie zurückrufen?«
»Ja, sicher. Ich weiß, wie wichtig ihr Jungs seid. Würde nicht wagen, die Mühlen der Gerechtigkeit aufzuhalten.«
»Und geben Sie mir Ihre Nummer?«
Beacom gab sie ihm und legte auf.
»Wo waren wir stehen geblieben?«
»Sie sagten gerade, dass Matlock nicht Matlock ist.«
Cardinal berichtete Delorme über Squiers Täuschungsmanöver, über Shackleys wahren Background und über seinen eigenen New-York-Besuch. Delorme hörte ihm gespannt zu, ihre braunen Augen unverwandt an sein Gesicht geheftet.
»Quebec? 1970?«, sagte Delorme, als er fertig war. »Das ist ja Steinzeit. Glauben Sie wirklich, das bringt uns weiter?«
»Geben Sie mir andere Anhaltspunkte, und ich gehe ihnen auf der Stelle nach.«
»Und dieser Witzbold von Squier«, sagte Delorme. »Wieso hat der uns in Bezug auf Shackleys Identität belogen? Wieso will der CSIS ein Riesengeheimnis daraus machen? Wieso versuchen die, Sie absichtlich in die Irre zu führen?«
»Ganz offensichtlich will der CSIS, dass der Fall begraben bleibt.«
»Ja, aber warum?«
»Gute Frage. Ich schlage vor, wir stellen sie Calvin Squier.«
Als sie am Wachtisch vorbeikamen, brüllte Mary Flower Cardinal hinterher: »Kommen Sie, Detective, ich muss mit Ihnen reden.«
Cardinal winkte ab. »Bin gleich zurück.«
Er und Delorme steuerten den Zellentrakt an.
»Ich glaube, wir sollten uns erst mal darauf konzentrieren, woher der CSIS wusste, dass er Miles Shackley am Flughafen finden konnte«, sagte Cardinal. »Als Nächstes, wieso Shackley Code Rot war. Es könnte etwas ganz und gar Einfaches sein, was eine Verbindung mit Algonquin Bay ausschließt, oder es könnte uns Anhaltspunkte geben, die uns bei Dr. Cates voranbringen.«
Sie gingen an der rosa Zelle vorbei, in der ein Betrunkener ausnüchterte, und hatten den Schimmelgeruch in der Nase, den eine kürzliche Überflutung der Zelle hinterlassen hatte. Dahinter kamen die Zellen, in denen Paul Bressard und Thierry Ferand gesessen hatten, bis sie Kaution stellten, und schließlich standen sie vor der letzten Zelle rechts, in der Calvin Squier vom Canadian Security Intelligence Service untergebracht worden war. Sie war leer.
»Muss mit nem Anwalt in einem Vernehmungszimmer sein«, sagte Cardinal. »Gehen wir zurück.«
Sie gingen zum Wachtisch.
»Was ist mit Squier?«, fragte Cardinal Mary Flower. »Er ist nicht in seiner Zelle.«
»Das wollte ich Ihnen ja sagen«, erwiderte Flower. »Calvin Squier ist weg. Calvin Squier hat sich aus dem Staub gemacht. Calvin Squier ist frei wie ein Vogel. Der Staatsanwalt hat ihn gestern Abend, kaum dass Sie gegangen waren, auf freien Fuß gesetzt.«
»Sagen Sie nur, Sie hätten da nicht gegenüber dem Staatsanwalt klein beigegeben«, sagte Cardinal zu Chouinard. »SagenSie nur, Sie hätten sich nicht beim ersten Winseln des CSIS unter Ihrem Schreibtisch verkrochen.«
»Kommen Sie mir nicht so, Cardinal. Die hatten den Chef vorgeschickt, die Staatsanwaltschaft, die haben nichts ausgelassen. Das lag nicht in meiner Hand, auch wenn ich nicht allzu lautstark protestiert habe. Sich an die Vorschriften zu halten macht einen noch lange nicht zum Schlappschwanz. Und sie zu verletzen, macht Sie noch lange nicht zum Helden.« Sie waren im Büro des Detective Sergeant. Hinter seinem Schreibtisch hatte er einen großen Kalender von den Montreal Canadiens aufgehängt.
»Vielleicht reden Sie mal mit Calvin Squier ein paar Takte über die Vorschriften«, sagte Cardinal. »Calvin Squier hat eine Morduntersuchung torpediert, indem er so getan hat, als ob er mit den nächsten Angehörigen gesprochen und weitere Ermittlungen zur Person angestellt hätte, während er in Wahrheit nichts dergleichen getan hat. Calvin Squier hat eine von vorn bis hinten erstunkene Geschichte aufgetischt, die sich um die CADS-Basis und amerikanische Terroristen rankte. Und Calvin Squier hat es außerdem versäumt, eine Information von zentraler Bedeutung sowohl an uns als auch an die RCMP weiterzugeben, nämlich die wahre Identität des Opfers. Wenn das keine Behinderung der Rechtspflege ist!«
»Der CSIS ist ein Geheimdienst. Das wissen Sie so gut wie ich. Als solcher unterliegt er nicht
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