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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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hängte sein Jackett über seine Stuhllehne und ließ sich schwer auf den Sitz fallen. Delorme mochte Szelagy, aber manchmal wünschte sie, er hätte seinen Schreibtisch in einem anderen Raum.
    »Wollte Ihnen nur sagen«, sagte er, »dass ich bei Dr. Cates’ Nachbarn spitzenmäßig vorankomme. Ich schwör Ihnen, in dem Häuserblock ist jeder entweder in Ferien oder auf Geschäftsreise. Ziemlich exklusive Wohngegend, würde ich sagen. Der Hausverwalter sagt, die Hütte gehört Paul Laroche.«
    Delorme drehte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zu ihm um. »Wirklich? Paul Laroche?«
    »Klar doch. Wieso ›wirklich‹?«
    »Na ja, Laroche ist ein ziemlich großer Fisch – zumindest unter den Frankophonen. Hat schon jemand mit ihm geredet?«
    »Meinen Sie, wir sollten? Immerhin wohnt er nicht selber da.«
    Delorme wählte Cardinals Handynummer. Als er sich meldete, fragte sie: »Ergehen Sie sich immer noch in Selbstmitleid?«
    »Ja, eigentlich schon.«
    »Also, wie wär’s, wenn wir mal bei Paul Laroche vorbeischauen würden? Ihm gehört das Haus, in dem Winter Cates gewohnt hat.«
    »Deshalb muss er sie nicht gekannt haben.«
    »Das wissen wir erst, wenn wir ihn fragen.«
    »Sie scheinen zu vergessen – ich arbeite nicht am Fall Cates!«
    »Nein, aber Sie machen Polizeischutz für Laroches Fundraiser. Kann nicht schaden, mit dem Mann zu plaudern.«
     
    Sie trafen sich vor dem Firmensitz von Laroche Real Estate, einem sehr schön restaurierten edwardianischen Haus auf der MacIntosh mit kleinen Sprossenfenstern und einer L-förmigen Veranda.
    Eine junge Frau wie aus einer Hochglanzbroschüre geleitete sie zur Mantis-Wahlzentrale ein paar Häuser weiter, einem umfunktionierten Ladenlokal, das jahrelang leer gestanden hatte. Drinnen wimmelte es von alten Metalltischen und Telefonapparaten. Viele davon waren mit Hausfrauen im mittleren Alter besetzt, doch daneben gab es auch noch einen Trupp junge Männer in Hemdsärmeln. Einer davon, ein Junge kaum über achtzehn, ging Laroche holen. So jung, dachte Cardinal, und schon so konservativ.
    »Detective Cardinal«, sagte Laroche, als er herauskam. »Wie nett, Sie wiederzusehen.« Er reichte seinem pickelgesichtigen Assistenten einen Stapel Papiere und sagte: »Die sind gut.«
    Cardinal stellte Delorme vor.
    »Die berüchtigte Detective Delorme«, sagte Laroche mit einem Lächeln. »Ich muss aufpassen, was ich sage.«
    Er führte sie nach hinten zu einer hässlichen kleinen Kabine mit billiger Kieferverkleidung und Metallregalen voller Videobänder. An einer Wand prangte ein Poster mit dem lächelnden Premier Mantis vor der Flagge von Ontario. Auf der Fensterbank lief in einem Fernseher ein Video, auf dem Mantis vor der Queen’s-Park-Kulisse mit Reportern scherzte; der Ton war abgestellt. Auf einem Schnappschuss im Bücherregal posierten Laroche und Mantis in Jagdkleidung grinsend inmitten strahlenden Herbstlaubs.
    Die einzigen Sitzgelegenheiten bestanden aus billigen Drehstühlen vor einem Schreibtisch mit drei Computern und ebenso vielen Telefonapparaten.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Laroche. »Vermutlich sind Sie solchen Luxus nicht gewöhnt.«
    »Ich fühle mich ganz zu Hause«, sagte Cardinal.
    »Ich nehme an, Sie haben sich schon mit Ed Beacom zusammengesetzt. Haben Sie die Sicherheitsvorkehrungen schon ausgearbeitet?«
    »Wir werden uns bald mit Ed in Verbindung setzen«, sagte Cardinal. »Deswegen sind wir eigentlich nicht hier.«
    »Ach so?«
    Cardinal sah Delorme an: Es ist Ihr Fall .
    »Mr. Laroche«, sagte Delorme. »Haben Sie Winter Cates gekannt?«
    »Die junge Frau, die ermordet wurde? Ich vermute, Sie fragen mich, weil sie in einem meiner Häuser gewohnt hat.«
    »Haben Sie sie gekannt?«
    »Ich bin ihr einmal begegnet. Das war rein zufällig, am Twickenham, an dem Tag, als sie einzog. Reizende junge Frau. Gute Ärztin obendrein, hab ich mir sagen lassen. Ein schrecklicher Verlust.«
    »Als Sie ihr begegnet sind, war da irgendetwas mit ihr, das Anlass zur Sorge gegeben hätte?«
    »Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.«
    »Vielleicht irgendetwas Ungewöhnliches mit ihrem Mietvertrag. Oder vielleicht war jemand bei ihr …«
    »Nur ein paar Möbelpacker, soviel ich weiß.«
    »Und Sie haben sie nie wiedergesehen?«
    »Mir gehören eine Menge Häuser. Ich verwalte sie nicht selber.«
    »Ich weiß«, sagte Delorme. »Ich war mal eine Ihrer Mieterinnen.«
    »Tatsächlich?«, sagte Laroche. »In welchem Gebäude?«
    »Im Balmoral, drüben auf der MacPherson.

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