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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Allerdings nicht lange.«
    »Nun ja, tut mir leid, dass wir Sie nicht halten konnten.«
    »Zu teuer, die Stadt zahlt mir nicht genug.«
    Laroche lachte. Er sagte etwas auf Französisch, das Cardinal nicht verstand, und Delorme erwiderte etwas. Cardinal spürte, dass sie Laroche attraktiv fand, obwohl er mindestens zwanzig Jahre älter sein musste als sie. Vielleicht war es das sonnengebräunte gute Aussehen, die grauen Schläfen. Vielleicht war es auch die Selbstsicherheit, die er wie ein teures Aftershave verströmte.
    »Ich bin froh, dass Sie vorbeigekommen sind«, sagte Laroche. »Ich wollte schon R. J. anrufen und eine Idee bei ihm austesten, die mir in den Sinn kam. Das ist das erste Mal, dass einer meiner Mieter ermordet wird, und ich muss sagen, dass mir das kein bisschen gefällt. Ich hab mich gefragt, ob eine Belohnung vielleicht von Nutzen sein könnte. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte er und legte Delorme leicht die Hand auf den Ärmel. »Ich will mich unter gar keinen Umständen aufdrängen, wo ich nicht erwünscht bin. Ich weiß nur, dass Belohnungen schon mal helfen können, und falls das in diesem Fall zuträfe, wäre ich bereit, zwanzigtausend oder so auszusetzen.«
    Delorme sah Cardinal an. Cardinal zuckte die Achseln; es lag bei ihr.
    »Das ist sehr großzügig von Ihnen«, sagte Delorme. »Aber dafür ist es noch ein bisschen zu früh. Wie kommen Sie darauf, dass wir den Mörder nicht ohne eine Belohnung schnappen?«
    »Ich zweifle keinesfalls an Ihrer Kompetenz, Detective. Wer könnte das wagen – nach Bürgermeister Wells, ganz zu schweigen vom Fall Windigo? Es ist nur, dass Dr. Cates eine überaus vielversprechende junge Frau war.«
    »Und sie war Ihre Mieterin.«
    »Es wäre selbstverständlich ganz und gar anonym. Aber wie gesagt, ich möchte mich nicht einmischen, falls Sie es nicht für hilfreich halten.«
    Delorme warf Cardinal einen Blick zu und wandte sich wieder an Laroche. »Ich habe das Gefühl, dass es noch zu früh dafür ist. Wir haben es hier nicht mit einem Fall zu tun, bei dem wir eine Gruppe von Leuten verdächtigen. Wenn es um eine Gang oder um Drogen oder so etwas ginge, würde ich sagen, wir versuchen’s mal. Wenn Sie einen dazu bringen, gegen die anderen auszusagen, haben Sie Ihren Fall schnell gelöst. Aber wir haben es mit einem Einzeltäter zu tun. Daher glaube ich nicht, dass es viel bringt – es sei denn, Sie würden die Belohnung dem Mörder anbieten, dafür, dass er sich selber stellt.«
    Laroche lächelte. »Nicht ganz, woran ich gedacht hatte, Detective. Muss Ihnen in Ihrem Beruf gut zu Pass kommen, diese Art von Humor.«
    Delorme zuckte die Schultern. »Sie haben mich um meine Meinung gebeten«, sagte sie.
    »Na, jedenfalls, geben Sie mir Bescheid, wenn Sie es sich anders überlegen«, sagte Laroche. »Das Angebot steht.«
     
    »Finden Sie es seltsam, dass er eine Belohnung aussetzen will?«, fragte Cardinal, als sie draußen waren.
    »Nicht unbedingt. Es passt zu ihm. Unter den Frankophonen spielt er eine wichtige Rolle – sehr aktiv in der Kirche, bei gemeinnützigen Organisationen und so weiter. Was mir an ihm imponiert, ist, dass er, egal, was er tut, es nie an die große Glocke hängt.«
    »Sie finden ihn einfach nur sexy«, sagte Cardinal.
    »Sie haben keine Ahnung, was ich finde«, sagte Delorme. Doch Cardinal registrierte, dass sie es nicht bestritt.
    Zurück im Präsidium, ging Cardinal sofort in die Asservatenkammer, wo er sich die Kiste mit Matlock-Shackleys persönlicher Habe aushändigen ließ, die aus der Hütte des LoonLodge stammte. Er nahm sie mit zu seinem Schreibtisch, wo er nacheinander die einzelnen Gegenstände in beliebiger Reihenfolge herausnahm. Er wusste nicht so recht, wonach er eigentlich suchte; er dachte nur, dass jetzt, wo der Tote sich als jemand anders erwiesen hatte, die Dinge, die er zurückgelassen hatte, vielleicht auch irgendwie anders wirkten, vielleicht in eine neue Richtung verwiesen.
    Cardinal zog das Rasierzeug heraus, eine feste Silberschatulle, die man zu einem Spiegel aufklappen konnte. Ein kleiner Metallgriff ließ sich jeweils zu einem Rasierkopf oder einer Zahnbürste aufschrauben. Das Ding bestach durch Präzision, wie die Teile eines Gewehrs. Er hätte nicht sagen können, ob das Etui teuer war oder nicht; er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Das Hersteller-Logo war in die Schatulle eingraviert, über dem Schriftzug: Made in France . Natürlich hatte das nicht unbedingt zu bedeuten,

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