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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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verstehen Sie? Sie beschlossen, Duquette nicht zu töten.
    Sie gehen zu dem Haus zurück, um Grenelle ihre Entscheidung mitzuteilen. Sie kommen rein, sie finden ihn in der Küche. Er starrt aus dem Fenster, sagt kein einziges Wort – was für ihn ungewöhnlich war, dieses Großmaul. Und da sitzt er nun und starrt aus dem Fenster, hat Bernard mir erzählt, als ob ihm jemand mit dem Hammer auf den Kopf geschlagen hätte.
    Sie sagen ihm, sie hätten beschlossen, Duquette nicht zu töten. Sie sagen ihm auch, warum. Sie legen ihm das Für und Wider dar. Sie sagen ihm, dass es eine schwere Entscheidung war, aber dass sie sie für die einzig richtige halten. Die ganze Zeit sagt Grenelle nichts. Nicht ein Wort. Er starrt nur weiter aus dem Fenster.
    Endlich dreht er sich zu ihnen um. Mustert sie von oben bis unten und schüttelt den Kopf.
    ›Was hast du?‹, fragen sie. ›Was ist los? Wenn du anderer Meinung bist, dann sag’s. Hör nur endlich auf, wie ein stummes Kalb aus dem Fenster zu starren. Spuck’s aus.‹
    ›Ihr kommt zu spät‹, sagt er.
    ›Zu spät‹, sagen sie, ›was willst du damit sagen?‹
    ›Ich hab ihn getötet‹, sagt Grenelle und bricht in Tränen aus. Dieser große, starke Kerl, Mr. Action, heult wie ein kleines Kind. Bernard und Lemoyne stürzen ins andere Zimmer und sehen, dass es wahr ist. Duquette liegt zusammengekrümmt unter dem Fenster – kein Atem, kein Puls, und dieser schreckliche Bluterguss am Hals. Das Fenster ist zerbrochen, und das Zimmer ist durcheinander, als ob es einen Kampf gegeben hätte.
    Sie gehen in die Küche zurück, wo Grenelle immer noch schluchzt. Irgendwann können sie ihn beruhigen.
    ›Sag, was passiert ist‹, fordert Bernard ihn auf. ›Er hat versucht zu fliehen?‹
    Grenelle sagt ihnen, dass Duquette es irgendwie geschafft hat, die Stricke loszubekommen. Grenelle ist in der Küche und hört die Nachrichten. Plötzlich hört er, wie etwas kracht. Er rennt ins Schlafzimmer und sieht, wie Duquette schon halb aus dem Fenster ist. Grenelle zieht ihn wieder rein, doch Duquette kämpft wie ein wildes Tier, schlägt hysterisch um sich. Grenelle zeigt ihnen sein Auge, das gerade anfängt blau anzulaufen. Jedenfalls kämpfen er und Duquette, und irgendwann schafft es Grenelle, ihn flach auf den Bauch zu legen. Er zieht wie wahnsinnig an Duquettes Pullover. Er will den Mann nur zur Ruhe bringen, außer Gefecht setzen. Er lockert seinen Griff, und Duquette wehrt sich erneut. Also zieht er wieder den Pullover nach hinten. Diesmal ist er entschlossen, mit dem Kerl fertig zu werden. Er lehnt sich mit seinem ganzen Gewicht zurück, so dass der Halsausschnitt Duquettedie Kehle zuschnürt. Das war’s. Duquette wird bewusstlos, Grenelle schnappt sich den Strick und bindet ihm wieder die Hände zusammen. Das einzige Problem ist, dass Duquette nicht bewusstlos ist – er ist tot.
    Grenelle erzählt ihnen das alles und fängt wieder an zu heulen. Der hartgesottene Revolutionär, plötzlich ist er Mamas Söhnchen. Die anderen beiden sind furchtbar aufgeregt, aber sie verstehen andererseits, wie es hatte passieren können. Sie müssen alles neu überdenken.«
    »Das können Sie laut sagen«, warf Delorme ein. »Erklären sie nun Duquettes Tod zu einem Unfall, so dass sie als Tollpatsche und Dilettanten dastehen? Oder stellen sie es als eine Hinrichtung dar, so dass sie skrupellos erscheinen – grausam, aber Revolutionäre?«
    »Genau. Sie beschlossen, als Revolutionäre dazustehen. Sie würden sich an den ursprünglichen Plan halten. Die ganze Zelle übernimmt die kollektive Verantwortung, egal, wer geschnappt wird und wer entwischt. Sie wollen sagen, dass es eine Gruppenaktion war.
    Also schaffen sie die Leiche in den Kofferraum eines Autos und fahren zum St.-Hubert-Flughafen. Sie sagen den Medien, wo sie sie finden. Dann flüchten sie zu ihrem sicheren Haus am Südufer. Drei Wochen später findet die Polizei das Haus, und alle drei schaffen es, sich hinter die falsche Rückwand des Schranks zu zwängen. Sie waren die ganze Zeit da drin, während die Polizei das Haus durchsuchte, und hörten jedes Wort mit an. Irgendwann rückte der Trupp wieder ab, sie warteten noch einmal zwölf Stunden und türmten mitten in der Nacht. Die Polizei hatte keine Wachposten zurückgelassen, und so konnten sie einfach durch die Hintertür verschwinden.
    Bernard und Lemoyne wurden innerhalb einer Woche geschnappt, als sie sich wie Penner in einer Scheune versteckt hielten. Grenelle entkam.« Mrs.

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