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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Kindertagesstätte, und sie wünscht sich nichts sehnlicher, als diese Dinge hinter sich zu lassen. Ich denke, wir können ihr glauben. Und was haben Sie aus Sauvé rausbekommen?«
    »Nichts.«
    »Gar nichts? Und dafür sind Sie extra da rausgefahren?«
    »Ich glaube, ihm hat mein Französisch nicht gepasst.«
    »Das kann ihm niemand verübeln.«
    »Kommt dazu, dass wir nichts haben, womit wir Druck auf den Kerl ausüben können. Er hat seine Zeit abgesessen, erlebt zurückgezogen, was kümmert’s ihn, dass ein paar Cops aus Ontario seine Hilfe brauchen? Ich an seiner Stelle würde mich vermutlich genauso verhalten.«
    Als die Rechnung kam, sagte Cardinal: »Ganz schön happig für ein bisschen Kaffee. Wieso kommen die damit durch?«
    »Sie verlangen das Doppelte, wenn du aus Ontario kommst.«
    Sie ließen einen der Wagen am RCMP-Präsidium stehen und fuhren quer durch die Stadt Richtung Hochelaga-Distrikt. Delorme hielt einen Stadtplan auf den Knien ausgebreitet und navigierte Cardinal durch ein kompliziertes Netz von Einbahnstraßen.
    »Hätten wir nicht einfach auf der Ste-Catherine bleiben können?«
    »Nicht, wenn Sie heute noch ankommen wollen. Da ist es.« Cardinal bog in eine deprimierende kleine Einbahnstraße ein.
    »Wow«, sagte Delorme. »Das ist ja nur ein paar Schritt von den Theroux entfernt.«
    Sie dachte noch einmal an das, was Sergeant Ducharme ihnen am Morgen über Simone Rouault gesagt hatte: Simone Rouault war, Zitat, eine ziemliche Nervensäge. Sie war unter anderem – unter so manch anderem – eine Informantin gewesen. Simone Rouault war, sagen wir einmal, kompliziert. Einmal ist sie ganz und gar für die Guten, für Recht und Ordnung – sehen wir zu, dass wir die Mistkerle in ein tiefes Verließ werfen und den Schlüssel wegschmeißen! Das nächste Mal zündet sie am Mount Royal Dynamit. Eine explosive Mischung, diese Frau. Eine überzeugte Separatistin, die als Spitzel für das CAT-Team gearbeitet hat, und wenn Sie das auf die Reihe kriegen, lassen Sie’s mich wissen. Höllisch launisch. Fougère kam von ihren Treffen immer zurück wie nach einem K. O. in der fünften Runde. Die gute Nachricht: Bringen Sie Simone Rouault ein gutes Tröpfchen mit, und sie verkauft Ihnen ihre Mutter.
    Sie standen vor einem winzigen Doppelhaus mit einem verrosteten roten Balkon, der herunterhing wie ein halb geöffneter Mund. Nach einer Ewigkeit wurde die Tür von einer uralten Frau geöffnet, die sich auf eine Gehhilfe stützte. Aus dem Mundwinkel baumelte ihr eine Zigarette, an deren Spitze vier Zentimeter Asche zitterten.
    »Entschuldigen Sie bitte, wenn wir stören«, sagte Delorme auf Französisch. »Wir möchten gerne zu Simone Rouault.«
    »Ich bin Simone Rouault. Was wollen Sie?«
    Delormes Schnellfeuer-Französisch war zu viel für Cardinal. So ziemlich das einzige Wort, das er verstand, war »Ontario«. Und Ms. Rouaults Antworten konnte er schon gar nicht entschlüsseln. Cardinal blieb hinter Delorme stehen und versuchte, ernst, aber nicht bedrohlich auszusehen.
    Endlich trat die Frau beiseite. Cardinal und Delorme traten in ein Zimmer kaum größer als Cardinals Schlafzimmer daheim. »Was ist los mit Ihnen? Sind Sie taubstumm?«
    »Leider ist mein Französisch nicht besonders gut.«
    »Ontario, typisch. Na schön. Sprechen wir eben Englisch – plumpe Sprache, machen wir das Beste draus.«
    Sie bewegte sich schmerzhaft langsam und zur Seite gekrümmt. Langsam ließ sie sich in einen Sessel sinken, der einzigen Sitzgelegenheit außer dem Bett, einer Faltcouch, die sie nicht hochgeklappt hatte; Cardinal bezweifelte, dass sie dafür die Kraft besaß.
    »Macht nichts«, sagte Cardinal, »ich kann stehen.«
    »Setzen Sie sich schon, Himmelherrgott noch mal. Es ist nur ein Bett. Es beißt nicht. Mich soll der Teufel holen, wenn ich das Ding für Sie hochklappe. Verdammtes Monstrum.«
    Als Cardinal und Delorme sich setzten, sank das Bett ein gutes Stück zu Boden.
    »Ms. Rouault«, sagte Cardinal, »in den Fall, an dem wir arbeiten, ist mindestens eine Person verwickelt, die 1970 in der FLQ aktiv war, und wir müssten mit Ihnen über diese Zeit reden.Das braucht Sie überhaupt nicht zu beunruhigen. Wir wollen nur ein paar Auskünfte von Ihnen.«
    »Beunruhigen? Schätzchen, ich bin nicht beunruhigt. Ich habe ein Dutzend Bomben gelegt, fünfundzwanzig Kommuniqués verfasst, flüchtige Straftäter versteckt, Staatsfeinde unterstützt und begünstigt und sieben Banküberfälle organisiert. Nur zu,

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