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Blutiges Eis

Blutiges Eis

Titel: Blutiges Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Jean-Paul Fougère begegnet – möge er in Frieden ruhen.«
    Sie nahm einen langen Zug an ihrer Zigarette. »Jean-Paul Fougère … Jean-Paul Fougère war fünfunddreißig, schlank, nicht besonders groß und sehr elegant – falls elegant das richtige Wort für einen Mann ist. Er bewegte sich einfach auf eine Art, die mich faszinierte. Allein ihm dabei zuzusehen, wie er eine Zigarette anzündete, war ein Vergnügen – die Art, wie er sie hielt, während er sprach, oder sie gegen den Aschbecher klopfte. Es war wie eine Art Darbietung.
    Im Lauf der nächsten Monate erzählte er mir eine Menge über sich, aber das brauchen Sie jetzt nicht zu wissen. Das Einzige, was Sie wissen müssen, ist, dass er bei CAT ziemlich weit oben war und verzweifelt versuchte, die FLQ zu infiltrieren. Die Cops hatten einfach keinen blassen Schimmer, wann die FLQ das nächste Mal zuschlagen würde, und sie hatten keine Ahnung vom Ausmaß der Bedrohung. Von vielen Mitgliedern kannten sie die Namen – Leute von der äußersten Linken, Leute aus der kommunistischen Partei, Labour-Aktivisten.Aber sie konnten nichts beweisen. Sie brauchten jemanden von drinnen.
    Ihre Bemühungen, Informanten zu rekrutieren, waren erbärmlich. Es trieb Jean-Paul in den Wahnsinn. Wissen Sie, was sie machten? Sie lasen einfach jemanden von der Straße auf, nahmen ihn mit in ein scheußliches, kleines Hotel und terrorisierten ihn stundenlang. Zogen die Waffen und so was in der Art. Als ob sie auf diese Weise das arme Schwein dem Arm des Gesetzes verpflichten könnten. Oder sie drohten einem Jungen damit, ihn als Homosexuellen zu outen, was vielleicht funktioniert hätte, wenn sie jemanden erwischt hätten, der zugleich der FLQ nahe stand, aber es traf immer die Falschen. Über ganz Montreal und Quebec City gehen die Bomben hoch, und CAT tritt auf der Stelle. Jean-Pauls Chef will endlich Blut sehen, der Premierminister will Blut sehen, und sie wissen schlicht und einfach nicht, was sie machen sollen. Und genau da komme ich reinspaziert und weiß nicht, wie ich mich bei dem geplanten Überfall verhalten soll.«
    »Die müssen gedacht haben, Sie schickt der Himmel«, sagte Cardinal.
    »Oh, Jean-Paul war sprachlos. ›Was soll ich nur machen?‹, lag ich ihnen in den Ohren. ›Sie bringen mich um, wenn ich diesen Raubüberfall nicht mit durchziehe.‹ – ›Oh‹, sagte er, ›Sie müssen das durchziehen, keine Frage.‹ Einfach so. Ich dachte, er ist verrückt. Ich hatte nicht die geringste Lust, mich ausrauben zu lassen. Wenn sie nun dabei mich oder meinen Chef erschossen?«
    Sie schwieg eine Weile, um sich Champagner nachzuschenken, wobei sie mit der Achtsamkeit eines Chirurgen das Glas randvoll goss, ohne dass es überschäumte. Sie zündete sich eine neue Zigarette an, obwohl die letzte noch im Aschbecher qualmte und Cardinal schon die Augen brannten. Eine Zeit lang nippte sie gedankenverloren an ihrem Veuve Cliquot. Dann hielt sie das Glas im Schoß und starrte in die blassgoldeneFlüssigkeit wie in eine Kristallkugel. Schließlich sagte sie leise: »Damit fing mein Leben als Spitzel an.«
    Delorme lehnte sich vor. Cardinal hatte fast vergessen, dass sie da war. Sie hatte die Gabe, in so vollkommenes Schweigen zu versinken, dass man sie glatt vergessen konnte, selbst wenn sie direkt neben einem saß.
    »Sie haben Ihre Firma nicht wegen des Überfalls gewarnt?«, fragte sie.
    Rouault schüttelte den Kopf, so dass sie Asche über Brust und Schoß verstreute. »Die Firma hatte keine Ahnung. Fougère arrangierte mit der Bank, dass sie ihnen nur gekennzeichnete Scheine gaben, doch davon abgesehen lief alles ganz normal weiter. Schließlich ist Zahltag, der Chef und ich machen uns auf unsere Tour, so wie immer.«
    »Und wer war dann an dem eigentlichen Raub beteiligt?«
    »Es waren drei: Lebrecque, ein älterer Typ namens Claude Hibert und ein ganz Fanatischer namens Grenelle. Yves Grenelle – er war der einzige Amateur bei der ganzen Sache.
    Schlag drei Uhr wollen der Chef und ich das Bargeld gerade an das erste Büro liefern. Wir parken davor, an derselben Stelle wie immer, und bevor ich mit dem Umschlag rauskann, steht je ein Mann links und rechts vom Wagen. Es gibt noch einen dritten – Hibert, wie ich später erfuhr –, der auf der anderen Straßenseite mit dem Auto bereitsteht. Sie fordern unser gesamtes Geld – zunächst mal Brieftasche und Portemonnaie, damit es nicht wie ein abgekartetes Spiel aussieht. Und dann grapscht sich Labrecque – als ob er einem

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