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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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fünf steuerte ich auf die Kamera zu. Als ob ich ihn gesehen hätte.
    Neunundneunzig Prozent.
    Noch ein Foto löste sich in Luft auf. Eines war übrig.
    Ein Mann mit dem Rücken zur Kamera. Eine Frau stand ihm gegenüber. Sie befanden sich vor dem Eingang eines Bürogebäudes und sprachen miteinander. Um sie herum wimmelte es von Passanten. Die Aufnahme war ein wenig undeutlich
und verschwommen. Offenbar war sie mit maximalem Weitwinkel gemacht worden. Außerdem hatte sich die Kamera bewegt, als das Bild entstanden war.
    Ich beugte mich vor.
    Und betrachtete den Mann und die Frau noch einmal.
    Ihr Gesicht war nicht klar zu erkennen. Die Umrisse wirkten verschwommen. Durch die schlechte Bildqualität sahen ihre Augen aus wie zwei dunkle Punkte. Aber ich wusste dennoch, wer sie war.
    Die Frau in Healys achter Akte.
    Der Mann, der der Kamera den Rücken zuwandte, kam mir sofort bekannt vor. Beim Anblick des Brillenrandes, des gewellten dunklen Haars, des Kleidungsstils und der bemühten Körperhaltung war mir sofort klar, wen ich vor mir hatte.
    Daniel Markham.
    Ich holte mein Handy heraus, klappte es auf und wählte die Kameraoption, um ein Foto von den beiden zu machen und es Healy zu zeigen. Doch während eine gepixelte Version des Laptops auf dem Bildschirm des Telefons erschien, erreichte der Löschvorgang einhundert Prozent.
    Und das Foto war für immer fort.
    Ich klickte die Festplatte an, um Überreste des Ordners zu suchen. Aber sämtliche Daten waren verschwunden. Der Laptop befand sich wieder in Werkseinstellung. Allerdings gab es Wege, die gewünschten Informationen zu rekonstruieren und die Fotos wiederherzustellen. Dateien wurden niemals vollständig gelöscht, nur ihre Eintragung. Die Daten selbst blieben erhalten. Doch der einzige Mensch, der das schnell und ohne großes Aufheben für mich erledigen konnte, war Spike.
    Ich klappte den Laptop zu und sah mich um.
    Da entdeckte ich etwas auf der Arbeitsfläche in der Küche.
    Bei meiner Erkundung der Wohnung hatte ich es für eine Art Küchenutensil gehalten  – aber die Wohnung war ja leer.
Es gab keine Küchengeräte. Ich stand auf und ging hin. Es war ein etwa dreißig Zentimeter langer Metallbehälter mit einem abschraubbaren Verschluss an einem Ende. Während ich mich daran zu schaffen machte, regte sich eine Erinnerung: das Zögern des Mannes, als wir zusammen auf dem Flur gestanden hatten. Sein Blick zur offenen Tür.
    Als ob er etwas vergessen gehabt hätte .
    Offenbar war es dieses Ding.
     
    Als ich zu Healy zurückkehrte, lag er noch auf dem Boden und presste die Hand auf die Brust. Er drehte sich um, blickte auf und zuckte bei der Bewegung zusammen. Ich hatte den Laptop in der einen, den Metallbehälter in der anderen Hand.
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich werd’s überleben«, erwiderte er und stand vorsichtig auf. Seine Augen wanderten zu meinen Händen und dann zurück zu meinem Gesicht. »War das der Typ aus dem Nachtclub?«
    »Wie er leibt und lebt.« Ich hielt den Laptop hoch. »Den hier hat er zurückgelassen. Er hat alles gelöscht, was ihn auch nur im Entferntesten belasten könnte. Das meiste war schon weg, als ich kam.«
    Healy nickte. »Und was ist das?«
    Er betrachtete den Metallbehälter. Ich ging in die Hocke und legte Laptop und Behälter auf den Boden. Healy kauerte sich neben mich. Er keuchte ein wenig. Ich griff in den Behälter und holte eine Röhre heraus.
    Sie war zylindrisch und aus Glas, etwa dreißig Zentimeter lang, achtzehn Zentimeter hoch mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt und an beiden Enden luftdicht verkorkt.
    »Scheiße«, sagte Healy leise.
    Die Röhre enthielt zwei menschliche Herzen.
    Das eines Erwachsenen. Und das eines Kindes.

47
    Um zwölf Uhr saßen Healy und ich im Auto in einer Straße in Beckton gegenüber von sieben identisch aussehenden Lagerhäusern. An einem war ein großes rotes Schild angebracht: DRAYTON IMPORTS. Es gehörte Derrick Drayton, dem Besitzer des Lagerhauses in Bow, wo Frank White gestorben war. Und außerdem der Mann, der eine Kiste Waffen für die Russen und vermutlich auch das Formalin für den Chirurgen eingeschmuggelt hatte.
    »Falls Sie hoffen, dass Drayton so einfach vom Himmel fällt, können Sie lange warten«, meinte Healy, während wir das Lagerhaus beobachteten. Davor parkte ein Lastwagen, das Führerhaus nach vorn gerichtet. Im Lagerhaus holten Männer Kisten von der Ladefläche und verschwanden damit.
    »Drayton ist weg. Das weiß ich auch.«
    »Seine Familie hat

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