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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Hand auf den Nacken gelegt. Er schob ihn aus dem Büro und um das Lagerhaus herum zu dem mit einem Vorhängeschloss gesicherten Lieferanteneingang.
    »Aufschließen.«
    »Da ist nichts …«
    Healy drückte Drayton nach vorn, bis sein Gesicht gegen die Metalltür schlug. Das Geräusch hallte rings um das Gebäude wider.
    »Ich schwöre«, beteuerte Drayton mit zitternder Stimme. »Bitte. Da ist wirklich nichts.«
    »Machen Sie auf. Dann werden wir ja sehen.«
    Drayton kramte in seinen Taschen, förderte einen Schlüsselbund zutage, wählte einen Messingschlüssel mit roter Markierung an der Seite aus und steckte ihn ins Schloss. Es klickte. Healy griff um ihn herum und zog das Vorhängeschloss aus der Lasche. Er warf es auf die Straße. Dann riss er einen der Türflügel auf und schubste Drayton vorwärts. Bis auf das blasse, orangefarbene Rechteck, das die Straßenlaterne vor dem hoch gelegenen Fenster auf den Boden malte, war es stockfinster im Lagerhaus.
    »Wo ist der Lichtschalter?«

    »Da drüben.« Drayton wies mit dem Kopf darauf.
    Offenbar meinte er eine Tafel mit weißen Schaltern links von mir. Ich legte sie alle um. Neonlicht blitzte in der Dunkelheit auf und tauchte die Decke in einen kalten weißen Schein.
    Die rückwärtige Tür hatte dieselbe Größe wie der Lieferanteneingang vorn. Drayton öffnete die Tür mit einem zweiten, ebenfalls rot markierten Schlüssel. Healy benutzte Drayton als Rammbock und stieß ihn so lange gegen die Tür, bis der Spalt breit genug war. Draußen im Hof leuchteten gleichzeitig vier Bewegungsmelder auf. Sie waren an Pfosten im Zaun befestigt. In ihrem Schein wirkten die Regentropfen wie ein Vorhang.
    Healy sah mich an und wies mit dem Kopf auf den Kistenstapel. »Zeigen Sie es ihm.«
    Ich schaute erst ihn und dann Drayton an, ging zu der Stelle, die mir vorhin aufgefallen war, und schob einige der größeren Kartons beiseite. Unter einem kam die Ecke der Falltür in Sicht.
    »Was ist das?«, erkundigte sich Healy bei Drayton und rüttelte ihn am Genick.
    »Ein Lagerraum.«
    »Echt?«
    Ich bewegte noch ein paar Kartons und hatte eine Minute später die Fläche freigelegt. Es war ein in den Boden geschnittener Kreis, der im grellen Licht der Scheinwerfer aussah wie der Deckel einer Wartungsluke. Der Deckel hatte einen winzigen Griff mit einem Schloss. Als ich mich hinkauerte, die Finger hineinsteckte und daran zog, rührte sich nichts.
    Ich sah Drayton an. »Wo ist der Schlüssel dafür?«
    Keine Antwort.
    Healy schob Drayton nach vorn, bis er beinahe auf der Tür stand. »Wo ist der Schlüssel?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

    Drayton warf mir die Schlüssel zu. Sie landeten neben mir in einer Pfütze. »Es ist der kleine silberne mit dem blauen Punkt.«
    Ich suchte den Schlüssel heraus und steckte ihn ins Schloss an der Luke. Es klickte. Wieder umfasste ich den Griff. Diesmal ließ sich die Luke öffnen.
    Das Loch darunter war nur etwa dreißig Zentimeter tief.
    Und es enthielt nichts bis auf einen in der Mitte gefalteten Papierbogen im Format DIN A4.
    Der Regen wurde heftiger und prasselte auf das Wellblechdach des Lagerhauses. Ich nahm das Blatt, steckte es unter meine Jacke und bedeutete Healy mit einem Nicken, dass wir wieder hineingehen sollten. Er schob Drayton vor sich her, und wir kehrten ins Gebäude zurück.
    Ich entfaltete das Papier.
    »Was ist es?«, fragte Healy.
    Es sah aus wie eine Straßenkarte. Wir beide erkannten den Stil sofort wieder: schwarzer Markierstift, nur Linien, keine Straßennamen, keine Örtlichkeiten, keine Orientierungspunkte. Sie sah genauso aus wie die Karte der Schule, die ich auf der Webseite des LCT entdeckt hatte. Diese hier stellte eine gerade Straße dar, die auf beiden Seiten von einigen als genau gleich große Quadrate eingezeichneten Häusern gesäumt wurde. Ein Haus in der Mitte war rot markiert. Eine Linie führte vom Haus zu der Nummer neunundzwanzig. Sonst war auf der Karte nichts abgebildet.
    Ich wandte mich an Drayton. »Wo haben Sie das her?«
    Er starrte mich nur an.
    »Wo haben Sie die Karte her?«, wiederholte Healy.
    Wieder antwortete Drayton nicht. Healy schloss die Finger fester um Draytons Nacken. »Sie werden uns sagen, von wem Sie die Karte haben und was sie darstellt, sonst wachen Sie mit Ihren Eiern im Mund auf, das schwöre ich Ihnen.«

    Drayton blickte mich an. Im ersten Moment hatte ich den Eindruck, als ob er etwas erwidern wollte. Doch er hielt inne, schaute Healy so

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