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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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auch nur einen Fuß auf die Leiter setzt, schlitz ich dich auf.«
    Sona stellte den Fuß auf die Leiter.
    »Du blödes Miststück!« Ein Scheppern. Die Eisenstange ächzte, als er fester drückte, und verbog sich weiter. Er schlug mit den Fäusten auf die andere Seite der Tür und drosch darauf ein wie auf eine Trommel. »Du bist tot! Du bist eine Scheißleiche!«
    Auf halbem Wege blieb sie kurz stehen und blickte von der Leiter in den Raum hinunter. Über ihr fiel weiter Regen. Unter ihr schob sich die Tür noch ein Stück nach innen, und sie konnte einen Blick auf den hellblauen OP-Anzug erhaschen.
    »Du wirst an mich denken«, sagte er.
    Sie drückte gegen den Deckel der Wartungsluke, der sich sofort hob. Regen prasselte vom Himmel herab und an ihr vorbei in den Raum. Sie stieg eine Sprosse höher. Dann noch eine. Und steckte den Kopf über den Rand der Luke.
    »Jeden Tag, wenn du in den Spiegel schaust, wirst du an mich denken.«
    Sie stemmte sich aus der Luke  – und dann rannte sie.

TEIL VIER

51
    Um sechs Uhr wurde es dunkel. Wir parkten in einer dunklen Seitengasse gegenüber vom Lagerhaus. Durch die Glasscheibe in der Bürotür konnten wir sehen, dass Luke Drayton noch hinter der Theke saß und etwas schrieb. Das Lagerhaus selbst war inzwischen geschlossen. Die riesigen Türen für die Anlieferung waren zugezogen und mit einem Vorhängeschloss gesichert.
    »Wie groß war denn die Falltür?«, fragte Healy.
    Ich zuckte die Schultern und behielt weiter Drayton im Auge. »Schwer festzustellen, weil Kartons darauf standen. Es sah aus wie der runde Deckel einer Wartungsluke. Höchstens ein Meter fünfzig Durchmesser.«
    Wir schwiegen wieder. Zehn Minuten vergingen. Dann zwanzig. Dreißig. Um zwanzig vor sieben saß Drayton noch immer an der Theke und schrieb. Inzwischen lag ein Taschenrechner neben ihm.
    »Vielleicht wohnt er ja in diesem Loch«, sagte Healy.
    Ich schmunzelte. Wenn ich Healy ansah, konnte ich manchmal einen Blick auf den Mann erhaschen, der er einmal gewesen war. Ein anderer Mensch, der nicht von Rachsucht und Bedauern erfüllt war, sondern von besseren Eigenschaften wie Anteilnahme und Humor. Das war der Healy, der mir gefiel, und ich fragte mich, wie lange er wohl brauchen würde, sich diese Seite zurückzuerobern  – und ob er es je schaffen würde.

    Einige Minuten später fing Healys Telefon an zu klingeln und hüpfte summend über das Armaturenbrett auf ihn zu. Er griff danach und betrachtete das Display.
    »Scheiße.«
    »Was ist?«
    Anstelle einer Antwort klappte er das Telefon auf. »Healy.«
    Trotz des Regens erkannte ich die Stimme am anderen Ende sofort. »Healy, ich bin es, Phillips. Wo sind Sie?«
    »Ich habe heute frei.«
    »Das steht nicht im Dienstplan.«
    »Ich habe es Moira gesagt.«
    »Das steht nicht im Dienstplan«, wiederholte Phillips.
    »Dann trage ich es eben morgen ein.«
    Eine Pause. Healy sah mich an.
    »Wissen Sie vielleicht, wo David Raker ist?«, fragte Phillips.
    »Wer?«
    »David Raker.«
    Healy hielt erneut inne und spähte durch die Windschutzscheibe zu Drayton hinüber, der noch immer in derselben Haltung an der Theke verharrte.
    »Raker?«, sagte er. »Das ist doch der Typ, den Sie festgenommen haben, richtig?«
    »Richtig.«
    »Woher soll ich wissen, wo er steckt?«
    »Davidson hat mir erzählt, er habe Sie und Raker gestern zusammen angetroffen.«
    »Na und?«
    »Warum?«
    »Weil Davidson ihn allein gelassen hat, und ich fand, dass es keinen guten Eindruck machen würde, wenn einer unserer besten Verdächtigen im Fall Carver aus dem Revier spaziert und auf Nimmerwiedersehen verschwindet.«

    »Haben Sie denn keine eigenen Fälle?«, entgegnete Phillips.
    »Hören Sie …«
    »Nein, Sie hören mir jetzt zu«, gab Phillips zurück. »Ich habe keine Ahnung, was, zum Teufel, Sie treiben, aber ganz gleich, was es auch ist, es verstößt gegen das Gesetz, kapiert?«
    Healy schwieg.
    »Ihnen ist bekannt, dass es einen Grund dafür gibt, warum Sie dieser Sonderkommission nicht angehören. Und der lautet, dass man Ihnen nicht trauen kann. Sie sind ein Lügner, Healy.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Sie haben mich sehr gut verstanden. Wir haben versucht, Raker zu erreichen. Doch sein Mobiltelefon ist abgeschaltet. Und zwar schon den ganzen Tag. Also sind wir zu ihm gefahren. Sein Haus sieht aus wie ein Mausoleum. Also sind wir zu Ihnen, denn schließlich ist heute ja angeblich Ihr freier Tag. Und wissen Sie was?«
    »Ich bin mit meiner Frau

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