Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
Vom Netzwerk:
das Wasser und die Stelle zeigten, wo das Nachthemd gewesen war. In einer Zimmerecke lagen ihre Sachen. Alles bis auf die Unterwäsche.
    Sie hastete weiter.
    Der nächste Raum war identisch, allerdings leer.
    Und dann erreichte sie den dritten Raum.
    Eine Frau saß in der Ecke auf dem Boden. Sie hatte die Knie angezogen und das Gesicht daraufgestützt. Das Haar fiel ihr über Schultern und Arme und verdeckte einige der Blutergüsse auf ihrer Haut  – aber nicht alle. Unwillkürlich wurde Sona ein wenig langsamer.
    Ich bin nicht die Einzige hier .
    Hinter ihr ein Geräusch. Sie wandte sich um.
    Er hatte aufgeholt.
    Vor sich konnte sie plötzlich einen hell erleuchteten Raum hinter einer offenen Eisentür sehen. Er war etwa zehn Quadratmeter
groß und auf der anderen Seite mit einer dicken Brandschutztür versehen. »Hilfe!«, schrie sie und rannte hinein. »Bitte helft mir!« Durch zwei dünne Glasscheiben in der Brandschutztür erkannte sie Stahlschränke und die Umrisse des Lochs, in das er sie eingesperrt hatte.
    Sie rannte zurück, streckte die Hände nach der schweren Eisentür aus und fing an, sie zuzuschieben. Knirschend und erschaudernd bewegte sie sich in Richtung Rahmen. Der Mann kam näher. Es waren nur noch sieben Meter. Vielleicht auch weniger. Sie drückte fester. Plötzlich schoss ihr ein Schmerz durchs Gesicht. Die Nase. Die Lippen. Die Wangen. Und dann verklemmte sich die Tür.
    Er war nur noch drei Meter entfernt.
    Los, geh zu .
    Zweieinhalb Meter.
    Los, geh zu .
    »Geh zu!«, schrie sie.
    Die Tür bewegte sich und rastete am Metallrahmen ein. Sona sah sich im Raum nach etwas um, das sie benutzen konnte, um sie zu verkeilen. Die große, schwere Tür erinnerte an die in einem U-Boot. Allerdings fehlte das Rad, um sie zu verriegeln, was hieß, dass er sie einfach nur von der anderen Seite aufzuschieben brauchte. An der Mitte der Wand lehnte eine Eisenstange, die offenbar von einem Gerüst stammte. Sona lief los, um sie zu holen.
    Die Tür quietschte.
    Er versuchte, sie zu öffnen.
    Sie griff nach der Stange, stemmte ein Ende in eine Delle im Boden und klemmte das andere etwa auf halber Höhe der Tür fest. Das würde eine Weile halten. Allerdings nicht lang.
    »Sona?«
    Sie erstarrte. Und drehte sich langsam um. Es war sonst niemand im Raum. Doch über der Brandschutztür konnte sie
an der Wand einen weiteren Lautsprecher erkennen. Sie verzog das Gesicht und machte einen Schritt darauf zu.
    »Sona?«, wiederholte die Stimme.
    Sie näherte sich dem Lautsprecher und betrachtete ihn eine Weile. Durch die Glasscheiben in der Tür konnte sie das Loch, das ihr Gefängnis gewesen war, besser sehen. In einer Ecke des Raums waren Plastikbehälter gestapelt. An der Wand lehnte eine Leiter. So war er also hinuntergekommen.
    »Du musst aufhören davonzulaufen.«
    Wieder warf sie einen Blick auf den Lautsprecher. Seine Stimme klang nun sanft und beinahe mitfühlend. Tränen traten ihr in die Augen. »Lass mich frei«, sagte sie leise. »Lass … mich einfach frei.«
    »Das werde ich«, lautete die Antwort.
    »Ich meine es ernst.«
    »Ich auch.«
    Sie schaute zwischen Tür und Lautsprecher hin und her. »Ich glaube dir nicht.«
    Schweigen.
    »Ich glaube dir nicht!«, schrie sie. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Sie war voller Angst und verzweifelt. Dennoch wischte sie sich die Tränen weg und versuchte, sich zu beherrschen.
    Ein Kratzen.
    Knarz .
    Sie drehte sich zur Tür um. Er drückte noch immer dagegen. Sie bewegte sich ein wenig. Die in den Boden gestemmte Eisenstange bog sich. Und im nächsten Moment hörte sie über sich das Plätschern von Regen.
    Sie schaute nach oben.
    Etwa zwei Meter über ihr hatte die Decke ein Loch. Vermutlich für Wartungsarbeiten. Und an diesem Loch war eine herunterlassbare Leiter befestigt. Sona sah sich um. An der
Wand neben der Tür mit der Glasscheibe befanden sich drei Schalter. Zwei waren Lichtschalter, vermutlich für den Raum, in dem sie gerade stand, und für den mit dem Loch. Der andere war ein Stück entfernt angebracht.
    Sona ging hin und betätigte den Schalter.
    Mit einem Klappern und mechanischem Surren wurde die Leiter heruntergefahren. Nachdem der eine Teil vollständig ausgeklappt war, folgte der zweite. Etwa fünfzig Zentimeter über dem Boden stoppte die Leiter vor Sona.
    »Wenn du auch nur einen Fuß auf die Leiter setzt, bring ich dich um.«
    Sie blickte zum Lautsprecher.
    »Ich werde dich jagen und in Stücke zerhacken. Das meine ich ernst. Wenn du

Weitere Kostenlose Bücher