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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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sehen. Dort, wo sich keine Flecken gebildet hatten, hatte sie Blutergüsse, einen auf dem Nasenrücken, der fast schwarz war und an eine schwere Erfrierung denken ließ. Unter beiden Augen verliefen blauviolette Streifen die Wangen hinunter. Ihr Blick fiel auf mich. Ihre Augen waren wie blaue Gesteinssplitter und musterten mich leicht argwöhnisch, als warte sie darauf, dass ich auf ihr Äußeres reagierte. Ich nickte, lächelte und hielt der Musterung stand. Im nächsten Moment trat sie zurück, sah Healy an und bat uns herein.
    Der schmale Flur mündete in einem Wohnzimmer. Es gingen noch drei weitere Räume davon ab. Der erste war die Küche. In der Spüle stand ein Stapel Teller. Der nächste war ein Schlafzimmer, das nur ein schmales Bett und einen Kleiderschrank enthielt. Der dritte Raum war das Bad. Die Lüftung lief, als wir hereinkamen. Die Spiegel waren beschlagen. Mitten auf dem Boden lag ein Handtuch.
    Das Wohnzimmer war karg möbliert: Zwei Sofas, die beide offenbar schon vor fünf Jahren das Verfallsdatum überschritten hatten, und ein Fernseher auf einem Pappkarton. Kabel führten zu dem Sky-Decoder dahinter auf dem Boden. In der Ecke gab es einen kleinen Couchtisch mit zwei Bücherstößen darauf. Der eine sah gelesen aus, der andere neu. Auf dem Boden zwischen Sofa und Fernseher lag eine Zeitschrift mit halb ausgefülltem Kreuzworträtsel. Auch ein Laptop war vorhanden. Das also war die Quelle des Klackens gewesen.
Ich sah auf dem Bildschirm, dass sie mich gegoogelt hatte. Der erste Treffer hatte sie zur Webseite der BBC geführt, wo ein Artikel über meinen Fall kurz vor Weihnachten berichtete. Es war auch ein Foto dabei, auf dem ich mit Liz gerade das Polizeirevier verließ.
    Sie ließ sich auf einem der Sofas nieder, griff zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher ab.
    Wir setzten uns.
    »Wie geht es Ihnen?«, erkundigte sich Healy und lächelte wieder. Es war seltsam, ihn so zu erleben. Obwohl ihm Lächeln nicht leichtzufallen schien, spielte er den netten Kerl recht überzeugend.
    »Okay«, erwiderte sie leise.
    Sie schaute zwischen uns hin und her und wartete darauf, dass wir auf ihr Gesicht reagierten. Als das nicht geschah, wies sie mit dem Kopf auf ein Blatt Papier, das auf dem Fernseher lag. Es war die von ihr erwähnte Namensliste. Aus meinem Blickwinkel schienen es etwa sechs Namen zu sein. Die Überschrift lautete Operation Gaslicht . Unten stand in derselben Handschrift: NUR diese Personen .
    »Warum sind Sie nicht auf der Liste vermerkt?«, fragte sie Healy.
    Healy blickte zwischen mir und Sona hin und her. Dann beugte er sich vor. »Okay, die Stunde der Wahrheit. Ich gehöre zwar zur Sonderkommission, aber eher am Rande. Ich bin nicht so gut eingeweiht, wie ich es gerne wäre.«
    Kurz zeigte sich der Ausdruck von Angst auf ihrem Gesicht.
    »Es ist alles in Ordnung«, beruhigte er sie und hob die Hand. Er hielt inne und schaute kurz zu mir, als zögere er noch, ob er offen sein sollte. »Vor neun Monaten wurde meine Tochter entführt  – genau wie Sie.«
    Ihre Miene veränderte sich, und die aufkeimende Angst
wurde von einem leicht erstaunten Blick abgelöst. Wortlos betrachtete sie uns.
    »Ich weiß, dass Sie und meine Tochter von demselben Mann verschleppt worden sind. Das war mir klar, sobald wir Sie gefunden hatten. Ich wusste, dass es dasselbe Arschloch …« Er verstummte. »Verzeihung.«
    Sona nickte nur.
    »Jedenfalls haben sich die Eltern von Megan Carver vor einer Woche an David gewandt und ihn gebeten, Nachforschungen anzustellen. Als ich von ihm erfuhr, was er inzwischen in Erfahrung gebracht hatte, wurde mir klar, dass es Zeit ist, etwas zu unternehmen und diesen Kerl aufzuspüren. Denn sonst interessiert sich niemand dafür, meine Tochter zu finden. Man glaubt, sie sei von zu Hause weggelaufen, weil …« Wieder verstummte er und warf mir einen Seitenblick zu. »Weil es bei uns in der Familie Probleme gab.«
    Ich betrachtete Healy, während er sprach, und war verwundert über seine Aufrichtigkeit. Vielleicht war er ja zu dem Schluss gekommen, dass Sona schon zu oft angelogen worden war. Die Märchen, die Markham ihr aufgetischt hatte. Die Taschenspielertricks von Phillips und Davidson. Möglicherweise hielt er Ehrlichkeit ja auch für den besten Weg, sie zum Reden zu bringen. Das Problem war nur, dass Sona kein gewöhnliches Opfer und Healy kein gewöhnlicher Polizist war. Während er ihre Antworten aus persönlichen Gründen brauchte und viel mehr auf sie

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