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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Und ich habe in Dingen herumgewühlt, von denen ich besser die Finger gelassen hätte. Ich habe so manches erfahren, was mich nichts anging, und das wissen beide Sonderkommissionen. Das hatte Phillips mit dem Satz gemeint, dass man Healy nicht vertrauen könne. Es ging nicht darum, Healy daran zu hindern, etwas auszuplaudern. Healy war zu sehr darauf versessen, seine Tochter zu rächen, um Geheimnisse zu verraten. Die Frage war nur, wie man ihn am besten
aufhielt, bevor er das komplizierte Konstrukt niederriss, das man errichtet hatte, um Glas und sein kleines schwarzes Buch in die Finger zu bekommen.
    »Erinnert sich Sona daran, wie sie in die Themse geraten ist?«
    »Nein, sie hat kaum etwas gesagt.«
    »Über das, was passiert ist?«
    »Über alles.«
    »Sie redet gar nicht?«
    »Ein bisschen, aber nicht viel. Entweder hat er sie total wirr gemacht, oder sie hat tatsächlich das Gedächtnis verloren. Die Ärzte nehmen an, dass es sich um ein posttraumatisches Stresssyndrom handelt. Vielleicht auch eine leichte Amnesie. Ihre Kopfwunde musste mit vierzehn Stichen genäht werden.«
    »Sie will doch sicher ihrer Familie Bescheid sagen, dass sie noch lebt.«
    »Phillips, Hart, Davidson und die anderen nutzen ihre Angst aus. Sie ist überzeugt, sie dürfe niemandem verraten, dass sie noch lebt, weil Glas sich sonst schadlos an ihr hält.«
    Ich schlug mit der Faust aufs Armaturenbrett.
    »Ich habe Sie gewarnt.«
    Mir fielen seine Worte von gestern Abend ein: Sie können mitkommen oder einen Rückzieher machen. Aber wenn Sie mitkommen, wird es unschön werden.
    »Wird sie heute Abend von Polizisten bewacht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Normalerweise sind nicht ständig Kollegen vor Ort, denn wir wollen ja keinen Argwohn erregen. Die Häuser stehen dicht an dicht. Viele Fenster, viele Menschen. Die Sonderkommission ruft sie mehrmals täglich an, und außerdem hat sie einen Panikknopf für Notfälle. Deshalb ist es abends am günstigsten. Nach sieben Uhr lässt man sie in Ruhe, falls sie nicht um Hilfe bittet. Und
die Nachbarn haben die Vorhänge geschlossen. Also werden wir keine Aufmerksamkeit erregen.«
    Wir schwiegen.
    Healy schaltete das Radio ein, und wir lauschten einem Fußballspiel. Fünf Minuten später bog Healy nach rechts in eine kurze Straße ab, die an einigen zweistöckigen Reihenhäusern aus grauen Ziegelsteinen endete. Sie sahen aus, als hätte man sie irgendwo im Ostblock an den Haken genommen und sie in der Stadtmitte abgeworfen, damit sie dort zerfielen. Ein schmaler Pfad führte durch einen Torbogen in einen Hof. An der Außenseite des Ensembles hatten die Häuser keine Türen. Der angrenzende Parkplatz lag im Halbdunkel. Eine einsame Straßenlaterne verbreitete orangefarbenes Flackerlicht. Healy stoppte den Wagen und stellte den Motor ab.
    Im nächsten Moment fing mein Telefon an zu klingeln. Ich hatte es den ganzen Tag nicht eingeschaltet, aber bei unserem Aufbruch aus Walthamstow meine Nachrichten abgehört. Allerdings hatte ich vergessen, es wieder abzuschalten. Ich griff in die Tasche, um den Anruf wegzudrücken.
    Aber es war Jill.
    Ich sagte: »Hallo?«
    Schweigen. Dann ein Summen wie bei einer Tonstörung.
    »Jill?«
    Die Leitung war tot. Ich sah Healy an. Er schaute aus dem Fenster zu einer Gruppe Jugendlicher hinüber, die sich unter der Laterne versammelt hatten. Allerdings hatte er die Ohren gespitzt. Ich versuchte, Jill zurückzurufen, erreichte aber nach zehnmaligem Klingeln nur die Mailbox.
    »Was werden Sie jetzt tun?«, fragte Healy, ohne sich zu mir umzuwenden.
    Ich klappte das Telefon zu. »In welcher Hinsicht?«
    »Wegen ihr?«
    Offenbar hatte ich in seinen Augen gerade Schwäche gezeigt.
So als ob ich durch meinen Anflug von Sorge um Jill etwas von mir preisgegeben hätte. Doch ich achtete nicht auf ihn und überlegte, was da gerade passiert sein könnte. Warum jemanden anrufen, wenn man nicht mit ihm reden wollte? Und selbst wenn sie versehentlich meine Nummer gewählt hatte, hätte sie doch abnehmen müssen, als ich sie zurückrief.
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    »Das weiß ich, Healy.«
    »Wo wohnt sie?«
    »Acton.«
    Er verdrehte die Augen und blickte wieder zu den Jugendlichen hinüber, die inzwischen eine große Flasche Cider und ein Päckchen Zigaretten zutage gefördert hatten. »Das ist ja eine Weltreise.«
    »Das weiß ich, Healy«, zischte ich.
    Er sah demonstrativ auf die Uhr, als stelle er das infrage. Ich klappte wieder das Handy auf und wählte Jills

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