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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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setzte mich auf, fühlte mich aber noch immer ein wenig schwindlig. »Bist du in Schwierigkeiten?«
    »Es tut mir so leid, dass ich dich geweckt habe.«
    »Nein, nein, kein Problem.«
    »Es ist nur, dass ich nicht weiß, wen ich sonst …«
    »Wirklich«, sagte ich. Während ich die Nachttischlampe anknipste, überlegte ich, warum sie wohl angerufen hatte. »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Was ist denn los?«
    »Ich … äh …« Sie hielt inne. Je wacher ich wurde, desto verzweifelter hörte sie sich an. »Da ist … äh …«

    »Was?«
    Eine Pause entstand. »Ich glaube, jemand beobachtet mein Haus.«
    »Was soll das heißen?«
    »Auf der anderen Straßenseite ist ein Mann. Er sitzt schon den ganzen Abend im Auto und schaut herüber zu meinem Haus. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Ist er immer noch da?«
    »Ja.«
    »Okay«, sagte ich, drehte mich im Bett um und schlug die Decke zurück . Sie will, dass du vorbeikommst . »Äh, soll ich vorbeikommen?«
    »Oh, danke .«
    Ihre Stimme zitterte. Sie hatte Angst.
    »Wo wohnst du?« Sie gab mir die Adresse. »Schau nach, ob alle Türen und Fenster verriegelt sind. Falls du ein komisches Gefühl hast, ruf die Polizei. Ich komme, so schnell ich kann.«
     
    Die Nacht war kühl. Auf der Hinfahrt ließ ich die Heizung auf Hochtouren laufen. Die ganze Zeit über prasselte Regen gegen die Windschutzscheibe. Die Straße, in der sie wohnte, war eng und auf beiden Seiten zugeparkt. Sie hatte gesagt, ihre Tür sei schwarz, doch in der Dunkelheit sahen alle Türen schwarz aus. Ich fand einen Parkplatz etwa in der Mitte der Straße und stellte beim Aussteigen fest, dass ich zehn Häuser entfernt war. Zwar hielt ich Ausschau nach jemandem, der ihr Haus beobachtete, doch im Regen war es schwierig, etwas festzustellen. Die Rinnsteine füllten sich, und Wasser perlte von Scheiben und Karosserien ab. Die Sicht war schlecht.
    Bei Jill brannte kein Licht. Nachdem ich zweimal angeklopft hatte, blickte ich, diesmal von ihrer überdachten Veranda aus, wieder in beide Richtungen die Straße entlang. Viele Autos. Aber nichts wies darauf hin, dass jemand in einem davon saß.
    Die Tür ging auf.
    Jill trug eine Jogginghose und einen Fleece-Pulli. Ihr Blick wanderte zu einer Stelle rechts von mir. Ich drehte mich um und schaute in dieselbe Richtung. Niemand da. Als ich Jill ansah, malte sich Verwirrung in ihrem Gesicht.
    »Er ist weg«, sagte sie leise.
    Noch einmal schaute ich die Straße hinunter.
    »Offenbar.«
    »Aber er war den ganzen Abend da.« Sie betrachtete erst mich, dann die Straße. »Er saß in einem roten Auto. Ich glaube, es war ein Ford.«
    Ich schwieg. Sie war nicht verrückt, und ich bezweifelte, dass sie an Halluzinationen litt. Doch allein zu sein veränderte so manches. Kleinigkeiten. Das Wissen, dass sonst noch jemand im Haus war, vermittelte Sicherheit, selbst wenn man letztlich genauso angreifbar war. Sie wandte sich zu mir um. Tränen standen in ihren Augenwinkeln.
    »Jetzt habe ich dich umsonst belästigt.«
    »Nein«, erwiderte ich. »Überhaupt nicht.«
    »Offenbar verliere ich den Verstand.«
    »Nein«, wiederholte ich und berührte sie am Oberarm. »Du spinnst nicht. Vielleicht hat er ja ein anderes Haus beobachtet. Es könnte auch ein Polizist gewesen sein. Oder jemand vom Geheimdienst. Möglicherweise halten sie dich für eine Terroristin.«
    Ein Lächeln. »Jetzt fühle ich mich gleich viel besser.«
    Nach einem Blick auf mich fuhr sie sich übers Gesicht. Dann schaute sie an sich hinunter. Nun, da die Gefahr gebannt war, erkannte ich an ihren Augen, was sie dachte: Wie konnte ich nur in diesen Klamotten jemandem die Tür aufmachen ?
    »Möchtest du vielleicht einen Tee oder einen Kaffee?«
    »Klar«, sagte ich. »Ein Kaffee wäre prima.«

     
    Das Haus war klein, aber modern eingerichtet, ein Musterhaus wie aus einer Wohnzeitschrift. Das wunderschöne Parkett erstreckte sich bis ins Wohnzimmer, wo auf einem dicken Teppich ein Tisch aus Birkenholz und Glas stand. Hochglanzbildbände stapelten sich darauf. Eine Wand wurde von einem offenen Backsteinkamin eingenommen, in dem ein Holzofen stand. Auf der anderen Seite befanden sich zwei mit Klassikern gefüllte Bücherregale, die einen schwarzen Flachbildschirmfernseher flankierten. Die darunter geschichteten DVDs waren zum Großteil in fremden Sprachen. Es sah nicht danach aus, als ob wir in nächster Zeit die Actionszenen in Predator erörtern würden. Sie wies auf eines der beiden cremefarbenen

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