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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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hatte, insbesondere dann, wenn er vielleicht auf irgendeine Weise an ihrem Verschwinden beteiligt war. »Ich möchte keine Möglichkeit ausschließen«, fügte ich hinzu.
    »Er war traurig.«

    »Hat er versucht, es ihr auszureden?«
    »Eher nicht. Ich glaube, im Innersten seines Herzens wusste er, dass es keine Beziehung für die Ewigkeit war. Ihm war klar, warum Meg sich um ihn kümmerte. Er war ganz sicher in sie verliebt und hatte sie sehr gern, aber er schien ein vernünftiger junger Mann zu sein. Ich glaube …« Sie hielt inne und sah mich an. »Ich glaube, wenn Sie Charlie Bryant im Visier haben, sind Sie ganz bestimmt im Irrtum.«
    »Hat die Polizei mit ihm gesprochen?«
    »Ja, ich denke, sie hatte eine ähnliche Theorie wie Sie.«
    »Hatte sie danach eine andere Beziehung?«
    Ein leichtes Zögern. »Nein«, antwortete sie, konnte mir aber nicht in die Augen schauen. »Jim und ich haben mit ihr darüber geredet und ihr vorgeschlagen, sich lieber auf die Schule zu konzentrieren. Ihr fehlten nur noch drei gute Prüfungsergebnisse zum Studienplatz in Cambridge. Das war doch ein kleines Opfer wert.«
    Ich nickte, machte mir aber keine Notizen.
    Da war eindeutig etwas faul.
    »Sagt Ihnen der Name Anthony Grant oder A. J. Grant etwas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Ich holte einen Ausdruck des Fotos heraus, das ich in der Kamera gefunden hatte. Ich hatte es auf dem Computer vergrößert.
    »Erkennen Sie dieses Foto?«
    Sie griff nach dem Ausdruck. »Ja, es ist in ihrer Kamera.«
    »Richtig. Wissen Sie, wo sie da steht?«
    Sie hielt das Foto näher ans Gesicht. »Nein. Ich erinnere mich, dass es zu den Fotos gehört, die wir uns ganz am Anfang angesehen haben, weil Jamie Hart uns dasselbe gefragt hat.«
    »Hat er etwas in Erfahrung gebracht?«

    »Nein. Die Polizei ist alle ihre Fotos, die ihrer Freundinnen und was sie sonst noch in die Finger bekommen konnte, durchgegangen.« Sie hielt inne. In einem ihrer Augen funkelte eine Träne. »Aber vergeblich.«
    »Also weiß man bis heute nicht, wer es gemacht hat?«
    Sie warf noch einen Blick auf das Foto und hob den Kopf. »Nein. Warum?«
    »Finden Sie nicht, dass ihr Gesicht hier anders aussieht?«
    »Ihr Gesicht?«
    Ich wies auf Megan. »Ihr Lächeln.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Ich weiß nicht. Sie kennen sie am besten. Aber für mich ist dieses Lächeln anders als auf den übrigen Fotos.«
    »Wie anders?«
    Ich zuckte die Schultern. »Ich bin nicht sicher. Vielleicht ist es ja nur Einbildung. Ich hielte es nur für hilfreich herauszufinden, wer der Fotograf war.«
    Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über ihr Gesicht.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Sie sah mich stirnrunzelnd an. »Natürlich. Warum?«
    Weil du etwas im Schilde führst . »Sie haben gerade ein wenig … geistesabwesend gewirkt.«
    »Es geht mir gut.«
    Ich ließ es dabei bewenden. »Noch einmal zu unserem Thema von vorhin: Hat sie nach Charles Bryant wirklich nie eine neue Beziehung erwähnt?«
    Wieder ein leichtes Zögern.
    »Caroline?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    Ihr Blick war unstet. »Nein, sie hat wirklich …«
    »Caroline.«
    Sie verstummte. Starrte mich an.

    »Wollen Sie, dass Ihre Tochter gefunden wird?«
    » Natürlich . Was ist denn das für eine Frage?«
    Ich betrachtete das gerahmte Foto von Megan, das auf einem kleinen Beistelltisch aus Glas stand. »Ich frage das nur, weil ich das Gefühl habe, dass mir Informationen fehlen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Dass ich nicht sicher bin, ob Sie tatsächlich offen zu mir sind. Sie müssen mir alles erzählen. Selbst wenn es nur ein Verdacht oder eine Vermutung ist.«
    Sie schaute auf meinen Block und tupfte sich mit dem Finger das Auge ab. Wenn ich mich irrte, würde ich mich bei ihr entschuldigen müssen — aber ich brauchte Gewissheit. Ich konnte nicht an diesem Fall arbeiten, wenn einer der beiden Menschen auf der Welt, die Megan am besten kannten, nicht bereit war, reinen Tisch zu machen.
    Schließlich, es schienen Minuten vergangen zu sein, hob Caroline den Kopf. Trauer und Enttäuschung malten sich in ihrem Blick. Sie wandte sich zu dem Foto von Megan um, das ich vorhin gemustert hatte. Dann kehrte ihr entschlossener Tonfall zurück. »Ich denke, Sie sollten jetzt gehen«, sagte sie leise.

10
    Als ich nach Hause kam, war es fast dunkel. Der Herbst näherte sich in raschen Schritten: Sobald die Sonne am Himmel unterging, wurde es Nacht, und die Temperaturen fielen in den Keller. Ich stellte im Fernseher

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