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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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aber es hätte mir gerade noch gefehlt, dass sie in meinem Fall herumstocherten und womöglich glaubten, dass ich etwas zu verbergen hatte. Da sie wahrscheinlich meine Sachen untersuchen wollten, sagte ich, ich würde mitkommen, mir aber zuerst Ersatzkleidung aus dem BMW holen.
    Nachdem das erledigt war, fuhren wir wortlos die fünfzehn Minuten zum Revier. Davidson saß hinten bei mir. Phillips lenkte das Auto. Beide schwiegen. Auf dem Weg nach Süden durch Camden fing ich an, mir die Dinge zurechtzulegen. Einen Plan. Eine Taktik. Ich malte mir aus, wie sie an mich herangehen würden. Dass sie mich für den Mörder hielten, bezweifelte ich stark. Allerdings war ich momentan ihr einziger Anhaltspunkt.
    Das Revier war ein alter Betonklotz aus den Siebzigern, der den zweifelhaften Charme einer Fabrikhalle mit angeschlossenem Gefängnis verströmte. Phillips stellte den Wagen ab und schaltete den Motor aus. Zwei Parklücken weiter bemerkte ich ein an der Wand befestigtes Schild. RESERVIERT FÜR DCI HART. Jamie Hart. Der Leiter der Ermittlungen im Fall Megan Carver.
    Das ist kein Zufall .
    Hinter die Verbindung zwischen Charlie und Megan waren sie sicher schon vor Monaten gekommen. Die Frage war nur, wie viel sie sonst noch wussten.
    »Einen Moment«, sagte Phillips zu Davidson, als wir ausstiegen. »Ich habe mein Handy in meinem Auto vergessen.« Davidson nickte, und wir beide blickten Phillips nach, der über den Parkplatz zu einem verbeulten roten Mondeo ging. Er öffnete die Tür, kramte im Handschuhfach und kehrte mit seinem Mobiltelefon zu uns zurück. »Gut«, meinte er. »Dann also los.«
    Die beiden brachten mich in einen engen, vollgestellten Wartebereich
mit einem erhöhten Empfangstisch. Der diensthabende Sergeant — Anfang sechzig mit weißem Haar und Lesebrille — saß da und legte Papiere ab. Als wir eintraten, blickte er auf.
    »Bist du noch immer nicht tot?«, spottete Davidson. Es war das erste Mal, dass er den Mund aufmachte. Er hatte einen breiten East-End-Akzent.
    Der Sergeant grinste spöttisch. »Du stirbst noch vor mir, Eddie. Schau dir nur deine Klamotten an. Das lässt dir die Modepolizei auf gar keinen Fall durchgehen.«
    Phillips fing an zu lachen.
    »Wen haben wir denn da?«, fragte er mit einem Blick auf mich.
    »Wir wollen nur ein bisschen mit ihm plaudern«, erwiderte Phillips.
    Der Sergeant nickte, drückte auf einen Knopf unter dem Schreibtisch und wandte sich wieder seiner Beschäftigung zu. Eine Tür mit Nummernschloss links von uns summte. Wir traten in einen schmalen Flur. Rechts befand sich ein Großraumbüro, dessen Tür die Aufschrift Kriminalpolizei trug. Ein Stück den Flur entlang gab es vier Vernehmungszimmer. Phillips wies auf Zimmer Nummer eins.
    Als er die Tür öffnete, sprangen über uns zwei Neonröhren an. Die Einrichtung war karg. Weiße Wände, ein dunkelblauer Teppich, keine Fenster. Ein Tisch, zwei Stühle auf der einen, einer auf der anderen Seite. Alle Möbelstücke waren am Boden befestigt. Außerdem befanden sich an allen vier Wänden Alarmleisten, für den Fall, dass es zu Übergriffen kam und ein Polizist Hilfe holen musste. Neben der Tür gab es eine Gegensprechanlage. Das war der einzige Weg, das Zimmer zu verlassen, nachdem sich die Tür erst einmal geschlossen hatte. Nicht unbedingt das gemütliche Plauderstündchen, das Phillips mir in Aussicht gestellt hatte.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte er.

    »Kaffee schwarz.«
    Er nickte und verschwand.
    Davidson stand in der offenen Tür und beobachtete mich, als ich mich setzte. Da es ihm offenbar nicht lag, höfliche Konversation zu betreiben, klopfte ich mit den Fingern auf den Tisch, während wir schweigend warteten. Das schien ihn zu ärgern, was mich freute. Zehn Minuten später kehrte Phillips mit drei Kaffeetassen zurück und schob die Tür zu. Da die Feder offenbar nicht viel Spannung hatte, dauerte es eine Ewigkeit, bis sie ins Schloss fiel. Die beiden rührten sich erst, als es so weit war. Sobald die Tür eingerastet war, ertönte ein leises Summen. Die beiden nahmen Platz, und es ging los.

18
    Im Fachjargon nannte man das »freiwillige Anwesenheit«. Da ich nicht festgenommen war, brauchte ich keinen Anwalt und konnte aufstehen und verschwinden, wann immer ich wollte. Allerdings galten auch hier Regeln. Nummer eins lautete, dass man sich stets absichern musste. Also schob Phillips mir als Erstes ein Formular zu, auf dem stand, dass ich aus freien Stücken hier war. Ich las und

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