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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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darum gebeten, aber … es ist nicht so mein Ding.«

    Nachdenklich klopfte ich mit den Fingern auf die Tischplatte. »Warum haben Sie beschlossen, der Polizei Megans Schwangerschaft zu verschweigen? Weil sie die Identität des Mannes nicht preisgeben wollte?«
    Kaitlin sah mich an. Ein Aufblitzen in ihren Augen. »Nein«, antwortete sie schließlich. Offenbar war da etwas im Busch.
    »Warum haben Sie dann gelogen?«
    »Weil ich …« Sie hielt inne und blickte mich wieder an. »An dem Tag, als sie verschwand, bevor die Polizei kam, um mit mir zu reden … hatte ich einen Anruf.«
    »Von wem?«
    Erneut eine Pause. Eine noch längere. »Charlie Bryant.«
    Nun war ich es, dem die Sprache wegblieb. Ich betrachtete sie. »Wusste er von Megans Schwangerschaft?«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Offenbar hat sie es ihm anvertraut. Oder er hat es anderswie rausgekriegt. Er rief mich einfach an und sagte, wir dürften der Polizei nichts verraten.«
    »Warum?«
    »Weil wir uns damit in Gefahr bringen würden.«
    »Durch wen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Haben Sie nicht nachgefragt?«
    »Er ist nicht damit herausgerückt. Es sei besser, wenn ich es nicht wüsste.« Sie hielt inne. »Zuerst dachte ich, dass er wieder zu spinnen anfängt.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Dass er in Megan verliebt war. Total verliebt. Und manchmal übertrieb er es ein bisschen und hat uns damit Angst gemacht.«
    »Mit den Dingen, die er zu ihr gesagt hat?«
    »Ja, und auch mit seinem Verhalten. Hin und wieder ist
er ihr gefolgt. Nicht wie ein Stalker oder so, sondern … ich weiß nicht … gefolgt eben. Er hat Zeichnungen für sie gemacht, Bilder gemalt, Gedichte geschrieben, lauter solchen Mist. Und er wiederholte ständig, dass er immer für sie da sein würde. Er konnte ganz schön verrückt sein.«
    »Und weshalb haben Sie ihm geglaubt, als er Sie anrief?«
    Sie verstummte, trank einen großen Schluck Kaffee und musterte mich ängstlich. »Er wirkte an diesem Tag so anders. Und er klang auch anders. Normalerweise kümmerte es ihn nicht, was wir anderen von ihm hielten. Ich und noch ein paar Mädchen haben ihn in der Schule oft verarscht, aber es störte ihn nicht. Er hat einfach darüber gelacht. Doch an diesem Tag … keine Ahnung. Er war einfach anders. Als er mir sagte, wir würden uns in Gefahr bringen, wenn wir redeten, habe ich ihm total geglaubt.« Sie holte tief Luft. »Er schien zum ersten Mal im Leben wirklich Angst zu haben.«
     
    Ich verließ gerade mit dem Auto das Schulgelände, als mein Mobiltelefon piepste. Also nahm ich es vom Beifahrersitz und steckte es in die Freisprechanlage. Es war Spike. Er hatte die Namen und Adressen zu den achtzehn Telefonnummern, die ich aus Megans Telefon herausgefiltert hatte. Ich bat ihn, sie mir zu mailen. Etwa einen Dreiviertelkilometer von Charlie Bryants Haus entfernt gab es ein Internet-Café, wo ich die Mail aufrufen konnte.
    Ich fand einen Parkplatz in der Holloway Road gegenüber einem modernen Wohnblock und machte mich auf den Weg nach Highgate. Das Internet-Café hieß, offenbar ohne jegliches Gefühl für Ironie, Let’s Get Digital ! In einer Ecke stand ein PC, bei dem mir niemand über die Schulter schauen und den Bildschirm sehen konnte. Ich loggte mich bei Yahoo ein.
    Spikes Mail war eine PDF angehängt. Ich öffnete sie.
    Achtzehn Nummern mit alphabetisch aufgelisteten Nachnamen.
Die Aufstellung sah aus wie eine Telefonrechnung, nur dass in dieser hier nicht nur die Nummern, sondern auch Namen und Adressen verzeichnet waren. Offenbar waren die Informationen direkt aus der Datenbank der Telefongesellschaft in dieses Dokument kopiert worden. Spikes Fähigkeit, Firewalls zu durchbrechen, war nicht der einzige Grund für seine gute Auftragslage. Er hatte ein Auge fürs Detail, wie zum Beispiel das Anordnen von Namen nach dem Alphabet, was die Sache für seine Kunden um einiges angenehmer gestaltete.
    Ich ging die Liste durch.
    Sie bot nicht viel Überraschendes. Die Mobilfunk- und Büronummern von James und Caroline Carver, die ich bereits kannte. Die Mobilfunknummern und Festnetzanschlüsse von Kaitlin und Lindsey und noch vier andere Freundinnen, deren Namen ich in Megans Buch des Lebens gelesen hatte. Also waren nur noch zwei übrig. Die erste war die Mobilfunknummer von Charlie Bryant. Die zweite ein Festnetzanschluss am Stadtrand von London, ohne Namen und Adresse. Nur eine Postfachnummer. Arbeite noch daran, besorge Adresse und melde mich , hatte Spike danebengeschrieben.
    Ich griff

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