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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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ein Bild von ihrem Zustand machen. Vier Monate lang haben sie darauf gewartet, dass Hart ihnen ihre Tochter zurückbringt. Und noch einmal zwei Monate darauf, dass das Telefon klingelt. Falls Sie einen Hinweis haben, sollten Sie endlich aktiv werden.«
    »Wollen Sie uns sagen, wie wir unsere Arbeit machen sollen?«
    »Nein, nur dass Sie Schindluder mit den Gefühlen anderer Menschen treiben. Sie müssen den Carvers Zuversicht vermitteln. Sie haben sich deshalb an mich gewandt, weil sie endlich Fortschritte sehen wollen. Sie brauchen die Hoffnung, dass sie ihre Tochter zurückbekommen werden, selbst wenn das nie passieren wird. Deshalb müssen Sie ihnen alles sagen, was Sie wissen.«
    Er lächelte. »So einfach ist das nicht.«
    »Nichts ist einfach«, entgegnete ich. »Was ist das für ein Hinweis?«
    »Die Ermittlungen dauern noch an.«
    »Vielleicht kann ich ja helfen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil ich es weiß«, erwiderte er, zum ersten Mal mit Zorn in der Stimme. »Ich will kein Blatt vor den Mund nehmen, David. Ich verlange, dass Sie sich von dem Fall zurückziehen. Der einzige Grund, den ich Ihnen nennen kann, ist, dass Sie durch Ihre Einmischung die Ermittlungen in einem anderen Fall behindern.«
    »Sie haben noch einen Fall, der mit Megans Verschwinden zusammenhängt?«
    Er beugte sich vor. »Ich sehe, wie es in Ihrem Verstand arbeitet,
David. Doch ganz gleich, was sich Ihrer Ansicht nach hier tut, es stimmt nicht.«
    »Ist noch jemand verschwunden?«
    »Nein.«
    »Was dann?« Er antwortete nicht, und diesmal war ich es, der einen Seufzer ausstieß. »Sie sollten einen Auffrischungskurs in Sachen Verhandlungstaktik machen, DCI Phillips. Wir müssen alle unsere Brötchen verdienen.«
    »Es wird ein schlimmes Ende für Sie nehmen, David.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Nein«, erwiderte Phillips mit aufgesetzt harmloser Miene. »Wir bedrohen hier niemanden. Wir sind die Polizei. Wir schützen vor Bedrohungen. Aber eines sage ich Ihnen hier und jetzt: Wenn Sie uns im Weg stehen, werden wir nicht zögern, Sie beiseitezuschieben.«
    »Danke für die Warnung.«
    Er stand auf. »Ich werde es für Sie in einfachen Worten zusammenfassen, okay? Charles Bryant und sein Vater wurden ermordet. Meinetwegen auch der Hund. Und ich möchte, dass Sie eines begreifen: Denken Sie bloß nicht daran, Ihre Nase in den Mordfall Bryant zu stecken. Außerdem kommen Sie uns in der Vermisstensache Carver nicht in die Quere, wenn es Überschneidungen mit dem Fall Bryant gibt. Verstanden?«
    Ich rührte mich nicht, sondern starrte ihn nur an.
    »Ihr Fall …« Er schüttelte den Kopf. »Wir haben uns mit denselben Aspekten befasst wie Sie. Und zwar kompetenter, mit mehr Personal und mit der größeren Erfahrung. Wir haben nichts gefunden. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Fall abgeschlossen ist. Nur, dass wir es mit einem anderen Ansatz versuchen. Und wie ich bereits sagte: Wenn Sie uns in die Quere kommen …«
    Ich lächelte ihn an. »Also haben Sie einen anderen Hinweis?«
    Er zuckte die Schultern. »Grübeln Sie darüber nach, so viel
Sie wollen. Von mir erfahren Sie nichts. Aber eines kann ich Ihnen versichern: Dieses Detektivspielen im Heimwerkerverfahren wird Ihnen noch das Genick brechen.«
    Er musterte mich, während ich versuchte herauszufinden, was genau er mir verschwieg. Dann machte er kehrt und ging hinaus.

19
    Ich hatte etwa fünf Minuten gewartet, als sich die Tür wieder öffnete. Diesmal war es weder Phillips noch Davidson, sondern ein anderer Mann. Er war Mitte vierzig, mindestens eins dreiundneunzig groß und breitschultrig, allerdings auch mit fünfzehn Kilo zu viel auf den Rippen, zerzaustem rotem Haar und fleckiger Haut. Er sah aus, als hätte er seit Monaten nicht geschlafen. Früher war er vermutlich einmal recht attraktiv gewesen, doch offenbar hatte etwas an ihm gezehrt, sodass nur noch ein Schatten von ihm übrig war.
    In einer Hand hatte er eine Kaffeetasse. Ein kleiner Spiralblock mit hineingeklemmtem Stift ragte aus seiner Jackentasche. Er hielt die Tür fest, sodass sie etwa fünf Zentimeter vor dem Rahmen stoppte, und legte den Block auf den Boden, um sie offen zu halten. Dann setzte er sich mir gegenüber.
    »Mr Raker?«
    Ich nickte.
    »Mein Name ist Colm Healy.«
    Er stammte aus Südirland. Nach einem Schluck Kaffee blickte er wieder zur Tür. Sie wurde immer noch von dem Block gestoppt. Ich musterte ihn. Er will die Gegensprechanlage nicht benutzen. Das

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