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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Er hatte eine neue Kaffeetasse in der Hand, warf uns einen Blick zu, blieb kurz stehen und verschwand.
    Klar, wir alle wollen sie finden, dachte ich, nur einige mehr als andere .

21
    Phillips ließ mich von jemandem zu meinem Auto zurückfahren, das ich vor dem Haus der Bryants hatte stehen lassen. Am Tor war noch immer ein uniformierter Polizist postiert, ein zweiter bewachte die Auffahrt, und im Wohnzimmer brannte Licht. Das Absperrband schimmerte im Schein der Straßenlaternen.
    Auf der Heimfahrt legte ich mein Telefon in die Freisprechanlage und erledigte einige Anrufe. Der erste galt Liz. Es war Freitagabend, und eigentlich hatten wir in das neue italienische Restaurant ihres Mandanten in Acton gehen wollen. Ich sagte ihr, dass die Verabredung noch stehe, dass ich aber aufgehalten worden sei, weshalb ich die Tischreservierung
auf halb neun verschieben müsse. Sie antwortete, das sei in Ordnung. Als ich das Telefonat beendete und daran dachte, was mir bevorstand, keimte ein Gefühl in mir auf. Aufregung. Oder Zweifel. Oder beides.
    Als der Verkehr zum Stillstand kam, holte ich das Foto des Mannes aus dem Tiko’s aus der Jackentasche und musterte seine Gesichtszüge: die Umrisse, die Form und die wulstigen Brauen, die wie ein Vorsprung über die pechschwarzen Augen ragten. Das war nicht Sykes. Milton Sykes war schon lange tot. Allerdings war die Ähnlichkeit offenbar so groß, dass Healy die beiden verwechselt hatte. Zu Hause musste ich mehr über Sykes — seine Opfer, seine Verbrechen, seine Vorgeschichte — herausfinden, aber bis dahin konnte ich zumindest schon einmal die Lücken füllen. Ich griff zum Telefon und klickte mich zum Buchstaben T durch.
    Terry Dooley.
    Dooley war ein alter Kontaktmann aus Zeitungstagen. Seine Karriere hätte höchstens noch vierundzwanzig Stunden gedauert, da ich herausgefunden hatte, dass er und drei seiner Detectives einige Stunden in einem illegalen Bordell im Süden von London gewesen waren. Doch ich hatte mich anders entschieden und ihm angeboten, seine berufliche Laufbahn und gleichzeitig sein Familienleben zu retten, wenn er mir dafür die Informationen verschaffte, die ich brauchte. Er hatte widerstrebend zugestimmt, denn er hatte erkannt, dass diese Abmachung das Beste für ihn war. Dooley war zwar ein Wichtigtuer, bereute sein Verhalten aber ehrlich. Das Einzige, was ihm mehr bedeutete als sein Beruf, waren seine Kinder, und die Vorstellung, sie nur noch ein Mal in der Woche zu sehen, nachdem seine Frau die Scheidung eingereicht hatte, war angsteinflößender als jeder Tatort.
    »Was für ein toller Abschluss für diesen Tag«, lautete sein Kommentar, als ich meinen Namen nannte.

    »Wie läuft’s denn so, Dools?«
    »Ja, spitze, seit ich wieder von dir gehört habe, Davey. Was willst du denn diesmal? Soll ich dein Auto waschen?«
    Bei meinem letzten Anruf hatte ich ihn gebeten, ein Problem mit einem gestohlenen Mietwagen für mich zu klären. Dooley befasste sich nun schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr mit Kleinkriminalität und ermittelte inzwischen fast nur noch in Mordfällen.
    »Nein, nichts in dieser Richtung, Dools — obwohl, meine Küche müsste mal gestrichen werden.«
    Ein Schnauben in der Leitung. »Selten so gelacht.«
    »Es dauert nicht lange.« Ich warf einen Blick auf das Foto. »Kennst du jemanden vom Megan-Carver-Team?«
    »Vom Carver-Team?« Er hielt inne. »Nicht wirklich. Die sitzen hauptsächlich in Revieren in Nordlondon und Umgebung.«
    »Warum?«
    »Der Chef wollte, dass es so aussieht, als würden die Ermittlungen vor Ort betrieben, damit die Familie und die Öffentlichkeit denken, dass wir an vorderster Front stehen und den richtigen Leuten die richtigen Fragen stellen. Sah in der Zeitung besser aus, wenn die Ermittlungen von Ortsansässigen durchgeführt wurden.«
    »Das war also nur Theater?«
    Wieder ein Schnauben. »Was hast du denn gedacht? Ich kenne ein paar Figuren da, aber nicht sehr gut. Hart habe ich ein paarmal getroffen. Er hat früher mit einem meiner Jungs bei der Sitte gearbeitet. Sie haben ihn ›Skel‹ genannt — wie Skelett. Hast du ihn mal gesehen?«
    »Ja. Er ist recht dünn.«
    »Dünn?« Dooley lachte. »Leuten, die ausschauen, als seien sie gerade aus einem Erdloch gekrochen, traue ich nicht über den Weg.«

    »Sonst noch jemanden?«
    »Eddie Davidson. Wir sind gleichzeitig aufgestiegen. Aber ich habe den Burger King schon seit ein paar Jahren nicht gesehen. Die anderen kenne ich nur vom Hörensagen. Es

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