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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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nicht viel zu erkennen, da ich es so gut wie möglich zurechtgeschnitten hatte.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Sie sind nicht im Laufe der Ermittlungen im Fall Carver auf ihn gestoßen?«
    Er schaute mich an und runzelte die Stirn. »Warum hätte ich das tun sollen?«

    Eine merkwürdige Antwort. Ich lehnte mich zurück.
    »Keine Ahnung«, entgegnete ich. »Warum nicht?«
    »Wissen Sie, wer das ist?«
    »Nein. Sie?«
    Er antwortete nicht.
    »Und Sie?«
    Er legte das Foto wieder auf den Schreibtisch. »Wollen Sie einen Rat von mir hören, David?«, meinte er, ohne auf meine Frage einzugehen. Außerdem nannte er mich jetzt beim Vornamen.
    »Nicht wirklich.«
    »Nun, ich gebe ihn Ihnen aber trotzdem.« Zum letzten Mal griff er nach der Kaffeetasse und wies mit dem Kopf auf das Foto. »Sie sollten weniger Zeit damit verbringen, die Nase in Geschichtsbücher zu stecken, und lieber rausfinden, wo, zum Teufel, Megan Carver steckt.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Dieses Arschloch«, fuhr er fort und tippte mit dem Finger auf das Gesicht des Mannes. »Wie soll der Ihnen weiterhelfen?«
    »Was hat das zu bedeuten?«
    Er musterte mich, als sei er nicht sicher, ob ich ihn auf den Arm nehmen wollte. »Was, glauben Sie, wird das wohl zu bedeuten haben? Wie soll er Sie bei der Suche nach Megan weiterbringen, wenn er schon seit hundert Jahren die Radieschen von unten betrachtet?«

20
    Ich starrte Healy quer durchs Vernehmungszimmer an. »Was soll das?«
    Er blickte zur Tür und dann wieder auf das Foto, das vor
mir auf dem Tisch lag. »Haben Sie schon mal von Milton Sykes gehört?«
    »Milton Sykes?« Ich runzelte die Stirn. »Der Serienmörder?«
    »Richtig. Alte Schule. Hat vor etwa hundert Jahren dreizehn Frauen entführt und umgebracht und sie so gut vergraben, dass niemand sie finden konnte. Dann saß er fröhlich da, gestand, dass er sie verschleppt hatte, verriet der Polizei aber nicht, wo die Leichen waren. Wahrscheinlich hielt er sich für Jack the Ripper, den großen Geheimnisvollen, aber in Wirklichkeit war er nichts weiter als ein blödes Arschloch.«
    Ich betrachtete das Foto. »Und?«
    »Wenn Ihnen jemand das gegeben hat, will derjenige Sie verarschen.«
    »Das ist nicht Milton Sykes.«
    »Sieht aber genau aus wie er.«
    »Es ist nicht Sykes.«
    »Es ist Sykes, machen Sie die Augen auf.«
    Ich schüttelte den Kopf und war kurz davor loszuschreien. Er begriff einfach nicht, wie sicher ich mir war. »Ich sage Ihnen, dass das nicht Milton Sykes ist.«
    »Geben Sie’s doch zu. Da hat sich jemand einen Scherz mit Ihnen erlaubt.«
    »Das ist ein Standbild aus einem Film, der vor sechs Monaten von einer Überwachungskamera aufgenommen wurde.«
    Als er einen Schritt auf mich zumachte, brachte er wieder den Geruch nach Kaffee und Rasierwasser mit. Sein Blick wanderte über das Foto, als wolle er sich vergewissern, dass er recht hatte. Dann zuckte er die Schultern. »Sie können ja glauben, was Sie wollen. Mir ist es egal, ob er es ist oder nicht. Es hilft mir so oder so nicht weiter.«
    »Was würde Ihnen denn weiterhelfen?«
    »Was?«

    »Sie sind nicht an Megan interessiert. Woran dann?«
    Inzwischen stand er an der Tür und hatte die Hand am Türblatt. Er öffnete sie einen Spalt weit und spähte durch die Lücke. Als er niemanden sah, drehte er sich wieder zu mir um. Noch ein Blick auf das Foto. Dann hob er wortlos den Block auf.
    »Los, Healy.«
    Draußen unterhielten sich zwei uniformierte Polizisten.
    »Warum stehen Sie hier herum?«, fragte ich.
    Wieder schaute er auf den Flur hinaus und nickte den Polizisten zu. Sie erwiderten die Geste, verabschiedeten sich voneinander und verschwanden.
    »Ich habe meine Gründe«, erwiderte er.
    Im nächsten Moment war er verschwunden.
     
    Nachdem wir fertig waren, musste ich vor dem Büro der Kriminalpolizei warten. Durch die Tür konnte ich hinten im Raum vor einer Wand voller Fotos Phillips und Davidson sehen, die mit jemandem sprachen. Ich erkannte ihn aus der Zeitung wieder: DCI Jamie Hart.
    Er war mager und hatte ein eingefallenes Gesicht und kurz geschorenes blondes Haar. Seine müde, angestrengte Miene war die eines Mannes, der den Großteil seines Lebens in den vier Wänden eines Polizeireviers verbrachte. Mit seinen Augen war es jedoch etwas anderes. Sie waren beweglich und lebhaft und blickten immer wieder zu mir herüber, während Phillips, der auf der Schreibtischkante saß, das Wort an ihn richtete.
    Während ich auf sie wartete, betrachtete ich die Wände des Büros:

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