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Blutiges Schweigen

Blutiges Schweigen

Titel: Blutiges Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Jill.
    »Bis zu mir nach Hause ist es nur ein halber Kilometer«, fügte Aron hinzu und wies mit dem Kopf über den Friedhof, wo eine Neubausiedlung entstanden war. »Du musst mal vorbeikommen. Dann können wir das Älterwerden feiern.«
    Ich grinste. »Das verdränge ich lieber.«
    »Dann verdrängen wir eben gemeinsam.«
    Ich schüttelte ihm die Hand, aber Jill schien zu zögern, als ich mich zu ihr umdrehte. Ich versprach ihr, einige Anrufe zu tätigen, obwohl ich eigentlich gesagt hatte, dass es bis nach der Aufklärung des Falles Carver würde warten müssen. Obwohl erst ein Tag vergangen war, verstand ich ihre Ungeduld. Sie wollte wissen, was Frank zugestoßen war, und hatte nun, da sie einen hilfsbereiten Menschen gefunden hatte, keine Lust mehr, noch länger zu warten. Ich hatte einem alten Bekannten, der früher beim National Criminal Intelligence Service gearbeitet hatte, bevor dieser in der SOCA aufgegangen war, eine Nachricht hinterlassen. Doch ich hatte noch nicht weiter nachgehakt.
    »Ich habe Frank nicht vergessen«, sagte ich.
    »Oh, vielen Dank.«
    Ich nickte den beiden zu, verabschiedete mich noch einmal und stieg in den BMW. Als ich zum Restaurant zurückfuhr, um Liz abzuholen, sah ich im Rückspiegel, dass die beiden nebeneinander dastanden und über etwas lachten. Sie verschwanden in der Nacht.
     
    Da Liz sich erboten hatte, mir aus dem mitgebrachten Päckchen eine Tasse Kona-Kaffee zu kochen, ging ich zu ihr, nachdem ich mein Auto abgestellt hatte. Auf dem einen Sofa lagen Aktenmappen und Dokumente, also setzte ich mich auf das andere. In einem Stapel neben dem Kamin entdeckte ich Bücher
mit Titeln wie Juristisches Wörterbuch und Die anwaltliche Praxis . Liz kam mit zwei Kaffeetassen herein, setzte sich neben mich und warf einen Blick auf die Bücher.
    »Faszinierend, was?«
    Ich nahm eine der Tassen. »Ich glaube, ich habe zu viel Angst davor, um es herauszufinden.«
    »Zum Glück habe ich ein fotografisches Gedächtnis.« Sie zwinkerte. »Nein, das stimmt nicht, aber ich bin offenbar gut darin, mir Unmengen wirklich langweiliger Fachbegriffe zu merken.«
    »Wenn ich ein Vampir bin, was bist du dann? Ein Roboter?«
    Sie lachte. Kurz entstand Schweigen zwischen uns. »Danke fürs Abendessen«, meinte sie.
    »Bedanke dich bei deinem Bekannten.«
    »Nein, ich meine …« Sie hielt inne und trank einen Schluck. »Ich meine, danke, dass du mich eingeladen hast. Schließlich warst du nicht dazu verpflichtet.«
    »Ich weiß, aber ich wollte.«
    Sie nickte. »Mir ist klar, wie schwer es für dich sein muss.«
    Ich sah sie an. Ihre Augen waren dunkel. Sie hob die Hand ans Gesicht und schob sich Haarsträhnen hinters Ohr. Plötzlich und unerwartet fühlte ich mich zu ihr hingezogen.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie.
    Ich stellte die Kaffeetasse weg. Liz’ Blick folgte meiner Hand und richtete sich dann wieder auf mein Gesicht. Ich legte die Hand auf ihre, nahm ihr die Kaffeetasse ab und stellte sie neben meine.
    Und dann beugte ich mich langsam vor und küsste sie.
    Anfangs wich sie leicht zurück, obwohl ihre Lippen meine noch berührten, so als wolle sie nicht, dass ich mich unter Druck gesetzt fühlte. Doch als ich die Hand an ihren Hinterkopf legte und sie an mich zog, reagierte sie. Wir fielen
aufs Sofa, ich lag auf ihr und spürte ihren Köper unter mir. Während wir uns weiter küssten, atmete ich ihren Duft ein. Sie schob ein Bein zwischen meine. Als sie leise aufstöhnte, wurde ich von einem Gefühl durchströmt, als stünden alle meine Nervenenden in Flammen. Ich sah sie an. Sie starrte mit funkelnden Augen zu mir auf.
    Und da machte ich einen Rückzieher.
    Langsam wich der Ausdruck aus ihrem Gesicht.
    »Es tut mir leid, Liz.«
    Sie tätschelte mir den Arm. »Das braucht es nicht«, erwiderte sie leise, obwohl ich die Enttäuschung in ihren Augen erkannte. Ich hatte Bilder von Derryn im Kopf, die rasch hintereinander aufblitzten und wieder verschwanden: der Abend, als wir uns kennenlernten, unsere Hochzeit, wir beide in Florida am Strand und dann das Ende ihres Lebens, als sie, in durchgeschwitzte Laken gewickelt, sterbend in unserem Bett lag. Ich rutschte näher an Liz heran und entschuldigte mich wieder. Doch ich hatte den Augenblick zerstört und alle ihre Hoffnungen zum Einsturz gebracht. Zwischen uns war das geblieben, was immer da gewesen war.
    Meine Zweifel. Meine Ängste. Meine Schuldgefühle.

23
    Als ich am nächsten Morgen um neun Uhr aufwachte, war es kalt im Haus. Ich

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